„Gut die Hälfte der Igel wird im August geboren, ein Viertel im September. Nach nur sechs Wochen müssen die Lütten dann alleine klarkommen“, erklärt Sönke Hofmann vom Nabu Bremen. Deshalb sehe man jetzt leider viele überfahrene Jungigel, die sich auf die Suche nach einem eigenen Lebensraum machen mussten. Mit etwas Glück lernen sie allerdings rechtzeitig vor Autos wegzulaufen, statt sich arttypisch einzurollen.
Beeindruckend sei die Gewichtszunahme der Igel: Mit knapp 20 Gramm kommen sie zur Welt und verzehnfachen es locker in den sechs Wochen Familienzeit. Danach geht es mit 50 Gramm pro Woche weiter, wenn denn der Lebensraum genügend Insekten bietet. „Dafür brauchen Igel naturnahe Gärten mit dichten Hecken und einheimischen Gehölzen sowie Reisig-, Laub- und Komposthaufen. Das sind die Nahrungsräume als auch Winterquartiere der Igel“, erläutert Hofmann.
Igel überleben den Winter auch ohne menschliche Hilfe. Igelforscher haben nachgewiesen, dass auch kleinere Jungtiere in der Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben, als allgemein angenommen wird. „Im Haus überwinterte Igel haben im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden“, gibt der Igel-Freund zu bedenken. Für den Zeitpunkt des Winterschlafs sei nicht der Monat entscheidend, sondern die Außentemperatur.
Milch ist tabu für Igel
Die erste Frostperiode sei häufig nur von kurzer Dauer. Diesem Rhythmus passen sich die Igel an. „Es ist ganz normal, dass wir Igel auch noch im November oder schon im Februar im Garten antreffen“, erklärt Hofmann.
Deshalb sollten bei Winterbeginn auch mittelgroße Igel in der Natur und in den Gärten verbleiben. Dort kann man kleinere Igel durch Zufüttern von Hundesoftfutter oder Feuchtfutter, ungewürztem Rührei mit Igeltrockenfutter gemischt, auf die Winterruhe vorbereiten helfen. Keinesfalls darf man den Tieren Milch anbieten, weil: „Milch gärt im Bauch. Außer dem Menschen gibt es nur wenige Säugetiere, die im Erwachsenenalter Milch vertragen.“ Tabu sind außerdem schimmeliges Futter und gewürzte Speisereste.
Beste Igel-Hilfe: Naturnaher Garten
„Wer Igel zu Hause aufnimmt, muss wissen, dass es sich um Wildtiere handelt“, so Sönke Hofmann. Nach dem Gesetz zählen Igel zu den besonders geschützten Tieren. Eine Naturentnahme ist auf Ausnahmen beschränkt: Nur verletzte oder kranke Igel dürfen zeitweise aufgenommen werden, um sie möglichst in einer anerkannten Pflegestation gesund zu pflegen. Kranke Igel erkenne man an Apathie, eingefallenen Flanken und Husten.
„Die Stationen sind allerdings überlastet, besser konsequent die Wildtiere in der Natur lassen. Wer einen wirklich bedürftigen Igel ernsthaft überwintern will, sollte sich genau erkundigen und sich auf Arbeit und Gestank gefasst machen.“ Die beste Igelhilfe sei jedoch nach wie vor die naturnahe Gestaltung des Gartens.