Kothes Revier ist das Zentrum Kattenturms rund um die Alfred-Faust- sowie die Theodor-Billroth-Straße. Der KoP teilt sich Büro und Revier mit seinem Kollegen Hein Dobberkau – mehr als 13.000 Menschen leben im Ortsteil.
Rund um das Polizeirevier sind es vor allem die Geschäftsleute, mit denen er spricht und die er berät. Dabei geht es auch manchmal um Streitigkeiten, meistens jedoch um Prävention. Doch an diesem Tag hat ihn ein Sachbearbeiter um eine Opfernachsorge gebeten. Eine ältere Frau ist Opfer eines Betrügers geworden. Kothe hat sich mit ihr verabredet.
Mehr SäM-Delikte
Die sogenannten SäM-Delikte (Straftaten zum Nachteil älterer Menschen) werden laut Kothe auch in Kattenturm mehr. Im konkreten Fall hatte es der Betrüger sogar geschafft, bis in die Wohnung des Opfers zu gelangen und einen hohen Geldbetrag zu erbeuten.
Zum Ärger für Kothe und seine Kollegen geben sich die Täter inzwischen auch oft als Polizeibeamte aus – so auch in diesem Fall. „Sie müssen immer ein gesundes Misstrauen bewahren und sofort die 110 anrufen und nachfragen, wenn sich jemand als Polizist ausgibt und etwas von ihnen möchte“, warnt der 63-Jährige die Frau.
Aufklärung für Opfer
Die Täter hätten für jedes Opfer die passende Masche und Geschichte auf Lager. „Das ist deren Job. Machen Sie am besten sofort die Tür wieder zu“, rät er. Der falsche Polizist in diesem Fall war bereits im Haus, als die Seniorin vom Einkaufen kam.
Er zeigte einen gefälschten Ausweis und erzählte ihr, ein Einbrecher sei in dem Haus unterwegs gewesen. „Ein weiterer Schutz vor solchen Gangstern ist, niemals große Summen Bargeld zu Hause zu haben. Da gehört Geld nicht hin“, rät Kothe der Frau.
Ein offenes Ohr für Sorgen
Zum Schluss klärt er sie auch noch über Handtaschendiebstähle auf: Wichtige Dinge sollten niemals in der Handtasche verstaut werden, sondern dicht am Körper – wenn sie denn unbedingt mit müssen.
Während seines Besuchs hört Kothe der Seniorin aber auch zu und hat ein offenes Ohr für ihre Sorgen. „Wir sind für jeden ansprechbar“, sagt er. Das stärke auch das subjektive Sicherheitsgefühl vieler Menschen, die sich mit Sorgen an ihn und seine Kollegen wenden.
Schulen und Flüchtlinge betreuen
Zu den Aufgaben des dreifache Großvaters Kothe gehören aber auch Schulsprechstunden. Einmal wöchentlich besucht er jede Schule in seinem Revier, zudem hält er mindestens einmal im Jahr und anlassbezogen Vorträge für junge Männer, die nach Deutschland geflüchtet sind.
„Am Anfang übersetzen Sozialarbeiter für mich. Es geht hauptsächlich darum, wie das Deutsche Recht funktioniert und um Prävention“, sagt der KoP. Er warnt die jungen Männer auch davor, etwa gebrauchte Handys auf der Straße zu kaufen. „Sie sind immer aufmerksam und sehr interessiert“, sagt Kothe, der bereits seit 1979 Polizist ist.
Von Erfahrung profitieren
Auch er ist ein KoP der ersten Sunde und seit 1999 in Kattenturm. „Der Dienstgrad war mir egal, ich wollte aber unbedingt KoP werden“, sagt der Obervielander. Kürzlich entschied er sich, seinen Dienst um drei weitere Jahre zu verlängern. „Ich liebe meinen Job und gehe gerne zur Arbeit. Das kann nicht jeder von sich behaupten. Und wer soll denn sonst die neuen Kollegen einarbeiten, wenn sie kommen?“ sagt Kothe.
In Bremen sind derzeit 88 KoP-Stellen besetzt – 15 davon im Bremer Süden. Im Rahmen der Polizeireform sollen in den kommenden Jahren auch die vakanten Stellen der KoPs neu besetzt werden: Von insgesamt 100 Stellen ist die Rede.
Jeder KoP hat sein Revier. Dort ist er Ansprechpartner für Bürger und Bindeglied zur Wache. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist die Prävention: KoPs besuchen Schulen, junge Ersttäter und Kindertagesstätten, klären aber auch in Senioreneinrichtungen und auf der Straße über den Schutz vor Straftaten auf. Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Amtshilfe.
Im vergangenen Jahr gingen im Bremer Süden zwei KoPs in den Ruhestand, kürzlich ein weiterer in Woltmershausen. Im Herbst dieses Jahres wird zudem ein Kollege in der Neustadt sein Revier gegen den verdienten Ruhestand tauschen. 2018 sind zwei weitere am selben Revier an der Reihe.
Bis alle KoP-Stellen regulär nachbesetzt werden können, helfen die Reviere im Süden sich gegenseitig aus. Nur wenige Kollegen verlängern ihren Dienst um weitere zwei Jahre.