Die Erwartungen an Werders Josh Sergant sind bereits immens. Foto: Nordphoto Josh Sargent bereitet sich mit Werder in Südafrika auf die Rückrunde vor. Foto: Nordphoto
erstes Werderjahr

„Ich habe mich immer mehr ins Spiel verliebt“

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Josh Sargent ist fulminant gestartet, sieht sich aber noch am Anfang: Die ersten Auftritte in der Bundesliga hat er längst erfolgreich hinter sich gebracht, am Samstag gab es für den US-Amerikaner die nächste Premiere

Bei strahlendem Sonnenschein sprach der 18-Jährige im südafrikanischen Johannesburg gegenüber Journalisten erstmals über sein erstes Jahr in Deutschland, sein Debüt-Tor gegen Düsseldorf, die hohe Erwartungshaltung an ihn und über sein Verhältnis zu Trainer Florian Kohfeldt.
Während des halbstündigen Gesprächs auf der Terrasse des Bremer Teamhotels präsentierte sich Sargent bestens gelaunt, schlagfertig und erinnerte sich gerne an sein erstes Tor gegen Düsseldorf – den Ball der vermutlich auch so reingegangen wäre, nachdem Martin Harnik ihn zuvor in Richtung Tor bugsiert hatte. Dann tauchte Sargent auf. Nur 88 Sekunden nach seiner Einwechslung drückte der US-Amerikaner die Kugel mit dem Kopf über die Linie.

Trainer hat klaren Plan

„Mein erster Gedanke war, dass ich den Ball unbedingt reinmachen will“, sagt er, „das ist einfach ein Instinkt.“ Es war der Treffer zum 3:1, das Weser-Stadion explodierte danach förmlich. „Für mich war es ein Traum, der wahr geworden ist“, betont Sargent, „Ich habe erst gar nicht geglaubt, dass es wirklich passiert.“ Dass er Harnik das Tor geklaut hatte, sei ihm direkt klar gewesen: „Ich habe mich sofort entschuldigt, aber Martin hat mir versichert, dass er es genauso gemacht hätte.“
Nachdem Sargent gegen Düsseldorf getroffen hatte, zählte der Coach zu den ersten Gratulanten, gab seinem Nachwuchsstürmer aber direkt einen Ratschlag mit. „Er hat mich in den Arm genommen und gesagt, dass ich jetzt auf dem Boden bleiben soll“, erinnert sich Sargent, der die Zusammenarbeit mit Kohfeldt sehr schätzt: „Vom ersten Tag an hatte er einen klaren Plan für mich.“

Versprechen für die Startelf gibt es nicht

Dass dieser vorsah, dass Sargent zunächst in der U23 Spielpraxis sammeln soll – für den Angreifer kein Problem. „Der Trainer hat mir immer gesagt, dass ich geduldig sein soll. Es war wichtig für mich, in der zweiten Mannschaft in meinen Rhythmus zu finden“, weiß Sargent, der im Januar 2018 aus O’Fallon, einem Vorort von St. Louis im Bundesstaat Missouri, zu Werder gewechselt war und (auch wegen einer fehlenden Spielerlaubnis) erst zwölf Monate später in der Bundesliga debütierte. Dann aber mit einer unglaublichen Quote.
Zwei Schüsse aufs Tor hat Sargent bisher in seiner Bundesliga-Laufbahn abgegeben – beide waren drin. Dies unterstreicht, über welche Qualitäten Werders Shooting Star verfügt. Übermütig wird er deshalb aber nicht. „Ich weiß, dass ich einige großartige Spieler wie Max Kruse und Claudio Pizarro vor mir habe. Es gibt für mich also kein Versprechen, dass ich immer in der Startelf stehe oder im Kader bin. Das hat mir der Trainer klar gesagt.“

Pizarro als Vaterfigur

Allzu bescheiden möchte Sargent dann aber auch nicht wirken: „Ich bin definitiv bereit für die Bundesliga und denke, dass ich das auch schon bewiesen haben.“
Für den damals 17-Jährigen war es „ein großer Schritt“, seine Heimat zu verlassen und nach Bremen zu gehen. Ein neues Land, eine neue Kultur – und auch eine neue Art Fußball zu spielen.

„Das Spiel ist in Deutschland viel schneller, also muss man auch schneller denken. Da ist es gut, wenn man Hilfe bekommt“, sagt Sargent und landet ganz automatisch bei seinem 40-jährigen Mitspieler: „Claudio Pizarro hilft mir sehr. Dabei geht es auch um die kleinen Dinge auf dem Platz, dass man sich zum Beispiel in eine bestimmte Richtung dreht, um das Spiel wieder vor sich zu haben.“ Irgendwie sei der 40-Jährige schon eine Vaterfigur für ihn.

Pumuckl musste er nachschlagen

Für Sargent, den Burschen mit dem roten Lockenkopf, hatte der Boulevard schnell einen Spitznamen gefunden: Pumuckl. „Ich finde das nicht schlimm, musste aber erstmal nachsehen, wer dieser Pumuckl überhaupt ist.“ Nun ja, ein kleiner Kobold mit roten Haaren. „Ich denke auf der Seite meines Vaters hatte die Ur-Ur-Großmutter rote Haare – wahrscheinlich etwas Irisches.“
Seit Kurzem hat die amerikanische Auswahl einen neuen Trainer. Es ist Greg Berhalter (45), früher Profi bei Energie Cottbus und 1860 München. „Ich hatte schon ein sehr angenehmes Telefonat mit ihm“, berichtet Sargent, der weiß, dass es bei Werder für ihn rund laufen muss, damit er weiterhin nominiert wird. Bisher bringt es der Angreifer nach sechs A-Länderspielen auf zwei Tore.

„Du musst das erst einmal beweisen“

Während seiner Kindheit hatte Sargent übrigens auch beim American Football, Hockey, Basketball und Baseball reingeschnuppert. Erst als er mit 14 zur Highschool kam, kristallisierte sich sein Weg im Fußball heraus. „Ich wurde in Jugendnationalteams eingeladen und habe mich immer mehr in das Spiel verliebt“, berichtet er.
Dass die Erwartungen an die Nachwuchshoffnung bereits immens sind, dazu hat Werder selbst einen beachtlichen Teil beigetragen. Als der Verein vor einem Jahr Sargents Verpflichtung bekannt gab, wurde der Stürmer als einer der weltweit besten in seiner Altersklasse angekündigt. „Es fühlt sich gut an, wenn Leute das über dich sagen – aber du musst das erstmal beweisen“, so der 18-Jährige, der sich selbst noch ganz am Anfang sieht. „Ich weiß, dass ich noch hart arbeiten muss.“

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