Im Landkreis Oldenburg gibt es derzeit einen Mangel an Kindertagespflegepersonen. Foto: Eckert Mit dem Projekt "Brise" sollen Maßnahmen zur frühkindlichen Bildung geprüft werden, um Kindern so früh wie möglich, beste Bildungschance zu ermöglichen. Foto: Eckert
Langzeitstudie

Bremen will frühkindliche Förderung verbessern

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In Bremen sollen möglichst viele Kinder aus sozial schwachen Familien möglichst früh gefördert werden. Dazu gibt es verschiedene Programme, die jetzt in einer Langzeitstudie geprüft werden sollen, um besser zu werden.

„In Bremen zeigen Studien immer wieder, wie groß die sozialen Ungleichheiten sind“, sagte Professor Olaf Köller, vom Leibnitz-Institut am Dienstag. Besonders bei vielen Schülern der vierten Klasse seien Leistungsrückstände von bis zu einem Schuljahr festgestellt worden. „Die Grundschule macht aber in der Regel alle Kinder gleich. Das zeigt: Die Unterschiede entstehen schon vor der Grundschule“, so Köller. 

Der Wissenschaftler möchte deswegen an der frühkindlichen Bildungsförderung arbeiten. „Wir müssen bei den vorschulischen Entwicklungsumwelten etwas tun und auch die psychisch-emotionale Förderung der Kinder beachten“, ist Köller überzeugt. „Wichtig ist, dass man nicht einzelne Programme macht und nach einer Weile wieder aufhört. Das wäre als wenn man zum Tanzkurs geht und nach vier Wochen alles wieder vergessen hat.“ Deswegen hat Bremen eine Langzeitstudie in Auftrag gegeben, die bereits vorhandene Förderprogramme wie „Tipp Tapp“, „Pro Kind“, „Hippy“ oder „Ostapje“ evaluieren und am Ende verbessern soll. 

Kinder aus sozial schwachen Familien im Fokus

Die Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung (BRISE), wie das Forschungsvorhaben genannt wird, sieht vor, 1.000 Kinder und deren Eltern an den bereits vorhandenen Programmen teilnehmen zu lassen. 250 von ihnen werden engmaschig begleitet. Die Forscher setzen bereits bei Neugeborenen an und wollen Kinder aus sozial und kulturell benachteiligten Familien aus bestimmten Ortsteilen rekrutieren. Dazu gehören etwa Buntentor, Kattenturm, Blockdiek, Blumenthal, Vegesack oder die Alte Neustadt. 

In diesen Stadtteilen leben laut der kommunalen Statistik besonders viele Kinder, die unter Armut leiden, einen Zuwanderungshintergrund haben oder deren Eltern arbeitslos sind. Die Initiative Brise soll mit Hilfe von intensiver Informationsarbeit vor Ort, etwa durch Veranstaltungen, Ärzte oder andere Akteure an die Familien heran getragen werden. 

Studie soll vorhandene Angebote evaluieren

Finanziert wird die auf acht Jahre angelegte Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 6 Millionen Euro, Bremen zahlt 2,5 Millionen Euro und die Jacobs Foundation steuert 1,9 Millionen Euro dazu. „Von den Erkenntnissen der Studie kann nicht nur Bremen profitieren, sondern auch andere Großstädte in Deutschland“, so Köller. 

„Wir sind unheimlich stolz, dass Bremen diese Studie machen kann“, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) am Dienstag. „Wir wollen in Bremen das Bildungssystem vom Kopf auf die Füße stellen und schon bei den kleinsten anfangen“, so Stahmann. Auch Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) betonte, die Erkenntnisse der Studie sollten dafür sorgen, dass „kein Kind zurückgelassen wird“. Die Bremer Schulen sollten kein Reparaturbetrieb für das was vorher schief gelaufen sei, sagte Bogedan.

Auch Wissenschaftssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt betonte, dass in der Studie auch der Gesundheitsbereich mit abgebildet werden soll. „Wir wollen mit Hilfe von Hebammen insbesondere junge Frauen direkt ansprechen“, so die Senatorin. Das Forschungsprojekt werde von Politik, Wissenschaft und Akteuren vor Ort gemeinsam gestaltet. „Die Grundfrage, der wir nachgehen wollen ist: Sind unsere Angebote sinnvoll?“, so Quante-Brandt. 

 

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