Betten im Parkhaus: Einige Bunker-Betten sind immer aufgebaut und vermitteln eine Idee davon, wie das Leben der Schutzsuchenden ausgesehen hätte, wenn sie bei einem Angriff oder einer Katastrophe Tage oder Wochen dort hätten ausharren müssen. Fotos: Harm
Relikt

Das Parkhaus, das auch einen Bunker beherbergt

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Das Parkhaus am Sedanplatz wurde in den 70er Jahren auch als Schutzraum gestaltet. Das ist heute noch zu sehen

Bremen wollte ein Parkhaus, der Bund einen Bunker: Was dabei herauskommt, wenn bei einem Bau beide dieser Bedürfnisse berücksichtigt werden, ist im Parkhaus unter dem Sedanplatz in Vegesack zu sehen: Es ist mehr als eine Abstellmöglichkeit für Autos, denn es war auch darauf ausgerichtet mehrere tausend Menschen im Krisenfall zu beherbergen. Die Anlage sollte die Bevölkerung zu Zeiten des Kalten Kriegen im Falle des Falles vor atomaren und chemischen Kampfstoffen schützen.

Noch heute sind die Bunkeranteile an dem Anfang der 70er Jahre errichteten Bau zu erkennen: Wer auf die unterste Parkebene fährt – sie ist zum Beispiel an Markttagen geöffnet – kann an einer Stelle 13 aufgebaute Bunker-Betten sehen. Zu Fuß führt der Weg von der untersten Park-Ebene an einstigen Dekontaminierungsduschen und schweren Betontüren mit der Aufschrift „Schleuse“ ins Treppenhaus des Parkhauses.

Schlafplätze für 4.000 Menschen

Tatsächlich wird der Bunker aber als Mehrzweckanlage bezeichnet. Im Krisenfall, zu Zeiten des Kalten Krieges, wäre die unterste Park-Etage zum Schlaf- und Aufenthaltsraum für etwa 4.000 Menschen geworden, getrennt in zwei Bereiche, um den Überblick zu behalten. 60.000 Liter Wasser standen in einem Tank bereit.

Auf dem Schreibtisch des Bunkerwarts liegen noch die Handbücher für den Ernstfall.

Über zwei Brunnen und eine entsprechende Anlage hätte zudem noch Grundwasser aufbereitet werden können. „Das alles funktioniert inzwischen nicht mehr“, sagt Uwe Bunk. Er ist Garagenwart bei der Brepark, in deren Besitz sich die Tiefgarage beziehungsweise Mehrzweckanlage befindet.

14 Tage lang hätten die Menschen in der Anlage überleben können, darauf waren die Vorräte ausgerichtet. Dazu gekommen ist es zum Glück nie. „Einen Bombenangriff hätte die Anlage wohl nicht überstanden“, sagt Bunk. Die Decken seien dafür nicht dick genug. Konzipiert sei die Anlage für den Schutz vor Kampfstoffen.

Auf dem Tisch liegen noch Strahlenschutz-Broschüren

Bis Mitte der 2000er Jahre ist die Mehrzweckanlage noch jährlich gewartet worden. Eine Woche lang haben Mitarbeiter des TÜVs Filter für die Frischluft, Motoren, Tank und Co. geprüft. Inzwischen gibt es diese Prüfungen nicht mehr.

Auch wenn die Anlage nicht mehr benötigt wird, ist dennoch alles erhalten worden: Im Zimmer des Bunkerwarts liegen auf dem Schreibtisch noch das Handbuch für die Warnstellen des Warndienstes sowie Broschüren über Strahlenschutz und Atomare Kampfmittel. Durch ein Sichtfenster konnte der Bunkerwart sehen, wer durch die Schleuse kommt und per Schaltanlage Türen öffnen und schließen.

Die massive Tür links im Bild markiert, wo der Bunker im Parkhaus am Sedanplatz beginnt.

Öffentliche Führungen zum Vegefest

Im Krankenzimmer lagern noch Milchpumpen, Windeln und Babypuder. In der Küche stapeln sich Schüsseln und Geschirrtücher im Regal. In einem Lagerraum liegen hunderte Rollen Klopapier.

Das alles ist auch dort, um Besuchern einen Eindruck von der Anlage zu vermitteln. Denn einmal im Jahr – am Wochenende des Vegefests – öffnet die Brepark auch jene Bereiche, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind, wie die technischen Räume, Küche und Krankenzimmer. Unter fachkundiger Leitung werden die Besucher durch die Anlage geführt. „Das Interesse an den Führungen ist groß“, sagt Bunk.

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