Um so genannte Baumunfälle, die nicht selten mit tödlichem Ausgang einhergehen, zu reduzieren, legte das niedersächsische Verkehrsministerium im Jahr 2014 ein Modellprojekt auf, an dem sich auch der Landkreis Osterholz beteiligte. Vorgesehen war, auf besonders gefahrenträchtigen Strecken Tempolimits von meist 70 Stundenkilometern einzurichten. Zudem sollten spezielle Warnschilder die Verkehrsteilnehmer auf die erhöhte Gefahr von Baumunfällen hinweisen.
Seit dem 27. Januar 2015 ist auf einem Teilbereich der L128 zwischen Hambergen und Oldendorf die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h beschränkt. Seit 22. Oktober desselben Jahres ist ein Teil der K8 zwischen Ritterhude und Lilienthal mit insgesamt 14 entsprechenden Verkehrszeichen ausgeschildert, wobei für einen Großteil der Strecke bereits vorher Tempo 70 galt.
Projekt läuft spätestens Ende Juni aus
Das niedersachsenweite Projekt war von Anfang an auf drei Jahre ausgelegt. „Spätestens zum 30. Juni 2018 wird der Modellversuch daher endgültig beendet“, erklärt Ministeriumssprecher Dr. Eike Frenzel gegenüber unserer Redaktion.
„Sämtliche Verkehrsbeschränkungen, die im Rahmen des Projekts auf den Modellstrecken angeordnet wurden, müssen dann grundsätzlich wieder aufgehoben werden.“ Eine Ausnahme bestehe bei Strecken, auf denen eine konkrete Gefahrenlage entsprechend der geltenden Regelungen der Straßenverkehrsordnung gegeben sei.
Erkennen Verkehrsteilnehmer den Sinn der Schilder nicht?
Die Auswertung des Projekts sei in vollem Gange. Jedoch: „Eine erst vorläufige Einschätzung legt nahe, dass pauschale Geschwindigkeitsbeschränkungen auf schmalen Strecken mit Baumbestand am Fahrbahnrand nicht zur gewünschten Unfallprävention führen“, so Frenzel.
Bei pauschalen Geschwindigkeitsbeschränkungen, sei deutlich geworden, werde der Sinn der Beschränkung häufig nicht erkannt. „Daher führen solche pauschalen Beschränkungen unabhängig von einer konkreten Gefahrenlage eher nicht zum gewünschten Erfolg.“
Modellversuch stößt im Landkreis auf Akzeptanz
Die Osterholzer Kreisverwaltung beteiligt sich laut Sprecherin Jana Lindemann mit Geschwindigkeitskontrollen an dem Modellprojekt. „Insgesamt ist festzustellen, dass dieser Modellversuch im Landkreis auf Akzeptanz stößt“, so Lindemann.
Und was sagen die nackten Zahlen aus? Polizeisprecher Helge Cassens vergleicht die Zeiträume von Anfang 2012 bis Ende 2014 mit der Zeit vom 1. Januar 2015 bis 31. Juli 2017. So sei es auf der L128 im ersten Vergleichszeitraum zu vier tödlichen Unfällen gekommen. Zudem waren zwei Schwer- und vier Leichtverletzte zu beklagen.
Im Zeitraum danach registrierten die Beamten bei Zusammenstößen „nur“ einen Schwer- und einen Leichtverletzten. „Die Tendenz ist eindeutig, wobei man natürlich immer nach der Kausalität fragen muss“, so Cassens.
Auswertung erfolgt im Laufe des Jahres
Auf der K8 dagegen wurden bei Unfällen zwischen 2012 und 2014 zwei Menschen leicht, von Anfang 2015 bis Sommer 2017 jedoch zwei Personen schwer verletzt. „Eine konkrete Auswertung, in welchem Zusammenhang Tempolimits und Warnschilder mit den Unfällen stehen, folgt noch im Laufe des Jahres“, erklärt der Polizeisprecher.
Das ist auch der Plan im Osterholzer Kreishaus: „Die Straßenverkehrsbehörde wird im Laufe des Jahres gemeinsam mit der Polizei und dem Straßenbaulastträger entscheiden, ob die Geschwindigkeitsbeschränkung bestehen bleibt“, so Behördensprecherin Jana Lindemann.