Die Diskomeile muss ohne die Streetworker von "Pro Meile" auskommen. Foto: Schlie Die Diskomeile muss ohne die Streetworker von "Pro Meile" auskommen. Foto: Schlie
Kein Personal mehr

Discomeile muss jetzt ohne Streetworker auskommen

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Die Streetworker von „Pro Meile“ sind an den Wochenenden nicht mehr zwischen den Diskotheken unterwegs, weil sie keinen Bedarf mehr sehen. Die Clubbetreiber und die Polizeigewerkschaft halten das für einen Fehler.

Jedes Wochenende waren die Streetworker von „Pro Meile“, einem Projekt des Vereins Vaja, auf der Diskomeile unterwegs. Sie halfen Betrunkenen, sorgten dafür, dass gewaltvolle Auseinandersetzungen sich auflösten, waren verlässliche Ansprechpartner für Partygänger. Doch damit ist seit Anfang des Jahres Schluss. Vaja hat das Projekt „Pro Meile“ beendet.

„Die Ausgangssituation mit vielen Alkohol- und Gewaltexzessen ist so nicht mehr vorhanden“, sagt Projektkoordinator Christoph Reineke. Vaja sei 2006 angetreten, um Gewalt zu verhindern. „Inzwischen hatten wir vor allem damit zu tun, Betrunkenen zu helfen oder Leute zu beruhigen, die keinen Einlass mehr bekommen haben“, erzählt er.

Auch die Kontaktzahlen pro Nacht seien stark zurückgegangen, die Streetworker kaum noch angesprochen worden. Oft wären sie diejenigen gewesen, die jugendliche Partygänger kontaktiert hätten. Diese Situation entspräche nicht mehr dem ursprünglichen pädagogischen Konzepte von „Pro Meile“.

Clubbetreiber schätzten Sozialarbeiter sehr

Zudem hatte der Verein Schwierigkeiten, Personal zu finden. „Die Grundidee war, dass Ehrenamtliche die Hauptarbeit machen. Zuletzt waren wir personell nur noch sehr gering aufgestellt und konnten eine kontinuierliche Präsenz nicht mehr gewährleisten“, sagt Reineke. Der Senat hat erklärt, dass man Vaja bei der Suche nach Personal, auch hauptamtlichem unterstützt hätte, und das Projekt „Pro Meile“ nicht an finanziellen Mitteln gescheitert sei.

Bei den Clubbetreibern hat man die Nachricht vom Ende der Streetworker auf der Discomeile mit Betroffenheit aufgenommen. „Die Sozialarbeiter sind für uns eine riesen Bereicherung und Hilfe gewesen. Wir bedauern das Ende von ‚Pro Meile‘ sehr“, sagt Andre Scheulenburg, Geschäftsführer des La Viva.

Er habe den Verein umgehend kontaktiert und strukturelle oder personelle Hilfe angeboten – ohne Erfolg. „Auch wenn es auf der Discomeile auch wegen der massiven Polizeipräsenz weniger aggressiv zugeht, sehen wir definitiv die Notwendigkeit von unabhängigen Ansprechpartnern vor Ort“, erklärt Scheulenburg. „Wir möchten uns gerne an den Planungen für eine Alternative zu Pro Meile beteiligen“, so Scheulenburg.

Kopelke: „Wollen dort nicht alleine sein“

So habe er dem Senat schon mehrfach angeboten, auf der Fläche an der Brake eine mobile Station für Ansprechpartner zu errichten. „Die Ecke rund um den Bahnhof ist einfach kein guter Ort, um etwa eine angetrunkene junge Frau alleine zu lassen“, sagt Scheulenburg. Er kann sich auch vorstellen, eine Initiative zu starten, mit der etwa Studenten der Sozialen Arbeit Erfahrungen in den nächtlichen Einsätzen auf der Meile sammeln könnten.

Auch die Polizei sieht die Arbeit der Sozialarbeiter auf der Discomeile als sinnvoll an. Durch den Wegfall muss man laut Pressestelle jetzt aber kein polizeiliches Konzept ändern. Der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Jochen Kopelke, bedauert das Ende der Streetworker auf der Partymeile. „Wir wünschen uns, dort nicht alleine zu sein“, sagt er. Körperverletzung, Raub, Diebstahl und das Auftreten von aggressiven Rudelgruppen seien nach wie vor Thema auf der Discomeile.

SPD will über Alternative nachdenken

Von der Politik kommt das Signal, die Arbeit der Streetworker fortführen zu wollen. „Auch wenn ich die Entscheidung von Vaja akzeptiere, lasse ich nicht zu, dass die zur Verfügung stehenden Gelder für etwas anderes ausgegeben werden“, sagt Sükrü Senkal, innenpolitischer Sprecher der SPD. Er sieht ähnlich wie Kopelke, einen Bedarf für den „Zweiklang“ von Polizei und unabhängigen Streetworkern auf der Partymeile.

„Wir brauchen die sozialpädagogische Betreuung wenn es darum geht, Situationen zu deeskalieren“, glaubt Senkal. Er will noch einmal das Gespräch mit Vaja suchen. Sollte das nicht zum Erfolg führen, kann sich Senkal auch einen anderen Einsatz von Streetworkern vorstellen. „Wir haben dort ein Alkohol- und Gewaltproblem, dem man präventiv entgegen treten muss“, sagt Senkal.

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