Das Anti-Kolonialdenkmal, das für viele nur "der Elefant" ist, wird saniert. Foto: Barth Das Anti-Kolonialdenkmal, das für viele nur "der Elefant" ist, wird saniert. Foto: Barth
Antikolonialdenkmal

Stadt saniert Elefantendenkmal für 180.000 Euro

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Der Elefant am Bahnhof ist Gesprächsthema bei Denkmalschützern in ganz Deutschland. Schließlich gehört er weltweit zu den größten Denkmälern aus Ziegelsteinmauerwerk. Ohne Hilfe droht er aber auseinander zu brechen.

Für die meisten Bremer ist der Elefant hinterm Hauptbahnhof vor allen Dingen eins: Ein beliebter Treffpunkt, um sich zum Beispiel für den gemeinsamen Bummel über den Freimarkt zu verabreden.

„Er ist aber nicht nur ein Dating-Punkt, sondern hat auch eine große geschichtliche Bedeutung“, sagt Ronny Meyer, Staatsrat für Umwelt, Bau und Verkehr. Deshalb investiert Bremen jetzt in die Sanierung des 84 Jahre alten Denkmals.

Sanierung des Elefanten kostet 180.000 Euro

Unter dem Elefanten befindet sich eine Krypta. Foto: Barth

Unter dem Elefanten befindet sich eine Krypta. Foto: Barth

180.000 Euro sollen die Arbeiten insgesamt kosten. 60.000 Euro davon schießt der Bund aus Denkmalmitteln bei.

„Der Elefant ist unter Denkmalschützern bundesweit ein Thema“, sagt Frank Deitschun, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden. „Es ist eine Ehre, so ein Teil in die Hand zu bekommen.“

Bei Frost könnte das Denkmal brechen

Deitschun hat den Zustand des Denkmals untersucht. „Die Steine sind zu 100 Prozent durchfeuchtet“, nennt er das Hauptproblem. Käme es jetzt zu einem strengen Frost, könnte das seinen Worten nach dazu führen, „dass der Elefant einfach auseinander bricht“.

Bevor das passiert, sollen deshalb Mitte August die Sanierungsarbeiten beginnen. Dafür wird das zehn Meter hohe Denkmal komplett eingerüstet.

Auch Sockelflächen sind ein Problem

In einem ersten Schritt wollen Fachleute den Elefanten mit Hochdruckreiniger und Trockeneisverfahren reinigen. Eine im Anschluss aufgebrachte, hydrophobe Schlemmverfugung soll das Bauwerk dann „imprägnieren“.

Probleme machen auch die Sockelflächen des Denkmals, auf denen Regenwasser nicht ausreichend abfließen kann. Sie müssen jetzt erst einmal komplett zurück gebaut und neu isoliert werden, bevor sie so eingefasst wer

den, dass das Wasser künftig richtig abtropft.

Ursprünglich als Reichskoloniedenkmal gebaut

Blick in den Elefantenbauch: So sieht das Denkmal von innen aus. Foto: Barth

Blick in den Elefantenbauch: So sieht das Denkmal von innen aus. Foto: Barth

Insgesamt wollen die Denkmalschützer erreichen, dass das Denkmal, mit dem sich auch schon Jan Böhmermann ausgiebig beschäftigt hat, künftig nicht mehr von weißen Wasserschlieren verunreinigt wird. „Ein Bauteil, das nicht gepflegt aussieht, wird auch nicht pfleglich behandelt“, sagt Deitschun. Bis Ende des Jahres soll alles fertig sein.

Ursprünglich war der Elefant 1932 als Reichskolonialehrendenkmal errichtet worden. In der gut 40 Quadratmeter großen Krypta unter dem Elefanten befand sich damals auf einem steinernen Buch mit den Namen der 1.490 Soldaten, die während des Ersten Weltkriegs in deutschen Kolonien gefallen waren. Heute liegt das Totenbuch im Staatsarchiv.

Seit 1990 „Anti-Kolonial-Denk-Mal“

Am 18. Mai 1990 ist der Elefant zum „Anti-Kolonial-Denk-Mal“ umgewidmet worden. „Der Kolonialismus ging von hier aus. Der Elefant ist das Symbol, dass Bremen immer eine besondere Rolle gespielt hat“, sagt Ralph Saxe.

Er ist Vorsitzender des Vereins „Der Elefant“, der die Bedeutung des Denkmals vor zehn Jahren wieder ins Bewusstsein der Bremer geholt hat. „Damals wusste niemand, wer den Schlüssel für die Krypta überhaupt hatte“, erinnert er sich.

Der Verein veranstaltet seitdem auch Lesungen und kleine Konzerte im Innenraum des Denkmals, der seitdem wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

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