Die Bahrsplate in Blumenthal: Freiluftpartys an dem Ort, wo während des Zweiten Weltkrieges hunderte Häftlinge des Außenlagers des Konzentrationslagers Neuengamme ihr Leben ließen? Foto: Füller Die Bahrsplate in Blumenthal: Freiluftpartys an dem Ort, wo während des Zweiten Weltkrieges hunderte Häftlinge des Außenlagers des Konzentrationslagers Neuengamme ihr Leben ließen? Foto: Füller
Blumenthal

Bahrsplate: Freiluftpartys auf NS-Gedenkstätte?

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Mitte Juni hatte der Blumenthaler Beirat mehrere Flächen für Freiluftpartys ausgeschlossen. Eine Woche später soll ausgerechnet die Bahrsplate als Feierstätte erneut überprüft werden - trotz ihrer dunklen Vergangenheit.

Keine spontan angemeldeten Freiluftpartys auf den Flächen Dillener Park, Bahrsplate, BreNor-Gelände und Schillerplatz. So lautet der Beschluss des Beirats Blumenthal Offener Ganztag als Übergangslösung an fünf Schulenvom 13. Juni auf Grundlage des Bremischen Ortsgesetzes über nichtkommerzielle, spontane Freiluftpartys vom März dieses Jahres. Ein Partyverbot auf einer dieser Flächen – der Bahrsplate – soll nun jedoch noch einmal überprüft werden.

Bahrsplate laut Beirat „gut geeignet“

Ein Bürgerantrag, in der Sitzung am 20. Juni vorgebracht, forderte, die Fläche freizugeben. Sie sei gut geeignet und auch kommerzielle Feiern seien erlaubt. Die Mehrheit der Beiratsmitglieder sprach sich in der Folge dafür aus, das Stadtamt mit der Prüfung zu beauftragen, auch wenn der Beirat selbst für die Entscheidung zuständig ist.

„Das Gesetz müsste für nicht-kommerzielle Feiern genauso gelten, wie für kommerzielle“, sagte Anke Krohne (Linke), und auch die Mehrheit ihrer Kollegen sah nur eine Woche nach dem beschlossenen Verbot keinen Grund mehr, dieses nicht noch einmal zu überdenken. Beiratssprecherin Ute Reimers-Bruns (SPD)wies ihre Kollegen darauf hin, dass ein Zurückrudern die Beschlüsse des Beirats nicht glaubwürdig erscheinen lasse.

SPD-Sprecher ist empört

Marcus Pfeiff, Fraktionssprecher der SPD und am 20. Juni nicht anwesend, äußerte sich nun in einer Erklärung an die übrigen Beiratsmitglieder empört über die neuerliche Entscheidung und erinnerte an den Denkort Bahrsplate. „Sie wollen also tatsächlich im Bereich des Denkortes fröhliche Open-Air-Partys in ausgelassener Stimmung und mit lauter Musik zulassen?“, fragt Pfeiff.

Auf dem Areal Bahrsplate waren während des Zweiten Weltkriegs mehr als 1.000 Häftlinge in einem Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme untergebracht, Hunderte starben. Ein Mahnmal erinnert an Ort und Stelle an das Schicksal der Häftlinge. Die Bahrsplate ist inzwischen zur Gedenkstätte erklärt worden.

„Auf keinen Fall Freiluftpartys“

Für Pfeiff und seine Fraktionskollegen kann es in unmittelbarere Nähe des Mahnmals keine Partys geben: „Augenscheinlich ist Ihnen jeder politische Kompass im Umgang mit der Geschichte des Nationalsozialismus verloren gegangen“, schreibt er.

Vor kurzem wurde der Disc-Golf Park auf der Bahrsplate eröffnet, für die übrigen Beiratsmitglieder ein Grund mehr, auch die Möglichkeit von spontanen Partys noch einmal zu überdenken. Pfeiff hingegen unterscheidet: Auf dem Gelände könnten Sport und Freizeit stattfinden. Auf keinen Fall jedoch Freiluftpartys.

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