Bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen ist Bremen bundesweit Spitzenreiter. Auf 100.000 Einwohner kommen laut Kriminalstatistik 398 Fälle. Archivfoto: WR
Studie

Experten streiten: Wie gefährlich ist Bremen?

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Fühlen sich die Bürger sicher? Wo stecken die Risiken? Gibt es viele Gewaltverbrechen? Solche Fragen versucht eine Studie des Focus-Magazins zu beantworten, in der alle deutschen Landkreise und Städte verglichen werden.

Das Ergebnis: Bremen schneidet sehr schlecht ab und landet auf Platz 8 der unsichersten Städte.

Auffällig: Besonders die norddeutschen Städte landen auf den vorderen Plätzen, Neumünster etwa ist der Spitzenreiter, Osnabrück (4.), Bremerhaven (5.) und Hamburg (7.) stehen ebenfalls weit oben. Bewertet werden die vier Kriterien „Sicherheit im Straßenverkehr“, „wirtschaftliche Sicherheit“, psychische und physische Gewalt“ und „gesellschaftlicher Dissens“.

Innenressort zweifelt Studie an

Aus dem Bremer Innenressort kommt Kritik: „Da sich aus der Studie nicht erschließen lässt, auf welcher Grundlage die Daten erhoben wurden, können wir die Ergebnisse nicht beurteilen“, sagt Sprecherin Nesrin Kök-Evcil.
Besonders schlecht steht Bremen laut der Studie bei Gewaltkriminalität und sowie Einbruchsdiebstählen dar. Dort ist die Hansestadt sogar Spitzenreiter: 2017 waren 398 Fälle von Wohnungs­einbruchsdiebstählen pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen.

Diese Zahl bestätigt auch das Innenressort. „Die Zahl ist im Vergleich zu anderen Städten als hoch zu bezeichnen“, sagt Sprecherin Kök-Evcil. Allerdings sei die Einbruchszahl bereits in den letzten fünf Jahren gesunken und der Anteil der Versuche im Verhältnis zu den vollendeten Einbrüchen stetig angestiegen, betont sie.

Hinners bestätigt die Tendenz

Wilhelm Hinners, innenpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion und Vorsitzender der Innendeputation, erkennt in der Studie einen ernstzunehmenden Trend. Auch er zweifelt an der Repräsentativität der Zahlen, sagt aber: „Dieses Signal sollten wir ernst nehmen, denn auch die gefühlte Sicherheit ist ein wesentliches Element der Lebensqualität in einer Stadt und beeinflusst somit auch das Image von Bremen“, so Hinners.

Schuld an der schlechten Bewertung seien laut Hinners Faktoren wie die Armut, wachsende Clan-Strukturen, soziale Brennpunkte und Arbeitslosigkeit in Bremen. „Um Sicherheit zu verbessern, ist vor allem die Präsenz und die Ausstattung der Polizei maßgeblich“, sagt Hinners. Dabei habe es in den vergangenen Jahren zu viele Versäumnisse gegeben.

Wirtschaft und Verkehr ebenfalls unsicher

Beim Faktor „wirtschaftliche Sicherheit“ ist Bremen laut der Studie ebenfalls weit hinten. Für Jan König, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordwest, keine Überraschung: „Grundsätzlich teile ich diese Eindrücke. Bremen gehört zu den Städten mit der höchsten Kriminalitätsrate – erschreckend ist besonders die hohe Zahl der Einbruchsdiebstähle.“

Etwas besser sehen die Zahlen im Straßenverkehr aus. Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, ordnet ein: „In Bremen sammeln sich viele Verkehrsteilnehmer auf engem Raum.“ Ob die Studie repräsentativ ist, mag aber auch er nicht bewerten. „Aber eines steht fest: Die Verkehrsteilnehmer in der Hansestadt müssen mehr Rücksicht aufeinander nehmen, dann gibt es mehr Sicherheit“, so Linge.

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