Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte Otterndorf durchleuchtet nach seinem gesetzlichen Auftrag den Grundstücksmarkt im Elbe-Weser-Raum und stellte nun den Grundstücksmarktbericht 2017 vor. Der Bericht enthält alle wichtigen Daten zur aktuellen Umsatz- und Preisentwicklung des regionalen Grundstücksmarktes in den Landkreisen Osterholz, Cuxhaven, Stade und Rotenburg.
Im Jahr 2016 wurden demnach im Landkreis Osterholz insgesamt 1.653 Grundstücksverträge geschlossen, im Vorjahr waren es 1.712. Es wurde dabei eine Grundstücksfläche von insgesamt 607 Hektar (Vorjahr: 895 Hektar) im Gesamtwert von 243 Millionen Euro (Vorjahr: 220 Millionen Euro) umgesetzt.
Einfamilienhaus im Schnitt um 15.000 Euro teurer
Obwohl die Fallzahlen leicht und der Flächenumsatz sogar deutlich gesunken sind, steigt der Geldumsatz weiter in neue Rekordhöhen. Schon dieses grobe Zahlengerüst lässt erkennen, dass die Preise für Immobilien weiter angestiegen sind.
Besonders deutlich wird diese Entwicklung an den Durchschnittspreisen für die in der Region häufigste Wunschimmobilie, das frei stehende Einfamilienhaus. Das wurde 2016 gegenüber 2015 im Landkreis im Durchschnitt um rund 15.000 Euro oder 8,6 Prozent teurer. Der aktuelle Durchschnittspreis liegt bei 190.000 Euro. In den Landkreisen Rotenburg und Cuxhaven sind Wohnhäuser deutlich günstiger zu haben.
„Speckgürtel“ um Großstädte weitet sich aus
Die Marktentwicklung zeugt davon, dass der aktuell hohen Nachfrage nach Wohnimmobilien, insbesondere im Einzugsbereich der Großstädte Hamburg und Bremen, aber auch an der Nordseeküste und im Raum Bremerhaven, jeweils ein unzureichendes Angebot gegenübersteht. Kaufinteressenten werden in den Ballungsgebieten nicht fündig und weichen notgedrungen in das fernere Umland aus. Der „Speckgürtel“ der Großstädte erweitert sich.
Selbst im dezentralen dörflichen Umfeld werden heute Wohnhäuser und Bauplätze verkauft, die noch vor fünf Jahren kaum gefragt waren. Im engeren Einzugsbereich im Süden des Landkreises Osterholz steigen die Preise besonders stark an. In Lilienthal liegen die Baulandpreise inzwischen bei teilweise über 200 Euro pro Quadratmeter, in Ritterhude nur noch wenig darunter. Dort wurden wie auch in Worpswede gerade im Jahr 2016 ein höherer Bauplatzumsatz und deutliche Preissteigerungen registriert.
Droht eine Immobilienblase zu platzen?
Angesichts der aktuellen Preisentwicklung für Wohnimmobilien in Ballungsgebieten wird bereits vielfach die Gefahr einer Immobilienblase heraufbeschworen, die platzen und eine neuerliche Hypotheken- und Finanzkrise auslösen könnte. Zur sachlichen Einschätzung kann ein Blick auf die langfristige Preisentwicklung der vergangenen 20 Jahre im Vergleich zu den allgemeinen Teuerungsraten, etwa Verbraucherpreisindex, helfen.
Danach erscheint die Sorge im Elbe-Weser-Raum unbegründet. Der aktuelle Preisanstieg hat die in den Jahren 1999 bis 2008 für Wohnimmobilien eingetretenen Wertverluste gerade erst wieder ausgeglichen.