Weser Report: Herr Dudenhöffer, die norddeutschen Länder gehen in ihrer gemeinsamen Wasserstoff-Strategie davon aus, dass künftig mehr Autos mit Wasserstoff-Antrieb fahren. Wie schätzen Sie die Entwicklung ein?
Ferdinand Dudenhöffer: Der Wasserstoff-Pkw ist keine Alternative. Die Technologie ist viel zu teuer. Der Toyota Mirai, ein Fahrzeug in der Größe eines VW-Golf, kostet heute mehr als 80.000 Euro. Es ist unmöglich, bei solchen Preisen viele Kunden zu finden. Selbst wenn Toyota einen Kostenschnitt von 50 Prozent erreichen würde, wäre das Fahrzeug immer noch nahezu unverkäuflich.
Aber nicht nur Toyota, auch Daimler arbeitet ja an Wasserstoff-Autos, also an Fahrzeugen mit Brennstoffzellen.
Das machen die seit vielen Jahren. Die Brennstoffzelle ist ja keine neue Erfindung, sondern wird seit 100 Jahren im Chemieunterricht der Gymnasien gezeigt. Von Zeit zu Zeit wird sie von den Autobauern wieder ausgegraben. Sie beobachten einfach alle Möglichkeiten. VW-Vorstandschef Herbert Diess hält den Einsatz von Wasserstoff im Pkw-Bereich für Unsinn.
Weil er jetzt voll auf das E-Auto mit Batterie setzt.
Recht hat er. Außerdem fehlen für Brennstoffzellen-Autos ausreichend Tankstellen.
Aber Daimler und Shell haben gemeinsam mit anderen Firmen eine Firma gegründet, die den Bau von Wasserstoff-Tankstellen vorantreiben soll.
Sicher kann man daran arbeiten. Aber eine Wasserstoff-Tankstelle kostet rund eine Million Euro. In Deutschland bräuchte man für eine bundesweite Versorgung rund 3.000 bis 5.000 solcher Tankstellen. Allein der Bau von 3.000 Tankstellen kostet drei Milliarden Euro. Wer soll denn das Geld zur Verfügung stellen?
Auch für E-Autos gibt es noch zu wenig Zapfstellen. Aber es werden jetzt immer mehr.
Ja, aber ein E-Auto können sie zu Hause mit einer Wallbox aufladen.
…also mit einer speziellen Steckdose….
…das machen die Tesla-Fahrer. Und an den Autobahnen wird ja gerade das Tankstellennetz für E-Autos ausgebaut. Außerdem wird der Preis für Batterien sinken. Das Teure ist ja nicht die Produktion der Batterien, das Teure sind die Rohstoffe wie Nickel und Kobalt, die man für die Batterie braucht. Die Menge muss deutlich gesenkt werden. Wenn viele E-Autos unterwegs sind, wird es irgendwann auch viele alte Batterien geben. Die kann man recyceln und Stoffe wie Nickel und Kobalt herausholen und wieder verwenden. Außerdem ist eine Batterie ja viel effizienter.
Warum?
Wasserstoff wird ja aus Strom erzeugt, und im Auto wird er dann wieder in Strom umgewandelt. Das führt zu Effizienzverlusten, so dass letztlich weniger als 25 Prozent der ursprünglichen Energie genutzt werden, um das Fahrzeug anzutreiben. Beim E-Auto mit Batterie haben wir mehr als 70 Prozent Energie-Effizienz.
Trotzdem sehen Sie für Wasserstoff-Antriebe Chancen: in Bussen und Lastwagen.
Wenn ein Bus 300.000 Euro kostet, ist es kein Problem, 10.000 oder 20.000 Euro zusätzlich für den Antrieb zu investieren. Außerdem werden Batterien bei Bussen und schweren Lkw zu unförmig und zu schwer. Auch ist die Lade-Infrastruktur für Busse und Lkws einfacher. Linienbusse können nachts aufgeladen werden. Und Lkws können an der Autobahn aufgeladen werden, wenn dort alle 200 oder 300 Kilometer eine Tankstelle mit Wasserstoff steht.
Ihre Prognose?
Ich vermute, dass die 40 Tonner mit Wasserstoff zurechtkommen. Aber für die Transporter der Paketdienste können E-Autos spannend sein. Die fahren am Tag 150 Kilometer, können über Nacht aufgeladen werden und haben eine vernünftige Energiebilanz. Denn sie bremsen ja tagsüber immer wieder, um ein Paket auszuladen. Durch die vielen Bremsvorgänge fließt ein Teil der Energie wieder zurück.
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