Weser Report: Herr Frerichs, an was erinnern sie gerne, wenn Sie an 2017 denken?
Wilfried Frerichs: Das erfreulichste Ereignis war der Abschluss der Diskussion um die Schule. Eigentlich war das schon 2016 Thema, aber die Abschlussdiskussion wurde 2017 geführt. Von der Sache her hat es mich am meisten gefreut, dass die Schule erhalten bleibt.
Es hat mich aber auch gefreut, dass sich so viele Menschen aus dem Ort, aus benachbarten Stadtteilen, von der Schule und vom Sportbund engagiert haben. Das habe ich vorher so noch nicht erlebt. Der ländliche Mensch neigt ja nicht zum Demonstrieren.
Das Thema macht mir aber gleichzeitig auch heute noch Sorgen, denn Verwaltung und Politik dürfen nicht als Gegner wahrgenommen werden. Leider haben sich die typischen Stammtischparolen gegen beide in diesem Fall bewahrheitet.
Die Schule hat heute 38 Kinder, es gibt 44 Plätze. Im nächsten Schuljahr können wir wohl nicht so viele aufnehmen, wie kommen wollen. Da fragt man sich, wie eine Prognose wie die zustande kommt, auf deren Grundlage die Deputation die Schließung der Schule entscheiden sollte.
Auch die Summe von 600.000 Euro für eine Sanierung ist auf Unverständnis gestoßen, alleine 350.000 für eine Toilette ließen die Leute den Kopf schütteln. Die Bürger stellen sich dann die Frage, wie in der Verwaltung gearbeitet wird und auf welcher Basis etwas entschieden wird.
Man kann es dann auch nachvollziehen, wenn Menschen politikverdrossen sind. Insgesamt ist das das erfreulichste Ereignis gewesen.
Das Thema bleibt also aktuell?
Ja, denn die Zusage des Ressorts bedeutet zwar, dass die Schule erhalten bleibt, setzt aber auch voraus, dass gewisse Investitionen vorgenommen werden.
Schauen wir auf 2018. Was steht im neuen Jahr an?
Ein wichtiges Thema ist der Breitbandausbau. Unterversorgte Gebiete sollen vom Bund gefördert ausgebaut werden und die Ausschreibungen hierfür wurden bereits durchgeführt. Für uns hat es im Zusammenhang mit den Fördermitteln einen überraschenden Ausgang genommen.
Es gibt zwei Fördergebiete am Anfang und am Ende von Strom. Der mittlere Teil wird nicht gefördert. Hintergrund ist wohl, dass die Telekom dort mit eigenen Mitteln den Ausbau übernimmt. Der Verteilerkasten steht bereits. Da müssen wir aufpassen, dass auch alles so funktioniert und klappt. Ich hoffe aber, dass es 2018 umgesetzt wird.
Warum?
Es gibt immer noch zwei Themen, die sehr negativ gelaufen sind. Damit meine ich die Bebauung und den Verkehr auf der Stromer Landstraße. Die Bebauung an sich ist nicht für alle wichtig. Es hat aber einen anderen Aspekt: Fast bei allen Infrastrukturprojekten wird festgestellt: „Ihr seid in Strom zu wenige, dafür lohnt es sich nicht“.
In den 1970er und 80er Jahren hatte der Senat schon das Ziel, dass der Ort wachsen muss. Es gibt zum Beispiel ein Baugebiet seit 1986. Dafür gab es sehr viele Anläufe und Gutachten. Bis heute steht dort kein Haus.
Interessenten gab es viele, alleine wegen des Güterverkehrszentrums und der vielen Arbeitsplätze dort. Alle Investoren sind aber wieder abgesprungen, weil zunächst die gesamte Infrastruktur im Baugebiet fertiggestellt werden muss, bevor mit der Vermarktung des ersten Hauses begonnen werden kann.
Aufgrund des jetzigen Bebauungsplans ist eine teilweise Umsetzung nicht möglich. Also wollte das Ressort den Plan noch einmal überarbeiten. Inzwischen gibt es drei mögliche Baugebiete. Das letzte Mal habe ich nach einem Sachstand im Februar 2017 gefragt.
Man wollte uns zeitnah zu einem Gespräch einladen. Zeitnah war bisher noch nicht. Und da sind wir auch wieder bei dem anderen Thema: Die Leute fühlen sich veräppelt.
Es geht um das Grün entlang der Stromer Landstraße, oder?
Ja, das ist eins von den Gebieten. Große Teile dürfen nicht bebaut werden, weil es sich um geschützte Gebiete handelt. Mit dem Rest kommen wir aber auch nicht weiter.
Also ist die Nachfrage da?
So ist es. Genauso ärgerlich ist aber das Thema Verkehr. Die Stromer Landstraße ist die Hauptzufahrtsstraße zum Güterverkehrszentrum, wo über 8.000 Leute arbeiten. Dafür war sie aber niemals ausgelegt.
Ein Viertel des Verkehrs hier sind Lkw. Mit dem Ringschluss der Autobahn soll der Lkw-Verkehr von der Stromer Landstraße herunter. Deshalb wollte man sie nicht sanieren. Wenn es aber an der B212n keine Abfahrt nach Delmenhorst gibt, haben wir mehr Verkehr als jetzt auf der Straße.
Eine schließlich angedachte kommunale Entlastungsstraße war dann rechtlich nicht möglich, weil Delmenhorst dann doch wieder belastet worden wäre. Man hätte aber vielleicht die Stromer Landstraße auch einfach mal grundsanieren können.
Leider ist das Thema nun tot und die Leute fragen sich mal wieder, was das alles soll.
Möchten Sie den Stromern für 2018 noch etwas wünschen?
Natürlich Glück und Frieden, denn der ist heute leider nicht mehr selbstverständlich. Ich wünsche den Stromern und den Seehausern aber auch, dass sie von der Verwaltung nicht nur als die Ortsteile wahrgenommen werden, wo es die Wiesenbrüter gibt, sondern auch als die, wo Menschen wohnen, um deren Bedürfnisse man sich kümmern muss.
Und ich wünsche ihnen, dass sie nicht mehr nur mit Planungen und Gutachten beglückt werden, sondern dass auch mal etwas umgesetzt wird.