Gelbe bis rote Kästchen zeigen an, wo Diebe in den vergangenen 14 Tagen eingebrochen sind. „Die Kästchen befinden sich immer mittig über den betroffenen Straßenzügen und nicht direkt auf einem Tatort“, erklärt Projektleiterin Annika Hillmann. Genauer darf die Polizei die betroffenen Häuser aus Datenschutz-Gründen nicht angeben.
Auch der Radius, auf den sich die Kästchen beziehen, ist nicht exakt festgelegt. Hinter hellgelben Kästchen verbirgt sich ein Einbruch, orangene Felder stehen für zwei Taten, dunkelorangene Quadrate für drei Einbrüche und rote Kästchen für vier oder mehr Einbrüche. Ein Klick auf das Symbol gibt aber auch immer an, wie viele Einbrüche dort aktuell registriert sind.
Einbruchsradar wird immer mittwochs aktualisiert
Hillmann hat das Einbruchsradar ein halbes Jahr lang nach dem Vorbild aus Nordrhein-Westfalen entwickelt. Ab sofort können auch Bremer sehen, wie es um die Einbruchssituation in ihrer Stadt aktuell steht. Immer mittwochs werden die Daten aktualisiert und geben einen Überblick über die jeweils vergangenen zwei Wochen.
„Seit 2009 gerät der Wohnungseinbruchsdiebstahl wieder mehr in den Fokus von Straftätern“, sagt Polizeipräsident Lutz Müller. Zwar könne man seitdem die Zahl mit Schwankungen auf einem gewissen Niveau halten. „Aber das stellt uns nicht zufrieden“, sagt Müller.
2.700 Einbrüche im vergangenen Jahr
2.700 Einbrüche gab es in Bremen allein im vergangenen Jahr. „Für uns sind das zu viele Taten“, sagt der Polizeipräsident. Die Bremer Polizei setzt deshalb neben der eigenen Tätigkeit auf zwei Grundpfeiler: Bürger sollen sich technisch gegen Einbrecher schützen und besonders aufmerksam für ungewöhnliche Vorgänge in ihrer Nachbarschaft sein. „Täter zu ergreifen gelingt uns nur in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung“, sagt Jens Körber, stellvertretender Leiter der Schutzpolizei.
Mit dem Einbruchsradar sollen Bürger für die Vorgänge in ihrer Stadt sensibilisiert – und im Idealfall selbst tätig werden, indem sie zum Beispiel ihr Haus besser gegen Einbrecher sichern. „Bremer erhöhen so das Risiko, am Tatort entdeckt zu werden, weil der Einbruch länger dauert, und die Polizei schnappt den Dieb in Tatortnähe“, beschreibt Körber das Wunsch-Szenario.
Polizei will Erfolg nach einem halben Jahr auswerten
Mit der Online-Karte, die Bremer auf der Homepage der Polizei und auf ihrer Facebook-Seite finden, will die Polizei auch jüngere Menschen erreichen. „Wir wollen die Bürger nicht nur informieren, sondern auch aufklären, welche Präventionsmöglichkeiten es gibt, „sagt Annika Hillmann. Deshalb ist auf der Karte zum Beispiel auch das Präventionszentrum der Polizei am Wall verzeichnet – und alle nötigen Kontaktdaten.
Wie erfolgreich die Karte in anderen Bundesländern die Polizeistatistik beeinflusst und die Einbruchszahlen gesenkt hat, ist nicht bekannt. „Konkrete Ergebnisse in Zahlen liegen noch nicht vor“, sagt Hillmann. Die Bremer Polizei will den Erfolg ihres Einbruchsradars nach einem halben Jahr auswerten.
Für eine App fehlt bisher noch das Geld
Langfristig kann sich Polizeipräsident Müller auch vorstellen, dass Bürger sich per App über die aktuelle Einbruchssituation informieren können. „Als kleinstes Bundesland können wir uns aber nicht alles leisten“, sagt er. Es gebe Überlegungen, zum Beispiel die bisher als Frühwarnsystem für Gefahrenlagen genutzte App „Nina“ um diese Funktion zu erweitern.
Das Risiko, dass auch Täter das Einbruchsradar nutzen könnten, um in Bereichen zuzuschlagen, die aktuell wenig belastet sind, hält man bei der Polizei für gering. „Viele Täter sind Gelegenheitstäter oder reisende Täter“, so Körber. „Die gucken nicht, wo es wenige Taten, sondern, wo es gute Gelegenheiten gibt.“
Außerdem informiere die Polizei ja auch jetzt schon über die Medien über Einbruchsserien. „Wir haben uns vor drei Jahren dafür entschieden, mit diesem Thema massiv an die Öffentlichkeit zu gehen.“
Am Sonntag, 30. Oktober, informiert die Polizei außerdem beim „Tag des Einbruchschutzes“ von 11 bis 17 Uhr in der Unteren Rathaushalle über Präventionsmöglichkeiten.