Die Pläne haben sich geändert: Was ursprünglich als Seniorenresidenz mit betreutem Wohnen geplant war, wird nun nach Plänen des Investors und der Stadt zum Übergangswohnheim für Geflüchtete.
Das ehemalige Hotel Zum Werdersee in Habenhausen soll – so der Plan – nach dem Winter 2024/2025 abgerissen und an seiner Stelle im gleichen Zuge ein Neubau entstehen.
15 Monate Abriss- und Bauzeit plant Investor Amer Sandawi, geschäftsführender Gesellschafter der AMM Holding GmbH, dafür ein.
Keine Pflegeheimbetreiber gefunden
Nach der Insolvenz der Convivo-Gruppe, die als Betreiber der Seniorenservicewohnungen geplant war, versuchte Sandawi zunächst einen anderen Betreiber zu finden.
„Wir haben mit vielen gesprochen, die Branche steht aber zu sehr unter Druck. Es gibt keinen anderen, der das übernehmen möchte“, erklärte Sandawi im Rahmen einer Sondersitzung des Beirats Obervieland zum Thema.
Übergangswohnheim mit Wohnungen
Das Sozialressort will in dem Gebäude ein Übergangswohnheim für 200 Geflüchtete einrichten. Derzeit wird im ehemaligen Hotel Zum Werdersee eine Landeserstaufnahmestelle von der Arbeiter Wohlfahrt (AWO) betrieben.
Nach Plänen von Investor und Sozialressort könnte die AWO auch das neue Übergangswohnheim betreiben. Die Menschen sollen in Ein- bis Dreizimmerwohnungen leben, alle ausgestattet mit eigener Küche und Bad.
„Sie haben dort ihren Rückzugsraum, werden aber weiterhin durch den Träger betreut“, erklärte Tobias Lehr, Referatsleiter für Zuwanderungsangelegenheiten im Sozialressort.
Pläne für Hotel Zum Werdersee bleiben
Das Gebäude selbst wird gebaut wie ursprünglich geplant, lediglich im Inneren wird es Veränderungen geben, wie Sandawi erklärte. Baulich handele es sich weiterhin um ein ganz normales Mehrfamilienhaus, so Sandawi.
Auch die Gewerbefläche im Erdgeschoss ist weiterhin geplant. „Es handelt sich um ein Mehrfamilienhaus und die Nachnutzung ist 1:1 gegeben“, so Sandawi.
Mietvertrag über 15 Jahre
Die Stadt will das Übergangswohnheim für 15 Jahren mieten, das sei laut Lehr üblich, um auf beiden Seiten Planungssicherheit zu schaffen.
Ein Platz kostet die Kommune 10,86 Euro pro Tag, die Kaltmiete beträgt im Monat rund 65.000 Euro. „Das ist für uns ein gutes Angebot“, sagt Lehr.
Auf 15 Jahre gerechnet würde das Übergangswohnheim bei Vollbelegung etwas unter 12 Millionen Euro kosten. Selber bauen könne das Sozialressort nicht, erklärte Lehr auf Nachfrage, da die Stadt nicht über ausreichend viele Grundstücke verfüge, zudem fehle es an einer städtischen Baugesellschaft.
Mieten werde das Sozialressort das Gebäude ab dem Zeitpunkt der Übergabe. „Wir sind froh über Investoren und wir haben an dieser Stelle schon einen Träger und ein Konzept“, so Lehr weiter.
Einrichtung wird nicht mehr belegt
Zudem sei man mit dem Bildungsressort im Austausch, um auch die Schulstandort- und Kitaplanung abzustimmen.
Die jetzige Einrichtung werde rechtzeitig nicht mehr belegt, um sie nach und nach aufzulösen, erklärte Lehr. Die AMM Holdig GmbH ist auch in Bremen-Horn Eigentümer des Übergansgwohnheims im ehemaligen Hotel Deutsche Eiche. Die Stadt habe bisher nur positive Erfahrungen dort machen können, sagte Lehr.
Kritik und Lob an den Plänen
Aus Publikum und Beirat zeigte sich Unmut und Widerstand gegen die Pläne. Man könne kein Übergangswohnheim neben die teuren Einfamilienhäuser bauen.
Schon jetzt gebe es zu wenig Kitaplätze im Stadtteil, zudem sei der Bereich um das Gelände schon jetzt vermüllt.
Stefan Markus, Leiter des Bürgerhauses Obervieland und ehemaliger Beiratssprecher lobte dagegen die Pläne: Der Baukörper sei gut geplant. Den Kritikern entgegnete er, dass der Investor seine Wohnungen auch auf dem freien Markt an Geflüchtete vermieten könne.
„Es ist doch positiv, dass sie hier nicht allein gelassen werden. Die Beratung ist direkt vor Ort.“ Die Wohnungen würden gebaut, ganz gleich wer am Ende dort einziehe, schloss Markus.
Einzig das Problem der fehlenden Infrastruktur bliebe bestehen.
Hoffnung auf ehrenamtliches Engagement
Lehr erklärte abschließend, dass die Geflüchteten in Bremen gerecht verteilt würden, Habenhausen habe noch keine Einrichtung und man könne, um keine Milieus zu schaffen, nicht alle Geflüchteten etwa in Kattenturm unterbringen, nur weil es dort bereist Infrastruktur für sie gebe.
Er hoffe zudem auch in Habenhausen auf ehrenamtliches Engagement, um den neu Angekommenen den Start zu erleichtern – trotz aller Kritik.