Am Sielwall sei es viel zu laut, bemängelt die BI. Am Sielwall sei es viel zu laut, bemängelt die BI.
Keine Saufmeile

Anwohner kritisieren Lokale und Lärm im Viertel

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Zu viele Konzessionen für Gastronomie, zu viel Lärm, zu viel Müll und „öffentlicher Drogenhandel“ – die Mitglieder von der Bürgerinitiative „Leben im Viertel“ haben jede Menge zu bemängeln und diverse Forderungen.

„Wir waren ja sehr irritiert, als das Viertel im vergangenen Jahr zum Kulturschutzgebiet erklärt wurde“, sagt Christine Plagemann, Mitglied der Bürgerinitiative (BI) „Leben im Viertel“.

„Denn augenscheinlich waren wir Bewohner mit ,Schutz‘ nicht gemeint“, fügt sie hinzu. Vielmehr fühlen sich sie und weitere 40 Personen, die sich in besagter BI engagieren, dem Gegebenheiten vor Ort schutzlos ausgeliefert.

„Außenflächen werden ignoriert“

Ihre Mitstreiterin Karin Steiger beginnt mit der Aufzählung von Gründen: „Da ist zunächst die Konzessionsvergabe an die Gastronomen. Niemand blickt mehr durch, wie viele Genehmigungen es gibt.

Zudem würden die Wirte die Fußwege mit Tischen und Stühlen besetzen und die ausgewiesenen Außenflächen geflissentlich ignorieren. „Inzwischen stellt ja außerdem jeder Kioskbetreiber und jeder Pizzaservice noch Sitzgelegenenheiten vor die Tür“, so die Anwohnerin erbost.

„Versagen von Politik und Verwaltung“

„Das ist ein Zustand, der so nicht sein kann, ein Versagen von Politik und Verwaltung, Wir fordern Kontrollen und eine Konzessionssperre“, sagt sie. Schlimmer sei noch, dass sich die Szene immer mehr auf die Straße verlagere.

Viele Menschen kauften sich halt lieber drei billige Bier an einer Bude, als teure im Lokal. Die säßen dann auf der Straße und ließen ihre kaputten Flaschen und weiteren Unrat gleich dort.

Arge Zustände am Bermudadreieck

Besonders arg seien die Zustände am sogenannten „Bermudadreieck“ (Fehrfeld/Ecke Humboldtstraße), Sielwall und dem Ziegenmarkt. An letztgenannten Orten im Viertel käme der fast öffentliche Drogenhandel als weiterer Missstand hinzu.

Franz Dwertmann, ein weiteres Mitglied des Zusammenschlusses, hat sich des Themas „Lärm im Viertel“ angenommen. „Am Sielwall gibt es einen Dauerschallpegel von 57 Dezibel. Das ist weit über dem Erlaubten“, kritisiert er.

Spitzenwert von 79.6 Dezibel

Gemäß WHO (Weltgesundheitsorganisation) dürfe dieser einen maximalen Wert von 55 nicht überschreiten. In Spitzenzeiten hätte man jedoch schon 79,6 Dezibel an besagter Stelle gemessen. „Und das war im Winter. Die zuständigen Behördenvertreter sollen sich da mal in lauschigen Sommernächten hinstellen.“

Ortsamtsleiterin Hellena Harttung sieht die Problematik ein: „Es ist einfach so, dass wir ein hochbelasteter Stadtteil sind – da gibt es Verkehr, Einzelhandel, Gastronomie und die verschiedenen Vorstellungen von Bewohnern und Gästen. Die senatorischen Behörden müssen schauen, wo sie nachsteuern können, um die Situation in den Griff zu kriegen.

Gastronom: „Wir sind Spießer“

Gastronom Tim Sommerfeld („Wohnzimmer“) bemüht sich, zu schlichten: „Ich glaube, dass wir nicht der Gegenpart der Anwohner sind. Wir sind Spießer und kehren vor unserer eigenen Haustür. Da bleibt nachts kein Müll zurück. Problematisch ist eher jene Szene, die sich außerhalb der Kneipen nieder lässt. Das sehen die Betreiber aller Bars so. Wir wollen keinesfalls, dass das Viertel verdreckt.“

Außerdem müsse man bedenken, dass die BI aus 40 bis 50 Personen bestehe. Bei 22.000 Einwohnern sei deren Meinung nicht immer repräsentativ.

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