05_ldw_Hospiz_3sp. Foto: Füller Veronica Benites (l.) und Birgit Ganteföhr (r.) haben den Kurs zur Sterbebegleitung bei Koordinatorin Bärbel Heere (M.) bereits vor einigen Jahren besucht. Foto: Füller
Ehrenamt

Sterbebegleitung: Auf dem letzten Weg nicht alleine

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Die Ehrenamtler des ambulanten Hospizdienstes der Bremischen Schwesternschaft nehmen Sterbenden und ihren Angehörigen Unruhe und Ängste. Die Nachfrage ist hoch – auch in diesem Jahr wird zum Begleiter ausgebildet.

Das Sterben ist so individuell wie die Person es in ihrem Leben war“, sagt Birgit Ganteföhr. Sie begleitet bereits seit elf Jahren als ehrenamtliche Hospizhelferin für den ambulanten Hospizdienst der Bremischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz Sterbende und deren Angehörige während der letzten Lebensphase.

Ganteföhr sah während einer mehrwöchigen Schwes­ternausbildung nach dem Abitur viele Menschen, die ihren letzten Weg alleine gehen mussten und darunter litten.

„Abschied nehmen lernen“

„Das hat bei mir schon damals den Gedanken geweckt, mich zu engagieren.Nach dem Renteneintritt habe ich dann den Kurs besucht und bin heute sehr dankbar, Menschen in einer Situation beistehen zu können, die sie nicht kennen und vor der sie Angst haben“, so Ganteföhr weiter.

Ihre Kollegin Tomma Sant­jer arbeitete auf der Onkologie einer Uniklinik. „Man muss auch das Abschied nehmen lernen. Nach einer schlimmen Diagnose bekommen andere Dinge mehr Gewicht und die folgende Zeit ist eine sehr intensive und lebendige, in der auch viel gelacht wird“, sagt Santjer.

Der Sterbeprozess müsse sich ändern

Sie ist der Meinung, der Sterbeprozess in Kliniken müsse sich ändern: „Viele Menschen möchten zu Hause sterben. Das ist aber oft nicht möglich. Auch in Krankenhäusern sollten die Angehörigen und das Umfeld mit einbezogen werden“, so Santjer weiter.

Angst hatte sie vor ihrer neuen Aufgabe nicht: „Ich war eher unsicher ob ich es schaffen würde, eine Verbindung aufzubauen. Aber auch dann kann man hilfreich für den Patienten sein“, weiß sie heute.

Sterbebegleitung mit 12 Jahren

Sterbebegleiterin Veronica Benites empfand ebenfalls keine Ängste. Die gebürtige Peruanerin erlebte in ihrem Heimatland bereits als Kind einen anderen Umgang mit dem Tod, als in Westeuropa üblich.

„In Peru halten wir eine Totenwache. Ich war bei mehreren Sterbeprozessen dabei“, sagt Benites. Mit zwölf Jahren sah sie, wie ein Mann angeschossen wurde – eine Stunde später war er tot. Während dieser 60 Minuten hielt Benites seine Hand.

Zu lachen, zu weinen, zu beten

„Ich habe ihn damals unbewusst so begleitet, wie ich es später im Kurs gelernt habe“, sagt sie. Für sie und ihre Kolleginnen ist es besonders wichtig, den Sterbenden in ihrer letzten Lebensphase das zu geben, was sie brauchen: Angst zu nehmen, Ruhe zu schaffen, zu lachen, zu weinen oder zu beten.

Auch den Angehörigen Raum zum Durchatmen zu schaffen, gehört dazu. Die Begleiter seien jedoch selten dabei, wenn der Patient verstirbt, weiß Bärbel Heere, Palliative-Care-Fachkraft und Koordinatorin des Hospizdienstes.

16 Frauen, zwei Männer

„Sie sind im Alltag da und führen Gespräche. Eine Begleitung kann von wenigen Stunden bis zu mehreren Monaten dauern, allerdings gehören keine pflegerischen Tätigkeiten dazu“, so Heere weiter.

Sie leitet den Kurs zum Sterbebegleiter. Wer ihn absolviert, ist nicht verpflichtet, auch aktiv zu werden. „Viele Teilnehmer machen ihn für sich selbst“, so die Koordinatorin. Derzeit sind 18 Freiwillige für den ambulanten Hospizdienst der Bremischen Schwesternschaft aktiv, darunter lediglich zwei Männer.

Passender Begleiter wird ausgewählt

Jeder Ehrenamtler, der begleiten möchte, entscheidet selber, wie viel Zeit er oder sie investieren kann und möchte. Zudem stehen den Freiwilligen Supervision und Weiterbildungen zur Verfügung.

Melden sich Pflegeheime oder Angehörige bei ihr, so müssen immer zuerst auch die Sterbenden einwilligen, bevor sie aktiv wird. Es folgt ein Besuch der Koordinatorin, die dann einen passenden Begleiter auswählt.

Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit

„Bis jetzt hat es immer gut gepasst“, er­innert sich Heere. Der nächste Kurs geht vom 22. September bis zum 24. Januar. Er umfasst drei Wochenenden sowie einem Sonntag und zwölf Themenabende.

Kursinhalte sind unter anderem der würdevolle Umgang mit dem Sterben, die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit, die Kommunikation mit Sterbenden und Angehörigen.

Infos zu Kurs und Gebühren erteilt Bärbel Heere unter 522 92 22. Sie nimmt auch die Anmeldungen entgegen.

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