Axel König, 48, ist Referatsleiter für Stadtplanung und Bauordnung Links der Weser und in dieser Funktion von Anfang an mit der Deicherneuerung entlang der Stadtstrecke betraut und hat das Preisgericht beim Landschaftsarchitekten-Wettbewerb als Sachverständiger begleitet. Foto: Schlie Axel König, 48, ist Referatsleiter für Stadtplanung und Bauordnung Links der Weser und in dieser Funktion von Anfang an mit der Deicherneuerung entlang der Stadtstrecke betraut. Foto: Schlie
Interview

Stadtplaner hat Verständnis für Platanen-Proteste

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Das Stadtbild wird sich massiv verändern: 2021 beginnen die Bauarbeiten für den neuen Weserdeich auf Neustadtsseite. Wie der Gestaltungswettbewerb gelaufen ist, erklärt der Bremer Stadtplaner Axel König.

Weser Report: 13 Entwürfe für die neue Deichgestaltung und kein Gewinner. Waren die Ideen nicht gut genug?

Axel König: Ich würde es so sagen: Die Aufgabe war komplex und bezog sich auf eine große Fläche. Für die Wettbewerbsteilnehmer war es deshalb schwer, auf alle Fragen die richtige Antwort zu finden. Das kommt in Wettbewerben durchaus vor. Natürlich wäre es schöner, wenn man schon jetzt einen ersten Preis gehabt hätte, aber das wird ja noch kommen, wenn die Kandidaten ihre Beiträge überarbeitet haben.

Was zeichnet die beiden Entwürfe aus, die jetzt noch einmal angepasst werden?

Topotek hat die Idee, mit begrünten Terrassen die Landschaft wieder in die Stadt zu holen und mit diesen Elementen die Ebene am Wasser zu stärken. Der Entwurf des Ateliers Loidl stellt die neue Deichmauer als skulpturenartikes Bauwerk in den Mittelpunkt. Das sind zwei ganz unterschiedliche Philosophien.

Beide Teilnehmer müssen in Sachen Deichsicherheit nacharbeiten. Waren die Vorgaben nicht konkret genug?

Doch. Die Vorgaben sind klar definiert worden. Alle Entwürfe sind daher sturmflutsicher. Wenn aber in das Abflussprofil der kleinen Weser eingegriffen wird, sie also an einer Stelle verengt wird, muss das an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden.

Gab es bei den 13 Entwürfen Übereinstimmungen, die nicht vorgegeben waren, und die Jury überrascht haben?

Ja. Alle Entwürfe sehen zum Beispiel eine verbreiterte Wegeführung unter der Wilhelm-Kaisen-Brücke vor, teilweise auf bis zu vier Meter statt bisher unter einem Meter. Ob das möglich ist, wird zu prüfen sein. Aber die Idee ist anscheinend so wichtig, dass sie bei allen Entwürfen wieder auftaucht.

Warum war es nicht möglich, auch Entwürfe zuzulassen, die den Erhalt der mehr als 120 Platanen berücksichtigen?

Weil es unrealistisch ist. Wir haben die klare Erkenntnis, dass die Baumkulisse nicht erhalten bleiben kann. Das hat schon vor dem Wettbewerb eine Machbarkeitsstudie gezeigt. Da wäre es unredlich, Wettbewerbsteilnehmer in die falsche Richtung laufen zu lassen. Und auch gegenüber der Öffentlichkeit wäre es unredlich, vorzugaukeln, dass es eine solche Möglichkeit gäbe, wenn man spätestens bei der Umsetzung dann doch anders planen müsste.

Geht es bei der Frage, ob die Platanen erhalten bleiben können, um Wirtschaftlichkeit?

Nein, mit der Finanzierbarkeit hat das nichts zu tun. Der Sachverhalt ist eindeutig: Etwa die Hälfte der Bäume müsste der neuen Deichwand weichen, bei der anderen Hälfte spielen andere Gründe eine Rolle, zum Beispiel, dass sie die Belastung der Bauphase nicht überstehen würden oder krank sind. Ich kann nachvollziehen, dass Menschen um die Bäume kämpfen. Das Thema ist komplex und wir haben uns schon lange vor der tatsächlichen Planung damit beschäftigt.

Das Bauressort hat bei den Plänen für die Stadtstrecke auf Bürgerbeteiligung gesetzt. Bei den Veranstaltungen gab es aber vor allen Dingen Protest – und bei der Vorab-Vorstellung der Entwürfe sogar eine Frau, die sich beklagt hat, der Vortrag sei langweilig. Ärgert Sie das?

Insbesondere die Vorab-Präsentation ist auch für uns ein Experiment gewesen. Wir werden das auswerten und das Beteiligungsformat weiterentwickeln. In der aufgeheizten Atmosphäre haben sich diejenigen, die weniger kritisch sind, nicht getraut, etwas zu sagen. Sie kamen dann hinterher zu uns. Wir müssen eine Veranstaltung künftig so organisieren, dass jeder angstfrei reden kann.

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