Pro: Hermann Pribbernow
Als vor zehn Jahren die ersten Smartphones auf den Markt kamen, wurden die Besitzer dieser neuen Wunderdinger in den Pausen von ihren Mitschüler regelrecht belagert. Jede neue Technik ist erst einmal per se unschuldig. Bis sie missbraucht wird. So dauerte es auch an unserer Schule nicht lange, bis ältere Schüler jüngere dazu anstifteteten, sich zu prügeln. Dies wurde heimlich gefilmt und ins Netz gestellt. Auch im Unterricht illegal mitgeschnittene Aufnahmen von Mitschülern und Kollegen kursierten.
Deshalb schon vor Jahren der Entschluss, Handys an unserer Schule zu verbieten. Einzige Ausnahme: Die Oberstufenschüler können in den Pausen und während der Freistunden in einem Extragebäude – und nur dort – ihr Handy benutzen. Häufig arbeiten sie damit. Im Interesse der persönlichen Autonomie, des Datenschutzes und des Sicherheitsgefühls in Schulen begrüße ich die Entscheidung des französischen Parlaments, Handys an Schulen zu verbieten.
Contra: Andreas Staets
Schön, wenn Bildung Thema ist und selbst Präsidenten und Nationalversammlungen handeln. Probleme gibt es genug – gerade in Bremen: Wann bekommen wir das für Bildung dringend nötige Geld? Wie machen wir pädagogische Arbeit so attraktiv, dass es genügend gute Bewerber dafür gibt? Wie entlasten wir Lehrkräfte, damit sie wieder Zeit für ihre Schüler haben? Woher nehmen wir Personal und Ausstattung, um Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, wie sie verantwortlich mit Internet, Algorithmen und Handys umgehen können?
Ja, Handys sind ein sensibles Thema. Aber eines, bei dem jede Schule, Lehrkraft oder Klasse ihren Weg finden kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Pauschale Verbote helfen nicht weiter. Lehrkräfte müssen Zeit für ihre Arbeit haben, statt unsinnige Verbote durchzusetzen. Symbolpolitik mag gut ankommen, in der Sache hilft sie nicht.