Milot Rashica konnte sich nur selten gegen die energischen Kölner Verteidiger durchsetzen, in der Schlussphase traf er noch die Latte. Foto: Nordphoto
0:1 in Köln

Werder überwintert im Tabellenkeller

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Zum Abschluss der Hinrunde zeigte Werder in Köln über weite Strecken erneut eine enttäuschende Leistung.

Das 0:1 in Köln war die vierte Niederlage in Folge. Werder Bremen überwintert damit entweder auf dem Relegationsplatz oder fällt am Sonntag bei einem Sieg von Fortuna Düsseldorf über Union Berlin noch auf Rang 17 zurück. Fakt ist aber jetzt schon: Mit 14 Punkten haben die Bremer die schwächste Hinrunde seiner Bundesliga-Geschichte hingelegt. Die Sorgen, die die Bremer mit in die Winterpause nehmen, sind riesig.

Sahin, Lang und Bittencourt raus

„Es wird Konsequenzen geben“, hatte Trainer Florian Kohfeldt nach dem desaströsen 0:5 gegen Mainz 05 am Dienstag angekündigt. Und diese Konsequenzen sahen dann so aus: Nuri Sahin und Michael Lang flogen aus der Startelf, Philipp Bargfrede und Marco Friedl kamen dafür rein. Der dritte Wechsel war indes erzwungen. Für den gelbgesperrten Leo Bittencourt spielte Benjamin Goller. Der vielkritisierte Yuya Osako blieb dagegen gegen den Ex-Club im Team.

Drei Veränderungen – aber eine Revolution in der Startelf fand nicht statt. Kohfeldt fehlen dafür auch schlicht die personellen Alternativen. Allerdings hätte es sicherlich keiner von denen auf der Bank schlechter gemacht als die Elf auf dem Platz.

Mit der Verunsicherung aus drei verlorenen Spielen am Stück inden Köpfen suchten die Bremer Profis zunächst nach der eigenen Sicherheit. Kleiner Teilerfolg: Nach 19 Minuten stand es noch 0:0 – am Dienstag hatten die Bremer zu diesem Zeitpunkt schon mit 0:3 gegen Mainz zurückgelegen.

Jede Aktion von Angst geprägt

Dennoch: Gut sah das alles nicht aus, was der Drittletzte der Bundesliga gegen den Viertletzten zeigte. Beinahe jede Aktion war von der Angst geprägt, den nächsten verhängnisvollen Fehler machen zu können. Bälle versprangen, Pässe kamen nicht an – Werder hatte Mühe, den Ball überhaupt mal länger als ein paar Sekunden in den eigenen Reihen zu halten. Nach vorne ging deshalb überhaupt nichts.

Defensiv agierten die Gäste mit einer Fünferkette, in der Milos Veljkovic, Niklas Moisander und Marco Friedl die Innenverteidiger gaben. Links verteidigte Ludwig Augustinsson, rechts fiel die Wahl auf Maximilian Eggestein. Doch der Beinahe-Nationalspieler des Frühjahres fand auch auf dieser Position nicht zur Sicherheit.

Wie auch die anderen Vier aus der Kette. Wie anfällig Werder trotz des 5-2-3-Systems war, zeigte sich erstmals in Minute elf, als ein langer Ball Ismail Jakobs erreichte. Der 20-Jährige, von Eggestein aus den Augen gelassen, verzog aber.

Langer Ball führt zum Tor

Gleiches Muster, anderer Ertrag dann beim Kölner 1:0. Abwehrmann Rafael Czichos, in Bremen aufgewachsen, hatte den Ball über 50 Meter in den Bremer Strafraum geschickt. Eigentlich gehört es zum kleinen Einmaleins der Abwehrarbeit, einen solchen Pass zu klären. Aber Moisander schaute nur zu, wie Dominick Drexler querlegte zu Cordoba. Der Kolumbianer war Veljkovic locker entwischt und verwandelte mühelos. So leicht, so simpel war es, gegen die Bremer zu treffen. Um deren Zweikampfverhalten nicht nur in dieser Szene zu beschreiben, braucht es das Gegenteil von bissig.

Das totale Versagen der Innenverteidigung zementierte eine extrem unrühmliche Statistik. Nicht nur, dass es bereits der 41. Gegentreffer für die Bremer war, auch international sind sie die Schießbude schlechthin. Als einziges Team aus den Top-5-Ligen Europas hat Werder bis Weihnachten in jedem seiner Pflichtspiele mindestens ein Gegentor kassiert.

Hinzu kam: In Köln schossen die Bremer bis zur Pause kein einziges Mal auf des Gegners Kasten. Nach 53 Minuten unternahm Rashica dann einen ersten Versuch, sein Freistoß landete jedoch in der Mauer. Es war ein Sinnbild der unfassbaren Bremer Harmlosigkeit. Nicht minder schlimm wenig später Osakos Aktion nach schönem Rashica-Pass. Der Japaner ließ den Ball so weit laufen, bis er nichts mehr damit anfangen konnte (54.).

Werder zeigt sich vor dem Kölner Tor

Immerhin: Werder zeigte sich nun wenigstens vor dem Kölner Tor. Goller verpasste einen Rashica-Schuss nur knapp, Davy Klaassen jagte einen Distanzschuss in die zweite Etage (58.). Und genau in dieser Phase des zarten Erwachsens meldete sich das Verletzungspech zurück. Binnen acht Minuten schieden Augustinsson (69.) und Veljkovic (77.) mit Oberschenkelverletzungen aus.

Fin Bartels und Claudio Pizarro, 2018 mit Köln abgestiegen, kamen in die Partie. Zehn Minuten vor Schluss folgte auch noch Johannes Eggestein für den entkräfteten Bargfrede. Volles offensives Risiko also in einer Partie, in der sich Werder bis dahin überhaupt nicht zurechtgefunden hatte. Aber das Team kämpfte um den Ausgleich, versuchte nun das, was Coach Kohfeldt von Anfang an verlangt hatte: das Glück zu erzwingen.

Beinahe wäre es gelungen: Rashica knallte den Ball an die Latte (81.), bei Osakos Tor hatte Pizarro zuvor im Abseits gestanden (83.) und Moisanders Schuss wurde von FC-Keeper Horn pariert (90.+3). Kein Ausgleich, kein Mini-Erfolgserlebnis. Werder ist im Winter 2019/20 ein einziger großer Sorgenfall.

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