In mehreren Teams fahren die Radler der „MUT-Tour“ durch Deutschland. Auch auf dem Rathausplatz in Delmenhorst haben die Akteure einen Etappenstopp eingelegt. Foto: Meyer In mehreren Teams fahren die Radler der „MUT-Tour“ durch Deutschland. Auch auf dem Rathausplatz in Delmenhorst haben die Akteure einen Etappenstopp eingelegt. Foto: Meyer
Sportprojekt

Aufklärungstour per Pedes, Pedal und mit dem Paddel

Von
Sie nehmen das „D-Wort“ offen in den Mund, gehen unverkrampft mit der Krankheit um und versuchen Vorurteile abzubauen: Am Montag haben sechs „Mut-Tourer“ Station in Delmenhorst gemacht.

Die MUT-Tour ist ein Sportprojekt von Menschen mit und ohne Depressionserfahrung. Dabei legen die Teilnehmer rund 3.200 Kilometer mit Tandems, Zweier-Kajaks und zu Fuß durch Deutschland zurück. Das Ziel der Akteure ist es, einen Beitrag zur Entstiegmatisierung der Depression als Erkrankung zu leisten.

„Man kann trotz Depression ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein“, sagt Doris Schulten. Die 63-Jährige Berlinerin nimmt zum ersten Mal an der MUT-Tour teil. Sie hat durch den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) von der Aktion erfahren und möchte sich bei den jeweiligen Zwischenstopps dafür stark machen, dass Depressionen genauso akzeptiert werden, wie beispielsweise gebrochene Beine oder chronische Krankheiten, für die man sich nicht schämen müsse.

Vorurteile gegenüber psychischen Krankheiten

„Auch als Betroffener selbst ist man voller Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen und will sie anfangs nicht wahr haben“, gibt sie zu. „Als die Diagnose kam, dachte ich, ich bin doch nicht bekloppt.“ Dann habe sie gemerkt, dass es gut ist, wenn man in der Phase eines Tiefs Hilfsangebote annimmt.

„Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der man ohne Blick auf die Seele funktionieren musste“, erklärt Doris Schulten. Bei der Radtour mit ihrer Tandem-Partnerin Paula Pukka und in der Gruppe lerne sie selbst Grenzen zu setzen. „Auf den Tandem muss man mit dem Mitfahrer kommunizieren und jeder nimmt für sich in Anspruch zu sagen, wenn es beispielsweise zu viel wird.“

Schritt zurück in ein wertvolles Leben

„Ich wollte mutig sein und anderen Mut machen, den Schritt zurück in ein wertvolles Leben zu gehen“, nennt Paula Pukka aus Oberhausen die Beweggründe für ihre Teilnahme. Auch ihr gehe es darum, Vorurteile gegenüber Menschen mit Depression abzubauen. „Es kann jeden treffen“, ist sich die 30-Jährige sicher. „Und wenn man uns anguckt, dann sieht man, dass wir ganz normale Menschen sind.“

Interessierte, die bei der MUT-Tour im kommenden Jahr dabei sein möchten, können sich bereits dafür anmelden. Informationen dazu findet man im Internet unter www.mut-tour.de.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner