„Wäre man Pessimist, dürfte man heute Abend eigentlich gar nicht hier sein, sondern müsste zu Hause bleiben“, begrüßte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) seine Genossen und Interessierte auf Gut Sandbeck. Und freute sich gleichzeitig, dass diese trotz allem so zahlreich erschienen waren.
Klar, Thema am Dienstagabend: die jüngsten Terroranschläge – und wie eine Nation damit umzugehen habe. „Hätte man das, was in Würzburg und Ansbach passiert ist, verhindern können?“, fragte der Minister.
Kein Flüchtlingsaufnahmestopp wegen Einzeltätern
„Ja, vielleicht wenn dieses Land in den vergangenen fünf Jahren keinen einzigen Flüchtling aufgenommen hätte“, befand er. Und fügte hinzu: „Aber ist es für ein Land mit unserer Geschichte eine Option, keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, um sich vor Einzeltätern zu schützen?! Ich denke, nicht.“
Pistorius warnte davor, nach den jüngsten Ereignissen in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. „Geht es jetzt wieder darum, dass alle Muslime Verbrecher sind?“
Sicherheit laut Boris Pistorius nicht in Gefahr
Genau dieser Eindruck dürfe nicht entstehen. Ebenso wenig wie der „Eindruck, dass unsere Sicherheit in Gefahr sei, nur weil wir eine Million Flüchtlinge aufnehmen. Das ist sie nicht – verflixt und zugenäht“, so der 56-Jährige energisch.
Parteien, die mit einem „A“ anfingen und Menschen, die Pegida-Flaggen hinterliefen, müsse man „jetzt die Rote Karte zeigen“. Denn sie versuchten, die Ängste und Sorgen der Menschen für sich zu nutzen „und sie mit ihrer eigenen tiefsitzenden Fremdenfeindlichkeit zu vermengen“.
Ebenso wenig halte der SPD-Mann von bayerischen Innenministern, die dieser Tage schärfere Asylgesetze forderten. „Wir brauchen jetzt Innenpolitiker, die Ruhe bewahren. Denn die Situation ist so ernst, dass sie ausschließlich mit Besonnenheit angegangen werden kann.“ Weder Panikmache, noch Sorglosigkeit seien die richtige Wahl.
Innenminister ermutigt Bürger zum Ausgehen
Die anwesenden Gäste, darunter auch der ehemalige Osterholzer Landrat und jetzige Chef der Niedersächsischen Staatskanzlei, Dr. Jörg Mielke, ermutigte Boris Pistorius, weiter auf die Straße zu gehen und ihr Leben zu leben. „So wie die Menschen in Paris, die sich wieder in ihr Café setzen, um denen, die uns unserer Freiheit berauben wollen, die Stirn zu bieten.“
Augenzwinkernd und mit viel Applaus schloss Niedersachsens Innenminister seine Rede: „Wenn Leute jetzt Weltuntergangsszenarien malen, muss man sagen: Ja, irgendwann wird die Welt vielleicht mal untergehen – aber nicht in dieser Legislatur.“