Jeder Vierte ist in Bremen von Armut betroffen. Foto: Schlie Jeder Vierte ist in Bremen von Armut betroffen. Foto: Schlie
Alarmierende Zahlen

Jeder vierte Bremer ist von Armut bedroht

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Das Armutsrisiko ist in Deutschland in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. In Bremen ist laut einer aktuellen Statistik jeder Vierte von Armut bedroht. Die CDU glaubt, der Senat ist daran stark beteiligt.

In Deutschland sind aktuell 15,7 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Das hat das Bundesamt für Statistik ausgerechnet und am Donnerstag veröffentlicht. Damit sind mehr Menschen von Armut bedroht, als noch 2015. Bremen ist davon besonders betroffen: 24,8 Prozent, also jeder vierte ist in der Hansestadt 2015 von Armut bedroht gewesen. Im Vergleich von zehn Jahren, ist damit der Anteil der Menschen mit alarmierend wenig Einkommen von 22,3 Prozent in 2005 um 2,5 Prozentpunkte gestiegen.

Zum Vergleich: In Hamburg sind 15,7 Prozent aller Menschen von Armut bedroht, in Berlin 22,4 Prozent. Am besten geht es den Menschen in Bayern (11,6 Prozent) und Baden-Württemberg (11,8 Prozent).  Am stärksten gestiegen ist die Quote in Nordrhein-Westfalen: 2005 waren im bevölkerungsreichsten Bundesland 14,4 Prozent der Menschen von Armut bedroht, 2015 sind es 17,5 Prozent.

Als von Armut bedroht, gilt in Deutschland wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat. 2014 fielen darunter Singlehaushalte mit maximal 917 Euro netto, eine Familie mit zwei Kindern, die nicht mehr als 1926 Euro netto zum Leben hatte, gilt ebenfalls als gefährdend.

CDU wirft Politik schlechte Koordination vor

Dass in Bremen jeder Vierte von Armut bedroht ist, erklärt sich Sandra Ahrens, sozialpolitische Sprecherin der CDU so: „Wir haben den höchsten Anteil Alleinerziehender, viele Jugendliche ohne Ausbildung oder Schulabschluss und den höchsten Anteil Hartz IV-Empfänger.“ Sie glaubt, dass man Armut nur wirksam bekämpfen kann, wenn „die Menschen befähigt werden, selbstständig ihr Leben finanzieren zu können.“

In Bremen kommt das laut der CDU-Politikerin an vielen Stellen zu kurz: „Wir haben viel zu wenig Kinderbetreuungsplätze, keine Ganztagsschulen und so keine Infrastruktur gerade für Familien, arbeiten oder zur Schule gehen zu können.“ Ahrens glaubt, einen großen Anteil daran, habe die Bremer Politik: „Wenn man sich die Armut wie ein Blumenbeet vorstellt, rennt hier jedes Ressort mit einer Gießkanne mit nur einem halben Liter Wasser herum und gießt wild darauf los. Wenn alle strukturiert zusammenarbeiten würden, hätte man mehr Wasser, was dosiert auf die Nutzpflanzen gegossen werden könnte.“ Doch weil jedes Ressort sein eigenes Süppchen koche und so höchstens Strohfeuer lösche, sei „die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen gleich null.“

Ähnlich sieht das der paritätische Wohlfahrtsverband: „Wir vermissen eine strukturierte Bearbeitung der Probleme“, sagt Sprecherin Anke Teebken. Als Beispiel nennt sie den verfehlten Kita-Ausbau. „Da hätte man viel strategischer herangehen müssen.“ Teebken sieht neben der Armutsgefährdung von Familien und Alleinerziehenden neben den Erwerbslosen eine weitere Gruppe im Fokus: „Ältere Personen sind überproportional von Armut bedroht, auch beim Thema Rente besteht dringender Handlungsbedarf.“

SPD macht Wirtschaft für Armut mit verantwortlich

Die hohe Arbeitslosigkeit ist laut Teebken ein wesentlicher Grund für die hohe Armutsgefährdung in der Hansestadt. „Wenn junge Menschen schulisch nicht richtig für eine Ausbildung qualifiziert werden, ist es schwer für sie einen Job zu finden“, so Teebken. Sie fordert mehr Unterstützung für diese Menschen.

Beim Thema Arbeit will Klaus Möhle, sozialpolitischer Sprecher der SPD ansetzen. „Die Menschen brauchen Jobs, die so gut bezahlt sind, dass sie davon leben können.“ Möhle sieht da auch die Wirtschaft in der Verantwortung. „Politik muss dafür sorgen, dass alle ausreichend qualifiziert werden“, so Möhle weiter. Zudem will er sich für einen sozialen Arbeitsmarkt stark machen, auf dem auch Menschen teilnehmen können, die im ersten Arbeitsmarkt nicht zurechtkommen. „Ehemalige Drogenabhängige oder Langzeit-erkrankte beispielsweise“, sagt Möhle.

Einen großen Schwachpunkt der Bremer Politik sieht auch Möhle in den fehlenden Kita-Plätzen: „Das Ergebnis ist nicht befriedigend. Ohne Betreuungsplätze können wir junge Mütter nicht aus der Spirale von fehlender Betreuung und Arbeitslosigkeit heraus holen.“

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