Schüler toben über den Pausenhof, einige unterhalten sich, andere spielen Basketball. In einer Ecke des Hofes gibt es einen mit weißen Linien abgetrennten Bereich, in dem sich viele Jugendliche tummeln.
Optisch erinnert die Abgrenzung ein wenig an eine Raucherecke. Aber weit gefehlt: Zu sehen ist dort der neu eingerichtete Smartphone-Nutzungsbereich.
Smartphone-Verbot zeitgemäß?
Seit Anfang des Schuljahres gilt an der Oberschule Findorff die Regelung, dass Handys in abgesprochenen Bereichen benutzt werden dürfen. Der vorangeganene Entscheidungsprozess, der als Pilotprojekt gilt, hat mehr als ein Jahr gedauert.
„Aber Demokratie braucht halt eine gewisse Zeit. Und der Prozess ist aus unserer Sicht gut verlaufen“, sagt Schülersprecherin Lea Schweizer.
Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Schülervertretung hatte sie zu Beginn überlegt, inwiefern das absolute Smartphone-Verbot auf dem Gelände noch zeitgemäß sei.
Regeln vorschlagen und diskutieren
Nach der Diskussion um diese Angelegenheit, die am Ende sogar Thema einer Schulkonferenz wurde, nahm jede Klasse an einen Workshop teil.
Dort konnten die Jugendlichen neue Regeln selbst vorschlagen und über die Angelegenheit diskutieren. Am Ende sei auf Basis der Ergebnisse eine neue Nutzungsordnung entstanden, berichtet Cornelia Holsten.
Die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt hat das Projekt begleitet und zeigte sich begeistert von dem Verantwortungsbewusstsein der Schüler.
„Das Projekt hat Ausstrahlung auf die anderen Schulen“
Die neuen Regeln besagen, dass außerhalb des Unterrichts die Smartphones in den Klassenräumen und ausgewiesenen Bereichen auf dem Pausenhof zum Einsatz kommen dürfen, solange die Persönlichkeitsrechte der Mitschüler gewahrt werden – also beispielsweise niemand gegen den Willen des anderen Fotos macht, erklärt Birgit Kiesche.
„Die Jugendlichen wollten außerdem, dass die Mensa handyfreie Zone bleibt“, fährt die stellvertretende Schulleiterin fort.
„Das Projekt hat Ausstrahlung auf die anderen Schulen, an denen es keine einheitlichen Regelungen gibt“, sagt Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan. „Wir brauchen eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema und dürfen Smartphones nicht aus den Bildungseinrichtungen verbannen“, fordert die Senatorin.
Thema soll weiterhin präsent bleiben
Insgesamt habe das Projekt mehrere tausend Euro gekostet, berichtet Medienpädagoge Markus Gerstmann. „Jetzt bleibt die Frage, wie man so etwas mit weniger Aufwand umsetzen kann, damit auch andere Schulen profitieren können“, so Gerstmann.
Die Jugendlichen an der Oberschule Findorff sind zufrieden mit dem Ergebnis. Das Thema soll weiterhin im Unterricht präsent bleiben – und nach einem Jahr wollen Schüler und Lehrer ein Fazit ziehen, wie gut der Alltag mit den neuen Regeln funktioniert hat.