Freitagmorgen, 10 Uhr. In der Klasse 5b der sportbetonten Oberschule Ronzelenstraße steht Mathe auf dem Stundenplan. Aktuell geht es um das Runden von Zahlen.
Der elfjährige Tom ist konzentriert über sein Aufgabenheft gebeugt. Soweit ist alles normal. Ungewöhnlich ist nur, dass der Schüler dabei auf einem Ergometer sitzt und langsam in die Pedale tritt.
Sportgeräte sind Bestandteil des Unterrichts
Zwei seiner Altersgenossen tun es ihm gleich. Denn die Sportgeräte sind mittlerweile fester Bestandteil des Unterrichts. „Eine moderate sportliche Tätigkeit wie diese hat Untersuchungen zufolge positive Auswirkungen auf schulische Leistungen, Sozialverhalten und Gesundheit“, sagt Harald Wolf, Koordinator Leistungssport an der Horner Schule.
Er hat das in Norddeutschland einmalige Pilotprojekt initiiert und die Idee aus Österreich mitgebracht. „Dort haben Kollegen äußerst gute Erfahrungen mit dieser Form des Lernens gemacht“, sagt er.
Auf dem Rad „Dampf ablassen“
Das kann Dirk Baumgartner, Lehrer der inklusiven Klasse 5b, bestätigen. „Wir haben ein paar Kandidaten hier, die über eine Doppelstunde von 90 Minuten einfach nicht still sitzen können und Bewegung brauchen. Diese bekommen sie auf den Rädern und werden dadurch ruhiger.“
Henry (11) bestätigt das. „Ich laufe sonst gerne im Raum herum, um Dampf abzulassen, wenn es langweilig wird. Das muss ich jetzt nicht mehr.“ Die gleichaltrige Josephine findet das Büffeln auf dem Bike ebenfalls besser als auf den normalen Stühlen.
Die Plätze sind beliebt, deswegen gibt es einen Zeitplan
Folglich sind die Plätze für Pedalritter beliebt. „Wir haben also einen Zeitplan entworfen, damit jeder der 22 Schüler 20 Minuten drankommen kann“, erläutert Baumgartner, wie er einen potenziellen Konkurrenzkampf im Keim erstickte.
Wolf betont in diesem Zusammenhang nochmal, dass die Kinder auch anschließend noch „einsatzfähig“ seien. „Es findet ja kein Trainings- sondern ein Ausdauerprozess statt.“
Zusammenarbeit mit Universitäten geplant
Das Projekt wurde im November mit einem Rad „losgetreten“. Inzwischen gibt es an der Schule drei Ergometer und ergänzendes Kardiotraining für alle Schüler der Schule.
Zudem ist eine Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Erziehungswissenschaften oder dem Institut für Sportwissenschaft der Universitäten Rostock beziehungsweise Oldenburg angestrebt um die Maßnahme langfristig zu beobachten und auszuwerten.