Winterdienst ist ab sofort in Rufbereitschaft

Raureif auf Wiesen und Feldern, zugefrorene Autoscheiben und weiße Hausdächer. Was Dienstagfrüh für manchen nach Wintereinbruch aussah, kann den Profi noch nicht aus der Reserve locken.

„Der Winter hat nur angeklopft“, sagt Frieder Lüße. Er leitet den Baubetriebshof der Stadt Osterholz-Scharmbeck in Pennigbüttel. Die Wetterlage in der Nacht zu Dienstag habe noch keinen Anlass gegeben, die kommunalen Streufahrzeuge zu mobilisieren.

Kreisstadt betreut knapp 80 Kilometer Straße

Dennoch ist man in Pennigbüttel bestmöglich vorbereitet. In einer großen Lagerhalle stehen Salztanks auf metallenen Stelzen.

„Da fahren die Lkw dann direkt drunter, laden die Behälter auf und können wieder starten“, erklärt Lüße. Insgesamt habe man von städtischer Seite aus knapp 80 Kilometer Straße und 20 Kilometer an Gehwegen zu betreuen.

Salz wird zur besseren Haftung mit Sole vermischt

Beim Winterdienst auf den Straßen kommt übrigens kein reines Salz zum Einsatz. „Beim Ausbringen wird es mit einer Sole ver­mischt. Dadurch springen die Kristalle nicht in den Seitenraum, sondern bleiben besser auf der Straße haften.“ Die speziell für Gehwege konzipierten kleineren Traktoren arbeiteten dagegen mit einer Sand-Mischung, um die Flächen abzustumpfen.

Verlässt man die Lagerhalle des Baubetriebshofs, steht man direkt vor vier imposanten Silotürmen. In einem davon wird Salzsole gelagert. Ein Silo gehört der Stadt Osterholz-Scharmbeck, eines dem Landkreis Osterholz und das dritte dem Land Niedersachsen, da die Straßen verschiedenen Zuständigkeiten unterliegen.

Silo in der Regel zu 95 Prozent gefüllt

„Wir sprechen da von interkommunaler Zusammenarbeit“, sagt Frieder Lüße. „Aber wenn ein Lkw kommt, um die Silos nachzufüllen, gucken wir genau auf den Lieferschein, dass er seinen Rüssel an das richtige anschließt“, sagt er schmunzelnd und zieht genüsslich an seiner Pfeife. 

Zu rund 95 Prozent sei das Silo der Stadt in der Regel gefüllt. Insgesamt fasst der Turm 250 Kubikmeter Salz.

Baubetriebshof beobachtet fünf Wetterdienste parallel

„In einen Lkw passen etwa 20 Kubikmeter. Das heißt, wir fahren solch ein Silo pro Saison mehrfach leer“, sagt der Betriebsleiter.

Wenn, wie jetzt, die kalten Nächte anstehen, beobachten Frieder Lüße und sein Team fünf Wetterdienste parallel. „Wir haben dann 25 Leute in Rufbereitschaft. Gegen 5 Uhr fahren wir raus, so dass zum Berufsverkehr alle Straßen geräumt sein sollten.“

„Prophylaktisches Streuen bringt erfahrungsgemäß nichts“

Besonders kniffelig sei die Zeit um den Sonnenaufgang: „Ich weiß bis heute nicht, warum, aber dann wird es oftmals zwei bis drei Grad kälter. Zusammen mit der Sonne kann es dann auf den Straßen eisig werden.“

Frieder Lüße hält übrigens nichts davon, bereits am Vor­abend Salz auszubringen. „Prophylaktisches Streuen bringt erfahrungsgemäß nichts. Das Salz wird dann nur durch die Autoreifen über Nacht in den Seitenraum befördert.“ Einzig bei angekündig­ten schweren Wetterlagen mit Eisregen sei dies eine Option.

Winterdienst arbeitet wie ein Uhrwerk

Froh sei man, dass das Gros der Verkehrsteilnehmer Verständnis für die Streufahrzeuge habe. „Klar gibt es immer mal einen Kandidaten, der selbst bei Glätte überholen muss, aber die meisten wissen, dass wir unseren Job für sie machen.“

Empfindet der Leiter eines Winterdienstes eigentlich Vorfreude auf die „weiße Pracht“? Frieder Lüße überlegt nur kurz.

„Ja, ich mag den Schnee sehr gern. Eigentlich freut sich unsere gesamte Mannschaft jedes Jahr auf den Winterdienst. Dann läuft das hier wie ein Uhrwerk und alle haben viel Spaß an der Arbeit.“