Rainer Windhusen ist Kontaktpolizist im Bremer Flüsseviertel. Kürzlich hat er seine Dienstzeit um zwei weitere Jahre verlängert. Foto: Füller Rainer Windhusen ist Kontaktpolizist im Bremer Flüsseviertel. Kürzlich hat er seine Dienstzeit um zwei weitere Jahre verlängert. Foto: Füller
Neustadt

Flüsseviertel: Auf Streife mit KoP Rainer Windhusen

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Das Flüsseviertel kennt Rainer Windhusen wie seine Westentasche. Seine Verabschiedung aus dem Polizeidienst stand kurz bevor, da entschied er sich, zwei weitere Jahre im Flüsseviertel auf Streife zu gehen.

Wie so viele Kontaktpolizisten ist auch Rainer Windhusen ein KoP der ersten Stunde. Seit 44 Jahren ist er Polizist, 18 Jahre davon KoP. Sein Revier ist das Flüsseviertel: Von der Lahn- bis zur Neuenlander Straße und von der Friedrich-Ebert bis zur Langemarckstraße.

Ein Außenbüro mit Sekretariat

Windhusens „Außenbüro“ ist der Delmemarkt. Dort beginnt der 60-Jährige seine tägliche Runde. Diese startet stets mit einem herzlichen „Moin“ an den Marktständen. Die Beschicker bilden Windhusens „Sekretariat“ – denn wenn er unterwegs ist, notieren sie schon mal, was Bürger eigentlich dem KoP zu erzählen hatten.

Dazu gehören Beschwerden über falsch abgestellten Müll und Tonnen, über Schrotträder und über Falschparker. Aber auch Nachbarschaftsstreitigkeiten werden an den Oberkommissar heran getragen – und er versucht zu schlichten. „Unsere Aufgaben werden immer umfangreicher und neue kommen dazu. Die Arbeit muss aber trotzdem gemacht werden“, sagt Windhusen.

Aufgaben werden mehr

Der fünffache Großvater ist jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs – nicht nur in seinem Revier sondern auch auf dem Weg aus seinem Wohnort Harpstedt in die Neustadt. Zu seiner Tour gehört routinemäßig auch der Besuch des Schulzentrums Neustadt sowie der Grundschule in der Delmestraße.

„Ich kümmere mich zum Beispiel um den Fahrradführerschein der Viertklässler“, sagt Windhusen. In diesem Jahr musste aber zum Bedauern des Hobbyschlagzeugers das Fahrradturnier „Champ des Südens“ ausfallen. „Die Organisation und Durchführung war einfach nicht mehr zu leis­ten“, sagt Windhusen.

Parksünder sind ein tägliches Ärgernis

Während seiner Fahrt durch das Revier bemerkt er die ein oder andere Ordnungswidrigkeit. „Im Flüssviertel ist besonders das Parken an Kreuzungen ein großes Problem“, berichtet der Vater von drei Kindern. Das Parkplatzproblem sei allgemein ein großes Thema im Quartier, sagt er.

Windhusen hat seine Augen überall. Foto: Füller

Windhusen hat seine Augen überall. Foto: Füller

KoPs seien zwar keine Verkehrsüberwacher, in ihrem Bezirk aber doch gehalten, Ordnungswidrigkeiten zu ahnden, Knöllchen zu schreiben und Verwarnungen auszusprechen.

Mit den Augen überall

Und das tut Windhusen auch an diesem Donnerstag an der Pappelstraße – allerdings einem Radfahrer gegenüber. Dieser fährt mit dem Handy am Ohr auf dem Fahrrad, bis Windhusen ihn anhält. Radfahrer, die etwa auf dem Fußweg fahren, sieht er zudem täglich in der Pappelstraße – ein weiteres Ärgernis.

Und noch während er das berichtet, steht er plötzlich mitten auf der Straße und regelt den Verkehr: Ein Krankenwagen im Einsatz kommt nicht an haltenden Lieferwagen vorbei. „Meine Augen sind überall“, sagt Windhusen, der seit 38 Jahren verheiratet ist.

Kein Tag ist wie der andere

Trotz aller Routinen, die seine Touren mit sich bringen, ist kein Tag wie der andere, sagt der KoP. Oft leistet er auch Amtsilfe. Etwa wenn Fahrzeuge stillgelegt werden müssen, auswärtige Dienstetellen einen Fahrer ermitteln müssen oder in Fällen der Aufenthaltsermittlung. „Wir sind täglich im Revier unterwegs und kennen unsere Pappenheimer“, sagt Windhusen.

Wenn die Staatswanwaltschaft also beispielsweise in einem Ermittlungsverfahren eine Person nicht auffinden kann, hat Windhusen auch schon mal eine Idee, wen er danach fragen kann.

Auch bei „Sonderlagen“ im Einsatz

Nach getaner Arbeit auf der Straße müssen jedoch auch alle Vorgänge am Revier in das System übertragen werden. „Jede Maßnahme muss berichtet werden“, das nehme etwa eine bis zwei Stunden täglich in Anspruch.

Windhusen ist aber nicht nur in seinem Revier unterwegs. Wenn es sogenannte „Sonderlagen“ wie Fußballspiele oder Großdemonstrationen erfordern, unterstützt er auch seine Kollegen: Dann regelt er beispielsweise auf Kreuzungen den Verkehr.

Mit Spaß bei der Arbeit

Nachdem er das berichtet hat, ruft er plötzlich quer über den Delmemarkt: „Hey, ihr beiden!“ Ein junges Paar auf Fahrrädern ist an der Kreuzung stehen geblieben und schaut sich verwundert um.

Windhusen geht auf die beiden zu und hebt den Finger: „Hier darf man nur stehen bleiben, wenn man sich küsst“, sagt der KoP und lacht.

Kürzlich hat Windhusen seine Dienstzeit um zwei Jahre verlängert – auch weil er sich keinen besseren Job vorstellen könne – außer Opa zu sein.

 

In Bremen sind derzeit 88 KoP-Stellen besetzt – 15 davon im Bremer Süden. Im Rahmen der Polizeireform sollen in den kommenden Jahren auch die vakanten Stellen der KoPs neu besetzt werden: Von insgesamt 100 Stellen ist die Rede.

Jeder KoP hat sein Revier. Dort ist er Ansprechpartner für Bürger und Bindeglied zur Wache. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist die Prävention: KoPs besuchen Schulen, junge Ersttäter und Kindertagesstätten, klären aber auch in Senioreneinrichtungen und auf der Straße über den Schutz vor Straftaten auf. Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Amtshilfe.

Im vergangenen Jahr gingen im Bremer Süden zwei KoPs in den Ruhestand, kürzlich ein weiterer in Woltmershausen. Im Herbst dieses Jahres wird zudem ein Kollege in der Neustadt sein Revier gegen den verdienten Ruhestand tauschen. 2018 sind zwei weitere am selben Revier an der Reihe.

Bis alle KoP-Stellen regulär nachbesetzt werden können, helfen die Reviere im Süden sich gegenseitig aus. Nur wenige Kollegen verlängern ihren Dienst um weitere zwei Jahre.

 

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