Es wird wieder Leben in das alte Postgebäude einkehren, rund ein Jahr stand es nun leer. Die „Miko Kinder und Jugendhilfe GmbH“ hat das Haus erworben und rund 600.000 Euro investiert. Nun sind dort zehn Appartements für Jugendliche entstanden. In einer außerplanmäßigen Beiratssitzung stellten Sven Dahlgaard von „Miko“ und Thomas Pörschke für die Senatorin für Soziales die Pläne vor.
Der Großteil der Jugendlichen, die in den Ein-Zimmer-Appartements leben werden, sind unbegleitete minderjährige Jungen. Sie stammen aus Syrien, Afghanistan und Somalia. „Wir haben nicht genug angemessene Unterbringungsmöglichkeiten. In dieser Wohnform haben sie die Chance, einen Alltag zu leben und sich auf die Schule und die Ausbildung zu konzentrieren“, so Pörschke.
In Bremen ein gängiges Modell in der Jugendhilfe
Die Jugendlichen werden selbstständig leben, verfügen über eigene Küchen und Bäder. „Es handelt sich nicht um auffällig gewordene Jugendliche, sondern um die, die zur Schule gehen und sich eine Existenz aufbauen wollen. Sie verdienen unsere Unterstützung“, so Pörschke weiter. Dieses Modell der Jugendhilfe werde in Bremen schon seit einigen Jahren praktiziert, erklärte seine Kollegin Claudia Vollmer.
Die jungen Menschen, darunter bisher auch ein in Deutschland geborener Junge, leben laut Sven Dahlgaard alleine, erhalten jedoch Betreuung über das Jugendamt sowie über den Träger selbst. Das Jugendamt Bremen ermittelt den Betreuungsbedarf. „Wir haben Regeln und eine Hausordnung, an die sie sich halten müssen, außerdem eine 24-Stunden-Rufbereitschaft“, so Dahlgaard weiter.
Beirat kritisierte Informationspolitik
Die jungen Menschen seien verpflichtet, aktiv an ihrem Unterricht oder ihrer Ausbildung teilzunehmen – nur einer der Regeln. Im Dachgeschoss des Hauses wird zudem eine geflüchtete Familie einziehen. „Sie übernehmen eine ordnende Funktion“, so Dahlgaard weiter. Die Mieten seien laut Pörschke an den Sozialraum angepasst und geprüft.
Die Beiratsmitglieder begrüßten zwar mehrheitlich die Pläne der „Miko“, kritisierten jedoch, nicht einbezogen worden zu sein. „Es handelt sich um privates Eigentum. Ein Beirat kann nun mal nicht entscheiden, an wen die Wohnungen vermietet werden“, so Pörschke und stellte die Frage in den Raum, ob es die Sitzung auch geben würde, wenn es sich um eine andere Zielgruppe handelte.
Eine Durchmischung ist erwünscht
Hans-Gerd Thormeier (CDU) sprach von einer Konzentration von Flüchtlingen im Blumenthaler Zentrum: „So kann Integration nicht gelingen“. Claudia Vollmer erklärte, die Zahl jugendlicher Flüchtlinge in Blumenthal werde in Kürze sinken, wenn etwa das Hotel „Klüverbaum“ noch im Sommer geräumt werde.
Eine Durchmischung mit deutschen Jugendlichen sei wünschenswert und auch angestrebt, derzeit seien jedoch die alleine geflüchteten Jugendlichen in der Überzahl, wenn es um Hilfen dieser Art gehe, so Vollmer weiter.
Wenn in Kürze die letzten Arbeiten abgenommen wurden, sollen die ersten Jugendlichen einziehen können, dann sollen auch die Stadtteilbewohner die Chance erhalten, sie kennenzulernen, lud Dahlgaard ein.