Florian Kommer, Geschäftsführer der Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte GmbH & Co. KG, führte am Mittwoch gekonnt als Moderator durch den Abend. „Die Projekte stehen alle in Verbindung zueinander und werden das Gesicht der Innenstadt in den nächsten Jahren verändern. Deshalb ist es wichtig, sie in einen Zusammenhang zu bringen“, sagte die Stadtbaurätin Bianca Urban. Und so stellten in zwei straffen Stunden Thomas Breidenbach, Geschäftsführer vom Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) den Krankenhausneubau und Ralf Losert von der Planungsgemeinschaft Theine das Verkehrsgutachten vor.
Vertreten waren außerdem Werner Uhde, Vorstandsvorsitzender der Ersten Projektentwicklungsgesellschaft Delmenhorst. Er referierte über die Reaktivierung der ehemaligen Hertie-Immobilie und das damit verbundene Parkplatzproblem. Vervollständigt wurde die Runde durch Hans-Ulrich Salmen, Geschäftsführer der Parkhaus Delmenhorst GmbH. Urban sah sich durch die vielen Zuhörer darin bestätigt, dass die Delmenhorster sich Formate wie das Delmenhorster Stadtgespräch wünschen. „Wir werden es ein- bis zweimal zu großen Themen anbieten. Als nächstes Thema kann ich mir die Wohnbebauung vorstellen“, teilte Urban mit.
Standortfrage Krankenhaus
Im Juni 2015 hat der Stadtrat einstimmig für den Krankenhausstandort in der City gestimmt. Mit diesem Standort hat sich Delmenhorst dann um Fördermittel beworben und Zusagen von Bund und Land für rund 80 Millionen Euro bekommen. „Somit ist das Geld standortgebunden“, gab Urban zu bedenken. Aus ihrer Sicht könne das Krankenhaus durchaus ein Impulsgeber für die Innenstadt werden. In dem Zusammenhang hob sie die hochbauliche- und freiräumliche Planung in Sachen Architektur hervor, die das Areal in seine Umgebung einpasse.
JHD-Geschäftsführer Thomas Breidenbach machte deutlich, dass mit dem neuen Krankenhaus die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die nächsten 50 Jahre gesichert sei. Das JHD wird 340 Betten umfassen und jährlich 17.000 bis 19.000 Patienten stationär sowie 40.000 Patienten ambulant versorgen. „Es bietet eine Notfallversorgung für 120.000 Menschen aus der Umgebung“, betonte Breitenbach. Rund 900 Personen werden dort arbeiten. Und genau diesen Männern und Frauen kam im weiteren Vortrag eine große Bedeutung zu. Sie sollen zukünftig vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad zur Arbeit kommen. „Mitarbeiter die ihr Auto nutzen, werden nicht an der Westerstraße parken, sondern im dann fertiggestellten City-Parkhaus und die restlichen 400 Meter zu Fuß laufen“, sagte Breitenbach. Somit würden die insgesamt 150 Parkplätze auf dem Krankenhausgelände ausschließlich Patienten und Besuchern zur Verfügung stehen.
Verkehrsgutachten
Ralf Losert von der Planungsgemeinschaft Theine stellte in seinem Referat Auszüge aus dem Verkehrsgutachten vor, das im Dezember fertiggestellt werden soll. Dieses Papier wird in den Bebauungsplan einfließen. „Um Daten zu den Verkehrsströmen zu bekommen, haben wir im vergangenen Jahr an zwei Tagen jeweils 24 Stunden lang die Verkehrsteilnehmer gezählt. In der Westerstraße wurden rund 1.000 Fahrten gezählt“, erzählte Losert. Er gab zu bedenken, dass man beim Krankenhausneubau mit täglich rund 1.600 Fahrten in der Westerstraße rechnen könne, wenn man die Anzal der stationären und ambulanten Patienten und der Besucher berücksichtige. „In der Vergangenheit verfiel der Großteil der Fahrten auf die Krankenhausbelegschaft . Da diese aber dezentral im Cityparkhaus paken werden, kommt es nur zu einer geringen Mehrbelastung in der Westerstraße“, so Losert. Die Zu- und Abfahrt zum JHD soll zukünftig ausschließlich über diese Straße erfolgen.
Einkaufen und Parken in der Innenstadt
Auch beim Thema Einkaufszentrum im ehemaligen Hertie-Haus kam man nicht am Thema Parkplätze vorbei. Werner Uhde, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft fordert von der Politik und der Stadt rund 200 Parkplätze in fußläufiger Nähe zum Einkaufszentrum, da ansonsten seine potenziellen Mieter abspringen würden. Hier gab der städtische Pressesprecher Timo Frers zu bedenken, dass es bereits heute rund 100 öffentliche Parkplätze im östlichen Teil der Lange Straße gibt. Hierzu zählt neben Am Vorwerk mit 80 Plätzen, auch die Rosen- und die Orthstraße. Die Stadtverwaltung wird in den kommenden drei Monaten die Parksituation im östlichen Teil der Lange Straße überprüfen und über mögliche weitere Flächen nachdenken. Als Beispiel nannte Urban Am Vorwerk und Flächen an der Friedrich-Ebert-Allee, die sich allerdings in Privatbesitz befinden. Darüber hinaus kündigte Uhde an, auch im Keller des Einkaufszentrums einige Parkplätze zu schaffen. Diese sollen aber vor allem den Mietern zur Verfügung stehen. „Die schlechteste Lösung wäre ein Paushausneubau“, betonte Bau-Fachbereichsleiter Fritz Brünjes.
Der Abriss des alten, maroden Hertie-Parkhauses ist fest eingeplant. Da es sich bei der Innenstadt um ein Sanierungsgebiet handelt, ist die Stadt gesetzlich verpflichtet die veranschlagten 600.000 Euro zu zahlen. Allerdings wird die Summe refinanziert über Bund und Land, so dass Delmenhorst nur 1/3 zahlen muss. Darüber hinaus unterstützen Stadt, Land und Bund die Revitalisierung des Kaufhauses mit 5,1 Millionen Euro. „Mit dem Abriss des alten Parkhauses wird in wenigen Tagen begonnen“, sagt Uhde.
Hans-Ulrich Salmen informierte die Anwesenden darüber, dass es auch für das City-Parkhaus keine echte Alternative zum Abriss gebe. Sowohl er als auch Urban sehen den Neubau als Chance für die Innenstadtbebauung. Angepeilt sind mindestens 420 Parkplätze, doch es könnten auch bis zu 800 Plätze werden. „Das entscheiden die Bedarfe“, so Salmen. Auch bei diesem Gebäude soll noch vor Weihnachten mit dem Abriss begonnen werden. Die Neueröffnung wird für 2018 angepeilt.