Nistkästen unter den Dachfirsten nutzen nicht nur Mauerseglern, sondern werden auch von Spatzen angenommen. Foto: Bollmann
"Stummer Frühling"?

Vogelbestände sind eingebrochen

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Angesichts aktueller Zahlen über den dramatischen Rückgang der Vogelbestände warnt der NABU in Bremen vor einem drohenden „Stummen Frühling“. Etwas mehr Klarheit soll die Zählung „Stunde der Gartenvögel“ bringen.

Für den Wirbel um den Bestand der hiesigen Vogelwelt hat eine entsprechende Anfrage der Grünen gesorgt: Aus der Antwort der Bundesregierung geht hervor, dass der Bestand der Brutpaare in den landwirtschaftlichen Gebieten in ganz Europa zwischen 1990 und 2010 um 300 Millionen Paare und damit um fast 60 Prozent abgenommen hat. 

Die Zahl der Feldlerchen  ging danach um 35 Prozent und die der Kiebitze sogar um 80 Prozent zurück. „Es ist eine Minute vor Zwölf“, mahnt der Bremer NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, „wenn wir die Chemiekeule nicht einpacken, wird es den ‚Stummen Frühling‘ schon bald geben.“

Vogelbestände und Pestizideinsatz

Die Umweltschützer vermuten nämlich, dass die Bestandsrückgänge  in direktem Zusammenhang mit dem Pestizideinsatz stehen. Wie es jetzt um die Bestände vor allem in der Stadt bestellt ist, soll am Wochenende die „Stunde der Gartenvögel“ zeigen.

Vom Freitag bis Sonntag, 12. bis 14. Mai, ruft der Nabu alle Vogelfreunde dazu auf, sich eine Stunde Zeit zu nehmen und im Garten, vom Balkon oder im Park die höchste Anzahl der zeitgleich beobachteten Vogelarten aufzuschreiben und zu melden.

„Die Stunde der Gartenvögel“ ist nämlich nicht nur Deutschlands größte Vogelinventur: Da sie bereits seit zehn Jahren stattfindet, erlaubt sie auch Aussagen über die Entwicklung der Bestände. Und die sind in der Stadt nicht nur durch Pestizide gefährdet, sondern auch durch streunende Katzen und das kalte Frühjahr, das im vergangenen Jahr schon so manche Brut zunichte machte.

Dennoch: Die Städte würden immer mehr zu Archen für die Tierwelt, da hier die Pestizidbelastung geringer ist, weiß Hofmann. Dabei macht er sich aber gerade um die Insektenfresser wie Schwalben, Gartenrotschwanz oder den erst in diesen Tagen aus Afrika zurückgekehrten Mauersegler Sorgen, da sie immer weniger Nahrung fänden.

Insekten- und Vogelbestände bedroht

Nicht ohne Grund: Die Zahlen der Bundesregierung zeigen nämlich auch, dass der Insektenbestand bei manchen Arten um 90 Prozent eingebrochen ist. Auch hier werden vor allem der Einsatz von Unkraut- und Insektengift für den Rückgang verantwortlich gemacht.

Hofmann und Rüdiger Wohlers vom Nabu Oldenburg plädieren daher dafür Gärten möglichst naturnah mit heimischen Arten zu gestalten, auf Gifteinsatz zu verzichten, Nisthilfen für viele verschiedene Arten anzubringen und kleine Insektenparadiese zu schaffen.

Eine Hilfe bei der Bestandsermittlung ist die „Stunde der Gartenvögel“. Teilnehmen kann man unter NABU.de über das Internet, wo auch die Ergebnisse in einer interaktiven Karte dargestellt werden. Die Naturschützer haben dort Portraits der einzelnen Vogelarten eingestellt, damit auch Laien die Vögel sicher bestimmen können. Als Teilnahmebelohnung gibt es übrigens auch Reisen, Bücher und Ferngläser zu gewinnen.

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