Nicht Sterneküche, aber auch nicht Kantine: Luka Lübke wird Köchin im Quartierszentrum Huckelriede. Foto: Marta Urbanelis Nicht Sterneküche, aber auch nicht Kantine: Luka Lübke wird Köchin im Quartierszentrum Huckelriede. Foto: Marta Urbanelis
Stadtteil-Restaurant

Luka Lübke bringt Slow-Food nach Huckelriede

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Das Essen im Quartierszentrum eines sozial schwachen Ortsteils muss vor allen Dingen billig sein? Das sieht Luka Lübke völlig anders. Wie die Bremer Köchin in Huckelriede Slow-Food quartierstauglich machen will.

Dass Luka Lübke das Thema Slow Food am Herzen liegt, ist nichts Neues. In der Vergangenheit hat sie auch in ihren eigenen Restaurants Wert darauf gelegt, dass die verwendeten Produkte möglichst direkt vom Erzeuger stammen und auf Industrie-Ware verzichtet.

In Zukunft wird das für die Bremer Köchin eine besondere Herausforderung werden. Sie kocht nämlich nicht für ein Publikum, das selbst der Slow-Food-Philosophie verbunden und dementsprechend zahlungsfreudig ist, sondern in einem Quartierszentrum. Und das heißt: Für Nachbarn im sozial schwachen Huckelriede und für Kita-Kinder.

Luka Lübke in die „Chef Alliance“ aufgenommen

„Es wird nicht zu 100 Prozent Bio geben“, stellt Luka Lübke klar. „Die gute Geschichte der Lebensmittel ist mir wichtiger als ein Bio-Siegel.“ Von ihrer Überzeugung in Sachen Slow-Food will sie trotzdem nicht abweichen. Im Gegenteil.

Gerade erst ist die Bremerin in die „Chef Alliance Deutschland“ aufgenommen worden. Das Köche-Netzwerk hat sich die Verwendung regionaler Lebensmittel auf die Fahnen geschrieben und will lokale Erzeuger dabei unterstützen, sich selbst und mit der Gastronomie zu vernetzen.

Slow-Food für Kita-Kinder und Restaurant-Gäste

Diese guten Vorsätze außerhalb eines teuren Restaurants durchzuhalten, wird nicht einfach. Lübke ist trotzdem überzeugt, dass sie ihre Überzeugung auch im Quartiers-Restaurant „Marie Weser“ durchsetzen kann, das voraussichtlich Mitte November eröffnet.

Dort wird sie nicht nur für die Versorgung der 60 Kinder aus der Kita des SOS-Kinderdorfs verantwortlich sein, sondern auch Mittagessen für den Stadtteil anbieten. „Ich verwehre mich gegen den Begriff Mittagstisch, weil der suggeriert, dass es darum geht, dass das Essen schnell geht, billig ist und der Teller voll ist“, sagt Lübke.

Flexibel nach Angebot kochen

So werden auch die Gerichte, die sie im Quartierszentrum Huckelriede serviert, zum Teil ihren Preis haben. Ob fünf oder mehr Essen im Angebot sein werden, müsse sich erst noch zeigen. Wenigstens ein Gericht soll aber für alle erschwinglich sein. Lübkes Konzept: Flexibel auf Produktionsüberhänge bei ihren Zulieferern reagieren.

So könnte überschüssiges Gemüse, das der Bauer dringend verkaufen will, in Huckelriede zu einem preiswerten Auflauf verarbeitet werden. Gemüse soll grundsätzlich eine wichtige Rolle in Lübkes neuer Küche spielen. „Es wird nicht immer Fleisch geben“, betont sie. Schon allein deshalb, weil sie keine Produkte aus Massentierhaltung verwenden will.

Lübke: „Kein Industrie-Scheiß“

Auch Convenience-Ware, also vorgefertigte Lebensmittel, will die Bremer Köchin gar nicht erst in ihre Küche lassen. „Da werden vielleicht einige traurig sein, dass es nicht ihr bekanntes Schlemmerfilet gibt, aber das ist dann eben so.“ Oder wie sie es sagt: „Kein Industrie-Scheiß.“

Um sich auf ihren Einsatz in Huckelriede vorzubereiten, hat die Köchin im März ein Praktikum beim Hamburger Kindergarten-Caterer „Wackelpeter“ absolviert. Dort werden täglich 3.000 Essen in Slow-Food- und Bio-Qualität gekocht. „Daran haben die dort lange gearbeitet“, sagt Lübke.

Jetzt will sie die Arbeit in Huckelriede fortsetzen – als Betriebsleiterin des neuen Stadtteil-Restaurants „Marie Weser“. Ihr Credo klingt ist dabei eigentlich ganz simpel: Iss nie etwas, das deine Großmutter nicht als Lebensmittel erkannt hätte.

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