In Deutschland kommen aktuell 14 Reptilien- und 21 Amphibienarten vor. Laut einer Untersuchung des Bundesamtes für Naturschutz mit dem Rote-Liste-Zentrum sind von 13 untersuchten Reptilienarten neun in ihrem Bestand gefährdet, während dies für zwei von 20 untersuchten Amphibienarten gilt.
Reptilien und Amphibien brauchen strukturreiche Quartiere
„Reptilien und Amphibien brauchen frostsichere Überwinterungsplätze und strukturreiche Quartiere für ihre Aktivitätsphasen in den wärmeren Jahreszeiten. Hierzu gehören auch Orte, an denen ihre Verpaarung stattfinden und ihr Nachwuchs gedeihen kann“, weiß die Bremer Wildtierärztin Dr. K. Alexandra Dörnath, Leiterin des Exoten-Kompetenz-Centrums. „Leider bekommen Reptilien und Amphibien vermehrt die Auswirkungen intensiver Landwirtschaft mit Pestizideinsatz und der Forstwirtschaft mit Monokulturen zu spüren“, erklärt die Naturliebhaberin. Auch würden immer mehr Lebensräume durch Wege und Straßen zerschnitten und für den Gewerbe- und Wohnungsbau sowie für neue Verkehrsflächen geopfert.
Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein Mexiko. Foto: Bollmann
Überlebenskampf der Kriechtiere und Lurche
„Unsere zunehmend monotone und ausgeräumte Landschaft und die Urbanisierung sind die Gründe für den Überlebenskampf von Reptilien und Amphibien. Ohne tiefgreifende Änderungen im Sinne eines Lebensraumschutzes für unsere Mitgeschöpfe werden Kriechtiere und Lurche wohl nur noch in Schutzgebieten überleben können“, befürchtet Dörnath. Sie fügt hinzu: „Ein nachhaltig bewirtschafteter Dauerwald hat aus Sicht des Natur- und Artenschutzes viele Vorteile für Mensch, Tier und alle anderen Lebewesen. Ein solcher Wald ist auch widerstandsfähiger gegenüber Noxen als Monokulturen.“ Die Tierärztin fährt fort: „Insbesondere leiden Arten der Aue und solche, die an Gewässer gebunden sind, an Trockenlegungen von Feuchtgebieten.“
Das Netz des Lebens schützen
Dörnath betont: „Alles greift ineinander und dieses Netz des Lebens müssen wir schützen.“ Das Fehlen einzelner Maschen könne ausgeglichen werden, ganze Risse im Netz allerdings nicht.
Neue Feuchtgebiete für Amphibien und Reptilien
Die Neuanlage von Gewässern, das Anlegen von Mooren, die Aufwertung von Offenland-Lebensräumen sind Beispiele, durch die Reptilien und Amphibien mit artspezifischen Bedürfnissen geholfen werden kann. Was noch getan werden kann, um Kriechtieren und Lurchen zu helfen, liegt daher eigentlich auf der Hand, findet Dörnath: „Die Förderung natürlicher Waldränder sowie die Revitalisierung von Gewässern und Feuchtgebieten ist essenziell. Wichtig ist zudem das Anlegen von Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen sowie Trockenmauern im Kulturland.“ Auch jeder Einzelne könne also auch etwas tun, wenn man den eigenen Garten naturnah gestalte und vor allem auf den Einsatz von Chemie verzichte – wovon auch viele andere Tier- und Pflanzenarten profitieren würden.
Artenspürhunde sind eine Chance für den Naturschutz. Foto: Petra Rentrop auf Pixabay
Artenspürhunde für den Artenschutz
Aber auch Unternehmen können für den Artenschutz aktiv sein, wie das Beispiel der Deutschen Bahn zeigt. Bei Erneuerungen des Gleisbettes oder bei Schienenarbeiten setzt das Unternehmen Artenspürhunde ein, die Geruchsspuren von Zauneidechse, Schlingnatter und Co., aber auch von Fledermäusen zuverlässig erschnüffeln und so eine Umsiedlung bedrohter Arten ermöglichen. In den vergangenen Jahren wurden bereits zehn Hunde für solche Einsätze durch die Deutsche Bahn ausgebildet.
Einheimische Wildtiere und Exoten
Falls Ihnen ein Thema rund um einheimische Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail.