„Das Betreten der Rasenfläche ist verboten.“ Dieser Satz ist heute für Bezirksmeister Felix Böttcher und Referatsleiter Ralf Möller vom Umweltbetrieb Bremen (UBB) undenkbar. Diese Entwicklung freut die beiden Fachmänner, unter anderem für Grünflächen und Parkanlagen in der Region zuständig.
„Wir bemerken einen Wandel in der Gesellschaft. Heute beschäftigt man sich viel mehr mit dem Thema Biodiversität“, sagt Möller. Der 51-Jährige ist seit 1998 beim UBB, seit 2015 als Referatsleiter.
Rund 20 Millionen Quadratmeter Grün pflegen, erhalten und entwickeln die 430 Mitarbeiter des UBB in Bremen pro Jahr. Der Anteil der Parks und Grünanlagen beträgt knapp acht Millionen Quadratmeter.
Kritik bedeutet Interesse
Zur Schaffung von biologischer Vielfalt gehören beim UBB auch die Wildblumenwiesen, die schnöde Rasenflächen ersetzen. „Noch vor knapp zehn Jahren haben wir viele Beschwerden erhalten, wenn wir die Wiesen und das Begleitgrün nicht gemäht haben. Heute ist es eher anders herum“, sagt Möller.
Mit Beschwerden könne er aber gut umgehen. Sie zeigen, dass das Thema bei den Menschen im Bewusstsein ist.
Wildblumenwiesen ersetzen Rasenflächen
Dabei bedeutet eine Wildblumenwiese entgegen der landläufigen Meinung nicht, einfach nur eine Handvoll Samen auszuwerfen und abzuwarten. „Die Blühwiesen werden ästhetisch angelegt, wir schauen auch genau, wo eine geeignete Fläche ist“, erklärt Möller.
Im Unterschied zur Rasenfläche, die relativ schnell mit einem großen Mäher gestutzt wird und auf der das Schnittgut dann liegen bleibt, müssen die Blumenwiesen mit einem kleinen Mäher bearbeitet werden. Dies ist zeitintensiver.
Die Wiesen bedeuten auch keine finanzielle Erleichterung: „Wir lassen die Blühwiesen so lange stehen, bis die Samen fallen. Dann müssten wir eigentlich das Schnittgut entfernen. Um kostenneutral arbeiten zu können, gehen wir einen Kompromiss ein und lassen es liegen“, sagt Möller, gelernter Landschaftsgärtner.
Parkanlagen unter Denkmalschutz
„Wir versuchen, mit den bereit gestellten Ressourcen das Beste heraus zu holen“, sagt Böttcher, Bezirksmeister für den Bezirk Borgfeld, Oberneuland und Horn. In seinen Bereich fallen viele Parkanlagen, die unter Denkmalschutz stehen.
„Für diese Anlagen gelten etwas andere Regeln. Die Parks sind ein Schatz, der uns übergeben wurde und den wir versuchen zu erhalten“, sagt der 33-Jährige. Das betrifft vor allem die Gartenkultur in den unter Schutz stehenden Teilen der Anlagen.
Totholz fördert Artenvielfalt in Parkanlagen
Doch auch dort wird Vielfalt gefördert – Stichwort: Totholz. „Selbstverständlich darf keine Gefahr von toten Bäumen ausgehen. Dort, wo es möglich ist, bleiben sie aber stehen oder liegen und dienen als Lebensraum“, sagt Böttcher.
Auch über das Totholz gebe es manchmal Beschwerden, ebenso wie über Laubhaufen. „Wir erklären dann, dass es sich um wichtige Lebensräume für Insekten und Pflanzen handelt“, sagt Böttcher.
Einen solchen hat beispielsweise in Heinekens Park der Eremitkäfer gefunden: Dieser bis zu vier Zentimeter lange Käfer lebt in Baumhöhlen und ernährt sich von einem Pilz. „Er ist auf alte Parks angewiesen“, erklärt Böttcher.
Baumkataster wird erstellt
Er und seine vier Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun: mähen, Müll sammeln, Sämlinge entfernen, Wege und Bäume kontrollieren und pflegen sowie die Verkehrssicherheit erhalten. Zweimal jährlich begutachten die Mitarbeiter des UBB jeden einzelnen Baum im Stadtgebiet und kontrollieren ihn auf Schäden.
Inzwischen werde auch ein Baumkataster erstellt, um Veränderungen an einzelnen Bäumen nachvollziehen zu können. „Unsere Mitarbeiter werden für die sogenannten Baumansprachen speziell fortgebildet, denn nicht alles ist gut sichtbar“, sagt Möller.
Viel zu tun für die UBB-Mitarbeiter
„Die Kollegen draußen sind unsere Augen, wir sind auf sie angewiesen“, fügt er hinzu. Ebenso benötige man aber auch Akzeptanz in der Bevölkerung. Aus diesem Grund sei man auch dankbar für die große Unterstützung durch Fördervereine sowie Kooperationen.
Einsatzgebiete der UBB-Mitarbeiter sind auch die städtischen Friedhöfe, Spielplätze und Schulgelände sowie im Hintergrund die Planung sowie das Vertragsmanagement der Stadtentwässerung und die Verwaltung der Kleingärten. „Man muss gerne draußen sein und das bei Wind und Wetter“, sagt Böttcher. „Anders geht es nicht.“