Lediglich 25,4 Prozent der Pflegebedürftigen im Land Bremen befanden sich zum Zeitpunkt der statischen Erhebung – Ende 2015 – in Pflegeheimen. 74,6 Prozent wurden zu Hause gepflegt.
Einen Grund für diese große Mehrheit sieht Sarah Blumenstein, Mitarbeiterin des Bremer Pflegestützpunkts in der Berliner Freiheit, in dem Wunsch der Betroffenen, ihr zu Hause so lange wie möglich nicht zu verlassen. „Keiner will gerne ins Heim. Eine stationäre Einrichtung ist eben doch noch immer etwas Anderes als das eigene Zuhause, in dem man viele Jahre gelebt hat“, so Blumenstein.
Familiäre Unterstützung hält Kosten geringer
Auch die Kostenfrage spiele eine wichtige Rolle bei der Entscheidung. Die über die unterschiedlichen Pflegestufen zugeteilten Leistungen würden nicht unbedingt den tatsächlichen Pflegebedarf decken, sagt Blumenstein.
Für die Pflege im Heim oder durch einen ambulanten Pflegedienst seien in diesen Fällen Zuzahlungen der Betroffenen notwendig. „Oft wird stattdessen der Pflegeaufwand durch die Familie aufgefangen. Das hält die Kosten geringer als bei der Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung“, erklärt Blumenstein.
„Personell gar nicht zu stemmen.“
Auch im Sozialressort wundert man sich nicht über die vorliegenden Zahlen. „Die Menschen wollen einfach zu Hause bleiben, auch wenn sie pflegebedürftig sind und Unterstützung brauchen“, sagt Dr. Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts. Deshalb sei es gut, dass die Gesellschaft das möglich mache. „Sicher spielen die Möglichkeiten, ambulante Pflege in Anspruch zu nehmen, eine Rolle dabei, diesen Wunsch zu verwirklichen“, so Schneider.
Alexander Künzel, Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung, sieht in der häuslichen Pflege sogar eine Notwendigkeit. „Es geht nicht, dass die knappen Heimplätze mit allen Pflegebedürftigen belegt werden. Das ist nicht nur eine Geldfrage, sondern auch personell gar nicht zu stemmen.“
Im Hinblick auf den demografischen Wandel in Deutschland werde die Versorgungsfrage zukünftig noch problematischer, so die Prognose von Künzel und Landesamt. „Deshalb müssen wir alles dafür tun, um den Menschen zu helfen, möglichst lange im eigenen Zuhause leben zu können. Durch die guten Netzwerke in den Stadtteilen sind wir in Bremen auf einem guten Weg“, meint Künzel.