Es war die klassische Schnapsidee, die Stefan Eiben zur Firmengründung veranlasste. „Ich war sauer, weil zwei Kumpel auf Drängen ihrer Freundinnen einen Herrenabend abgesagt haben.“
Der gelernte System-Administrator nutzte die unfreiwillig einsame Nacht, um eine Website online zu stellen, auf der er Alibis für solche Fälle anbot. „Es war, als hätte ich in ein Wespennest gestochen“, so der hauptberufliche „Lügenbaron“.
Anders als erwartet, sind es aber nicht die klassischen Fremdgänger, die seine Dienste beanspruchen. „Einer der ersten Kunden war vielmehr jemand, der seiner Freundin einen Heiratsantrag machen wollte. Um diesen vorzubereiten, brauchte er zwei freie Abende“, erinnert Eiben sich schmunzelnd.
Überrascht war er auch über die Anfragen von HIV- oder Krebskranken. „Die wollten ihr Schicksal vor Freunden oder Geschäftspartnern geheimhalten und kurzfristig abtauchen können, wenn sie ihre Schübe bekamen.“
Arbeitslosen zu fingierten Jobs verholfen
Arbeitslosen, die ihre Lage nicht preis geben wollten, hat er ebenfalls schon zu fingierten Jobs verholfen. Musste er dabei anfangs noch mit Scheinfirmen arbeiten, verfügt der 39-Jährige mittlerweile auf eine große Kartei an Unternehmen, die sein „Spiel“ mitmachen.
Oft sind es ehemalige Klienten, die jetzt ihrerseits Hilfe anbieten. Außerdem kann er auf einen Pool aus rund 1.000 (Hobby-)Schauspielern zurückgreifen. „Es sind alles freie Mitarbeiter, die in unserem Auftrag Rollen spielen.“ Eine beispielsweise besuchte als vermeintliche Freundin einen homosexuellen Teenager, der seine Neigung vor den Eltern verbergen wollte.
So kann Eiben Personen wie aktuell einigen Escort-Damen zu einem regelrechten Doppelleben verhelfen. „Viele Aufträge gehen in der Tat über Jahre“, sagt der Unternehmer, der neben besagten freien Mitarbeitern ein kleines Team von festen beschäftigt und inzwischen sogar in Spanien eine Dependance seiner Agentur „Alibiprofi“ betreibt.
Postkartenservice besonders gefragt
Rund zwölf Anfragen bekommt er am Tag, seit 16 Jahren ist er damit gut im Geschäft. Besonders gefragt ist unter anderem sein Postkartenservice. „Wir versenden Karten mit der Original-Handschirft des Absenders aus über 200 Städten aus der ganzen Welt.
Während der EM haben auf diese Weise viele Personen vermeintlich Grüße aus einem französischen Stadion geschickt“, berichtet der gewitzte Bremer. Diese Dienstleistung gibt es beispielsweise für 17 Euro.
Kein Alibi für Menschen mit Fetischen
Moralische Bedenken hat er bei Ausübung seines Jobs nicht, wobei er illegale Handlungen ebenso wenig unterstützt wie Menschen mit Fetischen. „Anfragen dieser Art kommen immer wieder. Darauf gibt es von uns keine Antwort.“
Ansonsten gilt: geht nicht, gibt‘s nicht – sogar binnen Minuten kann er ein Alibi organisieren. Ober privat Probleme mit seiner Glaubwürdigkeit habe? Eiben lacht. „Nein, ich kann ja keine Leute einweihen, die ich selbst beschäftige.“ Seine Freundin und enge Freunde würden den Braten sowieso sofort riechen…