Martin Luig, Landschaftsgärtner und Mitglied der Bürgerinitiative, bringt das Saatgut am Deich aus. Foto: BI Platanen am Deich
Bürgerinitiative

Guerilla-Gärtner am Deich

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Der Streit um die Platanen am Deich schwelt weiter, Wildblumen sorgen für zusätzlichen Zwist.

Mit Wildblumen wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) Platanen am Deich ein Zeichen zum Erhalt der Grünflächen setzen. Dafür habe man mehrere Eimer Wildblumensaatgut auf Teilen des Gründeichs in der Neustadt ausgebracht. „Wir wollen sehen was sich dort entwickelt und einen Versuch ist es wert. Die Gründeichen sind auch stadtbildprägend und sollten erhalten werden“, sagt Gunnar Christiansen von der BI.

Eine Abstimmung mit dem für die Erhaltung und Pflege des Deiches zuständigen Deichverband links der Weser habe es jedoch nicht gegeben, bestätigt auch dessen Geschäftsführer Michael Dierks. „Wir sind für blühende Deiche offen, allerdings nur dort, wo es auch möglich ist“, sagt Dierks. Zudem hätte man sich eine Vorabstimmung gewünscht. „Deiche sind Objekte des technischen Hochwasserschutzes.“

Problem Unterhaltung

Als Träger der Grünflächenpflege wolle auch der Deichverband ökologische Aspekte berücksichtigen, eine Unterhaltung von Grünflächen auf Deichen sei allerdings an vielen Stellen schwierig. „Grünes Deckwerk ist technisch begründet und soll den Deich halten. Es bildet die Außenhaut des eigentlich technischen Bauwerks“, erklärt Dierks. Vor allem unter den Platanen am Neustädter Deich sei eine Blühwiese schwer anzulegen und zu unterhalten, sagt Dierks. Als Grund nennt er zum einen den Schattendruck durch die Bäume, zum anderen den steilen Abfall des Geländes.

„Auch blühende Deiche müssen gemäht werden. Das Mähgut kann nicht liegen bleiben. Eine Weiterverwendung in der Landwirtschaft ist ebenfalls nicht möglich, da durch Wohlstandsvermüllung und Verkotung durch Hunde das Mähgut zu sehr verunreinigt ist“, sagt Dierks.

Auch Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Nabu Bremen, gibt zu bedenken: „In handelsüblichen Wildblumensaaten sind häufig Exoten enthalten, die zwar schön anzusehen sind und Nektar und Pollen liefern, jedoch sonst kaum Nahrung bieten.“ Eine Frage sei zudem, ob nicht die für die Insekten wichtigen Pflanzen an dieser Stelle durch die neue Saat verdrängt würden.

BI hat keine Unterhaltung geplant

Die Mitglieder der BI haben keine Maßnahmen für die Unterhaltung der Blühflächen geplant. „Wir gehen davon aus, dass die Stadt auch ein Interesse daran hat, Grünflächen aufzuwerten“, sagt Christiansen.

Die BI setzt sich dafür ein, die 136 Platanen am Neustädter Deich zu erhalten. Diese sollen nach Plänen des Bau- und Umweltressorts dem Hochwasserschutz weichen. Nach der Abstimmung von Senat und Deputation im Dezember könne in die Detailplanung eingestiegen werden, sagt Jens Tittmann, Sprecher von Bau- und Umweltsenatorin Maike Schaefer.

Ab Herbst 2022 könne dann das Planfeststellungsverfahern mit einer Laufzeit bis etwa Anfang 2024 beginnen. „In der ersten Jahreshälfte 2024 könnten erste bauvorbereitende Maßnahmen erfolgen“, sagt Tittmann. Dies jedoch nur unter Vorbehalt, denn gegen einen Planfeststellungsbeschluss kann geklagt werden.

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