Der Bildhauer und Zeichner versteht sein Handwerk. Und: Er bezieht die Nachbarschaft der Städtischen Galerie mit in sein Werkschaffen an der Fischstraße 30 ein – zumindest visuell, ein bisschen. Denn seit dem Ausbau der Friedrich-Ebert-Allee Ende der 70er Jahre ist das Gegenüber so fern. „Das war der Ausgangspunkt für die Installation im Eingangsbereich“, verrät Galerieleiterin Dr. Annett Reckert.
Mit seinen Installationen aus Holz und Styropor, den Fassaden, Häuserfronten und dem „gemütlichen Elend“, wie Franz Burkhardt die Ansicht im Wintergarten der Kunststätte nennt, versucht er insbesondere Atmosphäre darzustellen. „Es ist nicht Disney World, in das man eintaucht und die Installationen sind keine Bühnenillusionen“, sagt Reckert mit Blick auf eine Innenwand vor der eigentlichen Innenwand im ersten Stock des Hauses.
Der Bauschutt-Container ist eine Malerei
Dort wird schnell klar: Franz Burkhardt arbeitet mit Dimensionen und thematisch mit Zerstörung, Abbruch, Ekel und anderem scheinbar Banalem – manchmal derb, dann wieder poetisch. Er schafft neue Räume und jede Patina ist auch wieder ein Stück Malerei, wie der „Bauschutt-Container“. Brachial ins Treppenhaus gestellt ist er ein verwirrendes Kunstobjekt, sozusagen eine Schönheit aus Rost und alternder Oberfläche und gleichzeitig ein Leitsystem im Haus.
Die gebauten Fassaden im Gebäude sind ein „Display“ für Burkhardts Zeichnungen, Sinnsprüche und Texte. Dabei wird deutlich, wie gut er das urbane Anonyme beobachtet und in seinen Installationen reflektiert. Auf seinen Zeichnungen widmet er sich unter anderem dem klassischen Akt und verleiht diesem einen überzeugenden Vintage-Charme.
Malereien von Arthur Fitger und Fritz Overbeck in der Remise
Eine weitere Ausstellung nebenan in der Remise wird dem Delmenhorster Malerfürsten Arthur Fitger (1840 -1909) gewidmet – insbesondere seinen Natur- und Kinderdarstellungen. Ihnen gegenüber gestellt sind Arbeiten Fritz Overbeck (1869 – 1909). „Die gleichzeitig Lebenden prallen dabei ungleichzeitig aufeinander“, erklärt Reckert. „Betrachtet man die Werke der beiden heute, verblüfft es, dass sie Zeitgenossen waren. Kritischer Subtext ist sozusagen, dass ein Künstler der wie Fitger bekannt ist und seine Werke gut verkauft, nicht unbedingt Kunstgeschichte schreibt.“
Vernissage ist am Donnerstag, 17. August, 20 Uhr. Zur Eröffnung soll es gegenüber in der ehemaligen Diskothek „Miami“ eine Videoinstallation geben, die dann nur von außen zu sehen ist. „Es soll die Illusion entstehen, dass im Inneren getanzt wird“, erläutert die Galerieleiterin. Und auch an die Fassade des Haupthauses sollen bewegte Bilder projiziert werden.
Die Ausstellung „Karina Miami“ wird durch die Stiftung Niedersachsen und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur unterstützt. Sie endet am 22. Oktober.