Ein Fassanhänger mit Schleppschuhverteiler sorgt für eine bodennahe Ausbringung von Gülle. Foto: Möller Landwirte kritisieren den Entwurf einer neuen Düngeverordnung und wehren sich gegen den Vorwurf, alleine für die zu hohe Nitratbelastung im Grundwasser verantwortlich gemacht zu werden. Foto: Möller
Düngeverordnung

Bauern zu Unrecht als Brunnenvergifter beschuldigt?

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Weil die EU Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verklagen will, sollen Bauern weniger Gülle ausbringen. Bis 28. November läuft ein Anhörungsverfahren für eine neue Düngeverordnung.

In der Bauernschaft wehr man sich dagegen, als „Brunnenvergifter“ beschuldigt zu werden und kritisiert seinerseits die Politik, die deutche Bürokratie habe die jetzt von der EU kritisierte Bilanz zur Nitratbelastung des Grundwassers selbst schlechtgerechnet.  Deutschlandhabe nur die belasteten Brunnen nach Brüssel gemeldet, alle anderen Länder hätten sämtliche ihrer Trinkwassergewinnungsstellen gezählt, das Ergebnis sei verzerrend,  welche Interessen werden da wohl dahinter stecken, sagt der Heudorfer Landwirt Ralf Schröder.

 „Wir haben unseren Hof nicht von den Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen“, so Schröders Selbstverständnis. Sein bäuerlicher Betrieb sei seit 260 Jahren in Familienbesitz, dass man dort nachhaltig wirtschafte, brauche ihm niemand vorzuschreiben. Schröder ist sauer, den Bauern werde unterstellt, sie würden das Grundwasser verschmutzen. „Gülle ist für mich ein wertvoller Dünger“, sagt der 44-Jährige. Der Umgang damit erfolge sparsam, schon weil er wertvoll ist.

Nachhaltiger Umgang mit Flächen selbstverständlich

Für seine Milchviehhaltung in Heudorf hat er in einen modernen Boxenlaufstall investiert, 400 Kühe werden dort gemolken. Die Familie bewirtschaftet rund 100 Hektar Grünland und baut dazu auf weiten 160 Hektar Ackerfrüchte an. Die überwiegend moorig-sandigen Böden brauchen Nährstoffe und Stickstoffzufuhr. „Wir haben hier eben keine guten Schwarzerde-Lössböden wie im Bereich der Hildesheimer Börde“, so Schröder.

Die schon bestehenden Mengenbeschränkungen fürs Güllen und die erlaubten Zeiträume sollen in einer neuen Düngeverodnung weiter begeschränkt werden. Bis zum 28. November können Landwirte ihre Einwände formulieren. Christoph Bommes vom Landvolk-Verband rät seinen Mitgliedern, den 78-Seiten starken Entwurf zu lesen.

Gülle wird umweltschonend ausgebracht

Ralf Schröder lässt den Wirtschaftsdünger durch das Lohnunternehmen Rönner ausbringen. Der Stickstoffbedarf einer Fläche wurde bisher von der Landwirtschaftskammer durch Messungen auf repräsentativ ausgewählten Referenzflächen festgestellt. Künftig müssen Landwirte einen Nachweis für jede einzelne Wiese und jeden Acker erbringen. „Das wird eine weitere finanzielle Belastung darstellen“, so Schröder.

Mit modernster Technik, einem Schleppschuhverteiler lässt er die Gülle auf seiner Grünlandfläche bodennah verteilen. „Meine Nachbarn wundern sich, dass es hier überhaupt nicht stinkt“, sagt Schröder. Weil das Amoniak eben nur einen sehr kurzen Weg an der Luft habe.

Traktorfahrer sitzt wie in einem Cockpit

Der Traktorfahrer sitzt auf seinem Fahrerstand wie in einem Cockpit, Computer zeigen die Ausbringmenge an und helfen das Gespann in der richtigen Fahrspur zu halten. „So ein Fahrzeug kostet leicht 140.000 Euro, das kann sich ein kleiner Betrieb gar nicht leisten“, sagt Schröder. Der Boden gehöre aber zum Betriebskapital, die schonende Umgangsweise damit sei selbstverständlich. Über die neuen Regeln zur Düngung gebe es bestimmt einigen Diskussionsbedarf, Schröder verweist auf die nächste Zusammenkunft der krisengeschüttelten Milchviehbauern im kommenden Januar.

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