Wer sich dem Phänomen „Grolland“ nähern will, der kann das von der wissenschaftlichen Seite probieren: Er kann Fakten recherchieren über frühe Siedlungsstrukturen, über wechselnde Herren, das Gut Grolland und die Neuplanung als Großsiedlung Anfang des 20. Jahrhunderts.
Geschichte wird durch Geschichten greifbar
Er kann aber auch entscheiden, sich mit Grollandern zu unterhalten, ihre Geschichten und Anekdoten anzuhören und so ein lebendiges Bild des Alltags in der Siedlung zu bekommen. Gerwin Möller hat beides getan.
„Geschichte wird greifbarer, wenn man sie in Geschichten verpackt“, glaubt der Journalist. So kommt es, dass es auch viele Anekdoten ins Buch geschafft haben: Man erfährt vom Milchmeyer, von dem niemand je wusste, wann er mit seiner Milch kam, oder vom Spuk im Storchennest.
Überraschungen im Archiv
Beschäftigt hat sich der gebürtige Grollander Möller schon lange mit der Historie des Ortsteils. Doch im vergangenen Sommer hat er begonnen, ein Buch zu schreiben – neben seinem Beruf. Nun hat er die „Grollander Geschichten“ im Kellner-Verlag herausgebracht – und stellt sie am Montag, 31. Juli im Kulturhof Borchelt vor.
Viele freie Tage verbrachte Möller im vergangenen Jahr im Staatsarchiv und wälzte Akten. Manchmal gab es dabei Überraschungen: In den Unterlagen von Gut Grolland tauchte eine Bauzeichnung des Architekten Friedrich Heuer auf, der die Siedlungshäuser plante.
„Dieses Doppelhaus wurde nie verwirklicht – es zeigt aber, dass sich Heuer den Charakter der Grollander Häuser auch anders vorstellen konnte, als die Politik heute denkt“, erklärt Möller.
Forschung auch an der Haustür
Seine Forschungsarbeit spielte sich aber nicht nur in Büchern ab. Der Grollander ging auch heraus, ließ sich Anekdoten erzählen und fragte an Haustüren nach Dokumenten, etwa alten Bauzeichnungen. „Die müssen mich für einen Betrüger gehalten haben, als ich da an der Haustür stand“, glaubt Möller im Nachhinein und lacht ein wenig.
Gelohnt hat sich der Aufwand: Es ist ein gewaltiges Sammelsurium an Fotografien, Karten, Zeichnungen und anderen Dokumenten, das er zusammengetragen hat.
Geschichte in verdaulichen Happen
Über 80 Sekundärquellen sind angegeben, dazu kommen die Chroniken der Vereine, Zeitungsartikel und Broschüren. 54 Zeitzeugen sind angeführt und über 200 Fotos hat Möller zusammengesucht, dazu Zeichnungen und Kartenmaterial. Eine Fleißarbeit.
Das Lesen des Buches macht da bedeutend weniger Mühe: Möller hat alles lesefreundlich in kleinen Kapiteln zusammengestellt. Wenige Geschichten sind länger als ein Zeitungsartikel.
Perspektiven verschieben sich
„Während ich für das neue Grolland-Buch Geschichte und Geschichten recherchiere, passiert es, dass ich mich auch selbst mit Ereignissen identifiziere“, schreibt Möller im letzten Kapitel.
Manchmal, so erzählt er, passierte es dabei, dass sich Blickwinkel zu Erinnerungen verschoben. Schließlich wurden sie stets aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.
Der „Milchmeyer“ und der engagierte Arzt Dr. Strauß, viele Figuren des Grollander Lebens bekommen neue Seiten, wenn sie aus der Retrospektive und von vielen verschiedenen Seiten betrachtet werden.
Buchvorstellung mit Musik und Interviews
Das Buch wird am Montag, 31. Juli, vorgestellt. An dem Abend im Kulturhof Borchelt, Grollander Straße 33, singt Helmut Debus plattdeutsche Lieder. Außerdem wird der Journalist und Historiker Dr. Hauke Hirsinger wird zwei Schülerinnen interviewen, die sich selbst in einem historischen Forschungsprojekt engagiert haben.
„Das ist doch viel spannender, als wenn ein alter Mann wie ich etwas erforscht“, findet Möller. Wer dabei sein will, findet auf der Webseite des Projektes auch die Kontaktdaten von Möller. Eine Anmeldung wäre hilfreich, damit es ausreichend Stühle gibt.