„Alle drei bis fünf Jahre finden solche kleinen Treffen mit 100 Teilnehmern statt, bei denen man sich dann intensiv über Forschungsergebnisse austauschen kann. Das ist auf großen Kongressen so nicht möglich“, sagt der Augenarzt, Prof. Dr. med. Eberhart Zrenner.
Da kam der 70. Geburtstag von Prof. Dr. Reto Weiler, Rektor des HWK und Professor für Neurobiologie an der Carl von Ossietky Universität Oldenburg als Anlass für solch ein Treffen gerade recht, bevor es dann am Mittwoch zu einem großen Kongress in Paris geht. Weiler hat das Gebiet der Retinaforschung maßgeblich mitgeprägt.
Netzhautforschung der Zukunft
Die Fachleute tauschen sich in Delmenhorst darüber aus, wie die Zellen in der Netzhaut des Auges zusammenarbeiten und wie sie diese Informationen an das Gehirn übermitteln. „Es geht darum zu schauen, wie die Erkenntnisse der modernen Retina-Forschung dabei helfen, den Sehsinn bei Netzhauterkrankungen wiederherzustellen“, sagt Weiler. „Das Sehen ist wunderbar, wenn es funktioniert. Denn einen Großteil der Informationen erhält das Gehirn über das Auge, die Netzhaut ist sogar ein Teil des Gehirns“, erklärt Zrenner.
Dank modernster Techniken würden die Experten immer besser verstehen, wie die Übermittlung der Licht- und Bildeindrücken der Außenwelt über die Netzhaut an das Gehirn übermittelt wird.
„Solche Grundlagenforschungen kommen der klinischen Forschung zugute, etwa wenn es um den Erhalt oder die Wiedererstellung des Sehvermögens geht, das man beispielsweise durch eine Krankheit oder eine Mutation der Zellen verlieren kann“, erklärt der Augenkliniker, der von 1989 bis 2013 Professor an der Universität Tübingen war und seit 2013 Seniorprofessor am Werner Reichardt Centrum für Integrative Neuwissenschaften ist.
Sehvermögen wieder herstellen
Darüber hinaus leitet Zrenner eine interdisziplinäre Forschungsgruppe, die seit Mitte der 1990er Jahre ein elektronisches Netzhautimplantat entwickelt. „Wenn man bereits erblindet ist, gibt es heute die Möglichkeit, mit Hilfe eines Chips einen Teil des Sehvermögens wiederherzustellen“, sagt der Augenforscher.
„Fortschritte gibt es auch auf dem Gebiet der Gentherapie. Hierdurch kann man erkrankte Zellen wieder lichtempfindlich machen und den Patienten dadurch vor einer Erblindung schützen“, sagt Weiler.
Zweitägiges Symposium in Delmenhorst
Das Symposium im Hanse-Wissenschaftskolleg findet mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Universitätsgesellschaft Oldenburg e. V. (UGO) und dem Forschungszentrum Neurosensorik der Universität Oldenburg statt. Zu den Sprechern gehören international herausragende Wissenschaftler wie der Harvard-Professor Dr. John E. Dowling, der ehemalige Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt, Prof. Dr. Heinz Wässle sowie die Neurobiologin Prof. Dr. Marla Feller von der University of California in Berkeley.