Ein Siegertyp: Claudio Pizarro mit dem Bambi 2018. Foto: Eventpress Fuhr für Hubert Burda Media
Claudio Pizarro

Bambi-Verleihung: Ein Reh für den Rekordjäger

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Claudio Pizarro ist nicht nur ein großartiger Fußballer. Werders Sympathikus machte auch auf dem ungewohnten Terrain der Bambi-Verleihung eine gute Figur und zeigte sich an der Seite von Lilo Pulver (89) als Gentleman.

Für einen kurzen Moment war es tatsächlich weg, dieses Strahlen, dieses Leuchten in den Augen – einfach weg! So als hätte es diese spezielle Aura, seine spezielle Aura niemals gegeben. Der Mann, der dort am Freitagabend – adrett gekleidet im Smoking, die schwarzen Haare zurückgegelt – über den TV-Bildschirm flimmerte, sah zwar aus wie Claudio Pizarro, das schon.

Aber irgendwie auch nicht. Es wirkte vielmehr, als hätte Werders Rekordtorjäger seinen schüchternen Zwillingsbruder zur Preisverleihung nach Berlin geschickt, einen Mann, in dessen Gesicht ein Gemütszustand abzulesen war, den der echte Pizarro eigentlich gar nicht kennt: Nervosität. Gnadenlos eingefangen von der nah heranzoomenden Kamera. Dann ging es auf die Bühne.

Fünf Stufen, schwarz-glänzender Boden, und aus den Händen von Laudator Paul Breitner dieses goldene Reh. „In meinem Kopf ist nur ein Wort: Danke“, sagte Pizarro, nachdem er den „Bambi“, Deutschlands bedeutendsten Medienpreis, in der Kategorie Sport entgegengenommen hatte.

Ungewohntes Terrain für Pizarro

Er verzichtete darauf, die Trophäe mit großer Geste gen Himmel zu recken. War ja schließlich nicht sein gewohntes Terrain hier. Deswegen wohl auch die sichtbare Anspannung kurz vor dem großen Auftritt. Vor 40.000 Fans Fußballspielen? Nur eine Kleinigkeit dagegen.

16 Titel hat der Profi Claudio Pizarro in seiner Laufbahn gewonnen, dazu etliche persönliche Rekorde aufgestellt. Nun also ein Preis, der in erster Linie (und vollkommen zurecht) die Person Claudio Pizarro würdigt. „Der Bambi zeichnet Claudio für weit mehr aus als nur für seine rein sportlichen Leistungen“, betont Werder-Trainer Florian Kohfeldt. „Es geht um seine Persönlichkeit. Jeder, der Claudios Aura schon einmal erlebt hat, wird sagen, dass er die Ehrung absolut verdient hat.“

Identifikationsfigur

Und wirklich: Pizarro kann das, Menschen für sich vereinnahmen. Dafür genügt oft schon sein Blick, der gleichzeitig verschmitzt und entschuldigend wirkt. Dazu noch die Stimme, die gerne an unvorhersehbaren Stellen in die Höhe springt – dieser Peruaner, er könnte einen Werder-Abstieg so verkaufen, dass sich jeder Fan hinterher denken würde: „Hat er ja Recht, gar nicht so schlimm.“ Es ist diese spezielle Art, dieses Positive und Grundoptimistische, das Pizarro gepaart mit seiner Professionalität zum Vorbild macht. Zu einer Identifikationsfigur, wie sie Werder Bremen in dieser Form noch nie hatte.

1999 aus Peru nach Bremen gewechselt, und heute, 2018, im Alter von 40 Jahren immer noch Bundesliga-Torschütze. Wann Schluss ist? Vielleicht im Sommer, vielleicht aber auch nicht. „Ich habe gesagt, dass es mein letztes Jahr ist“, sagte Pizarro nach der Preisverleihung – und ließ einen entscheidenden Satz folgen: „Aber ich fühle mich so gut im Moment. Wir werden sehen, was passiert.“

Pizarro strahlt immer

Werder dürfte so oder so darum bemüht sein, die Vereinslegende an sich zu binden. Sei es als Stürmertrainer, Scout oder Botschafter. Im Grunde völlig egal, denn Pizarro strahlt immer – außer er muss gleich auf die Bühne, um einen prestigeträchtigen Preis in Empfang zu nehmen.

Als sein großer Auftritt vorüber war, dauerte es übrigens nicht lange, und Pizarro war wieder Pizarro. Galant begleitete er die 89-jährige Schauspielerin Liselotte Pulver auf die Bühne, damit sie dort den „Bambi“ für ihr Lebenswerk entgegennehmen konnte. Danach holte er sie wieder ab. Frau Pulver hätte sich wahrlich keinen besseren Begleiter wünschen können.

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