Ganz gleich, welche Muttersprache die Geflüchteten haben, im PC-Sprachlabor können sie in eigenem Tempo Deutsch lernen. An zunächst zehn Arbeitsplätzen haben Freiwillige der Willkommensinitiative Blumenthal ein Lern-Programm eingerichtet.
Walter Arndt hat sich als ehemaliger Softwareentwickler zunächst darum gekümmert, ein Betriebssystem zu installieren. Daraufhin folgte das Lernprogramm. „Die Rechner sind Spenden einer Hamburger Firma, die Monitore teilweise aus Schulen und Behörden“, berichtet Reinhard Johann von der Willkommensinitiative.
Jede Heimatsprache kann vorher eingestellt werden
Nach langer Recherche fand Johann ein Lern-Programm für Anfänger und kontaktierte den Hersteller wegen der Lizenz. „Es war nicht ganz einfach, eine Software zu finden, die didaktisch so aufbereitet ist, dass sie sinnvoll ist. Bei dieser Software haben wir den Vorteil, dass man die Heimatsprache vorher einstellen kann“, so Johann weiter.
Manche Aufgaben sind in Quizform gestellt, andere verlangen Interaktion: „Es gibt Aufgaben zum mitsprechen. Dabei können die Bewohner die Mundbewegungen von Sprechern auf dem Bildschirm nachverfolgen und kontrollieren“, so der ehemalige Lehrer weiter. Zwar gäbe es auch zahlreiche Sprachen-Apps für das Mobiltelefon, dafür sei allerdings oft W-Lan nötig. Hinzu komme, dass die Lippenbewegungen der Sprecher nicht gezeigt würden.
Dort anknüpfen, wo man aufgehört hat
Unterteilt sind die Lern-Einheiten des Programms in Kategorien wie „Zeit“, „Länder“ und „Einkaufen“. Jeder Nutzer erhält einen Nutzernamen und kann so dort wieder anknüpfen, wo er oder sie vorher aufgehört hat. „Wenn ein Bewohner mal einen Arzt- oder Behördentermin hat, ist es nicht schlimm, wenn er oder sie nicht zum Sprachlabor kommen kann. Man kann ganz individuell lernen und verpasst nichts“, sagt Johann.
Auch ehemalige Bewohner nutzen das PC-Sprachlabor
Für jede Kategorie und erledigte Aufgabe erhalten die Teilnehmer Punkte. Daran kann man den Lernfortschritt- und erfolg ablesen. „Es ist eine Notunterkunft. Viele Bewohner bleiben nur kurz hier. So können sie aber wenigstens zweimal wöchentlich ins Sprachlabor kommen und üben. Und es sind auch schon ehemalige Bewohner weiterhin hier gewesen, um ihre Lektionen zu Ende zu führen“, berichtet Johann.
Für ihn ist das PC-Sprachlabor aber auch eine Entlastung. „Wir sind noch in der Erprobungsphase und haben den Unterricht erstmal storniert. Wir überlegen auch, das Sprachlabor auszuweiten und zum Beispiel Termine nur für Frauen anzubieten“, sagt der Ehrenamtler. Auf lange Sicht soll das individuelle Lernen eine Ergänzung zum frontalen Deutsch-Unterricht sein.