Mordermittlungen und ihr Preis: Der Bremer Profiler Petermann

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Axel Petermann  Foto: Schlie

Mit seinem dritten Buch „Der Profiler“ meldete sich Deutschlands bekanntester Fallanalytiker aus dem Ruhestand zurück. Doch von Ruhestand kann bei Axel Petermann nicht die Rede sein, wie er im Interview verrät.
Weser Report:  Seit vergangenem Herbst sind Sie offiziell Rentner. Können Sie ganz in Ihren Hobbys aufgehen?

Axel Petermann: Ich habe zu meinem Abschied vom Polizeidienst ein Bienenvolk geschenkt bekommen. Daraus sind mittlerweile drei geworden (lacht). Doch wie man an meinem neuesten Buch sehen kann, bin ich meinen beruflichen Interessen auch im Ruhestand treu geblieben.

Axel Petermann ermittelt also weiter?

Als ich noch Fallanalytiker der Polizei Bremen war, kam es vor, dass Menschen mit der Bitte an mich herangetreten sind, mich ihrer ungeklärten Fälle anzunehmen. Damals musste ich das ablehnen, weil ich schlicht nicht zuständig war. Dieses Hemmnis besteht heute nicht mehr.

Doch auch wenn ein Hemmnis nicht mehr besteht, heißt das ja noch lange nicht, dass man durch Deutschland reisen muss, um ungeklärte Mordfälle zu lösen…

Das stimmt, aber ich weiß, dass mein Tun Menschen tatsächlich helfen kann. Es wenden sich Angehörige oder Freunde von Mordopfern an mich, die zum Teil seit Jahrzehnten nicht wissen was wirklich passiert ist. Das kann eine riesige Belastung sein und ich sehe mich da mit meinen Fähigkeiten auch ein Stück weit in der Pflicht. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, mich gar nicht mehr mit Tod, Mord und menschlichen Abgründen zu befassen. Ich habe da eine gewisse Affinität.

Am Ende von „Der Profiler“ verraten Sie allerdings, dass Sie teilweise in der Nacht mit Gedanken an die Toten aus dem Schlaf hochschrecken. War der Preis, den Sie für Ihren Beruf gezahlt haben am Ende nicht doch zu hoch?
Wenn Sie es so ausdrücken, könnten Sie recht haben. Der Preis ist sicherlich ein hoher. Vielleicht ist es aber auch so, dass mir das Schreiben hilft, das Ganze wirklich zu verarbeiten.

Was unterscheidet Ihr neuestes Buch von seinen Vorgängern?

Der große Unterschied ist, dass darin auch Fälle behandelt werden, die sich nicht in Bremen ereignet haben, die lange zurückliegen und die jetzt an mich herangetragen wurden. Dabei versuche ich den Leser direkt an die Tatorte zu entführen und Bilder in ihren Köpfen entstehen zu lassen.


Einer davon ist der von Heike Rimbach. Dafür haben sie im Harz ermittelt. Am Ende grenzen Sie den Kreis der Täter stark ein. Haben sie keine Angst davor, den Mörder hochzuschrecken?

Im Gegenteil. Darum geht es ja. Der soll hochgeschreckt werden.

Aber dann steht er womöglich eines Tages vor Ihrer Tür…

Davor habe ich auch als Ermittler fast nie Angst gehabt. Das waren nur sehr wenige Ausnahmen, wo ich es nicht so angenehm gefunden hätte, den Tätern oder Verdächtigen erneut zu begegnen. 

Wie haben andere Fallanalytiker bislang auf Ihre Bücher reagiert?

Es gab viele positive Rückmeldungen von Polizisten aber von Fallanalytikern anderer Bundesländer habe ich wenig Feedback erhalten.

Dennoch haben Kollegen aus Hamburg und München nach Ihnen Ähnliches  veröffentlicht…

Das stimmt. Womöglich ist das Schreiben über diese Dinge für Menschen mit meinem Beruf doch ein viel wichtigeres Mittel der Bewältigung, als ich zunächst gedacht hätte.

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