Landgericht Eulenbruch Hans Eulenbruch (r.) mit seinem Verteidiger Erich Joester. Archivfoto: Schlie
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Harms am Wall: Jetzt sprechen die Ex-Mitarbeiter

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Zwei ehemalige Mitarbeiter von Harms am Wall haben am Freitagvormittag vor dem Landgericht ausgesagt. Es ging um die Stimmung im Unternehmen - und Gerüchte, die auch schon vor dem Brand über Hans Eulenbruch kursierten.

„Die Umsätze waren schlecht“, sagte die erste Zeugin aus. Sie war mehr als 35 Jahre lang im Modegeschäft tätig, hat dort schon ihre Ausbildung gemacht. Einblicke in die konkreten Umsatzzahlen hatte die 53-jährige Einzelhandelskauffrau zwar nicht.

Aber: Dass die Umsätze des Unternehmens nicht stimmten, „wurde uns immer gesagt“, erklärte sie. Damit habe man die Mitarbeiter auch anspornen wollen, sich mehr Mühe im Verkauf zu geben und auch Forderungen nach höheren Gehältern abgebügelt.

Umsätze während des Schlussverkaufs besser

In der Zeit vor dem Brand, als bei Harms am Wall schon wegen des geplanten Umbaus der Schlussverkauf lief, seien die Umsätze besser gewesen. „Vorher war die wirtschaftliche Lage schlecht“, sagte die Zeugin.

Unter den Kollegen sei erzählt worden, das Geschäft solle verkleinert werden. Auch der baulich schlechte Zustand des Gebäudes habe für Gerüchte gesorgt. „Es hat an vielen Stellen reingeregnet“, sagte die 53-Jährige. Schimmel und Fenster, die zugenagelt waren, damit sie nicht herausfallen, seien zwar vor Kunden verborgen geblieben, aber den Mitarbeitern bekannt gewesen.

„Es war nicht mehr der Harms“

Die Frau ist heute nicht mehr für Hans Eulenbruch tätig. „Ich habe mich nicht mehr wohlgefühlt. Es war nicht mehr der Harms“, sagte sie.

Die Verteidiger von Eulenbruch und seinem Mitangeklagten verfolgten bei der Befragung weiter das Ziel, zu beweisen, dass die Harms-Mitarbeiter bei ihren Vernehmungen bei der Polizei beeinflusst und unter Druck gesetzt worden waren.

Dass sie von der Polizei gefragt worden ist, ob Eulenbruch ein Verhältnis mit seiner Mitarbeiterin habe, bestätigte die Einzelhandelhandelskauffrau. Sie selbst habe sich in dem Gespräch aber nicht unangenehm angegriffen gefühlt.

Zeuge beschreibt Eulenbruch als „kühlen Mann“

Der zweite Zeuge am Freitagvormittag ist ebenfalls viele Jahre für Harms am Wall tätig gewesen, zunächst als Verkäufer, später in der Verwaltung. Den Brand, so erzählte er, habe er als Befreiung angesehen, weil seine Tätigkeit für das Unternehmen damit zu Ende gewesen ist.

Er habe unter der negativen Stimmung, die zuvor herrschte, gelitten. „Ich hatte den Eindruck, dass dort nur wenige Leute arbeiten und dass alles, wenn einer fehlt, zusammenbricht.“ Und: „Man hatte das Gefühl, dass es dem Geschäft nicht gut geht.“ Eulenbruch beschrieb er als einen „kühlen Mann“.

Der Geschäftsführer hatte ihn dafür eingesetzt, Wareneingangsrechnungen zu bearbeiten und die Begleichung von Rechnungen vorzubereiten. „Es gab Phasen, wo die Liquidität nicht da war“, sagte der 47-Jährige aus. Eulenbruchs Frau hätte ihn deshalb mehrmals angewiesen, Zahlungen einige Tage nach hinten zu verschieben.

Jede Menge Berichte aus der Gerüchteküche

Manchmal hätte Harms dann nicht mehr vom Skonto profitieren zu können. Dass Mahnungen ins Haus flatterten, hätte er während seiner Tätigkeit in der Verwaltung, in der er seit 2011 beschäftigt war, aber nur ein oder zwei Mal erlebt.

Besonders kritisch konfrontierten ihn die Verteidiger von Eulenbruch und seinem Mitangeklagten mit den Aussagen, die der 47-Jährige bei zwei Vernehmungen gegenüber der Polizei gemacht hatte. Zum einen hatte er im Zusammenhang mit Verschwiegenheitserklärungen, die Büromitarbeiter angeblich unterschreiben mussten, von einem Zahlungseingang in Höhe von 900.000 Euro auf dem Harms-Konto berichtet. Dieser Betrag sei 2013 auf einmal auf dem Konto gewesen. „Aber man redete nicht darüber“, so der Zeuge.

Zeuge traut Eulenbruch die Tat zu

Bei der Summe soll es sich um den Ersatz eines Staubschadens handeln, den das Unternehmen erlitten hat. Außerdem hat der ehemalige Mitarbeiter der Polizei erzählt, Eulenbruch hätte über die Firmenkonten private Anschaffungen gemacht, zum Beispiel teure Stühle gekauft. „Das liest sich so, als wäre etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen“, hielt im auch Richterin Andrea Schneider vor.

Belegen konnte der Zeuge diese Verdächtigungen nicht. Er berief sich nur immer wieder auf das, was im Unternehmen geredet worden sei oder was man „eben so hörte“. Darauf hat er angeblich auch eine Aussage gestützt, die ihm jetzt vor Gericht wieder vorgehalten wurde: Dass er seinem ehemaligen Chef eine Beteiligung an der Brandstiftung zutraut.

Verteidiger vermutet Vorgespräche

Thema war auch die zweite Vernehmung des Zeugen bei der Polizei, die laut seiner Erinnerung am 23. Juni 2015 von 8 bis 16.30 Uhr ohne Pause stattgefunden hat. Eine Aktennotiz der zuständigen Kommissarin weist aber eher darauf hin, dass der Vernehmungstermin für 10 Uhr angesetzt war.

Tatsächlich als Zeuge belehrt wurde der 47-Jährige laut Protokoll erst um 12.10 Uhr. „Das ist das, was man als Verteidiger gerne hört“, sagte Rechtsanwalt Ericht Joester. Er vermutet: Es hat lange Vorgespräche gegeben, die nicht im Protokoll auftauchen.

Die Verhandlung wird am Dienstag, 30. August, 13 Uhr, in Raum 218 des Landgerichts fortgesetzt.

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