Wochenlang waren Theater geschlossen, Konzerte wurden abgesagt, und Galerien durften keine Besucher empfangen. Während nach und nach Läden, Fitnessstudios und Schwimmbäder wieder öffnen durften, leiden viele Künstler immer noch unter Corona-Verboten.
Schauspielerin Andrea zum Felde hatte am 13. März ihren letzten Arbeitstag. In den vergangenen Wochen hätte sie mit ihren Kollegen für „Magical Mystery“ im Schnürschuh Theater proben sollen. Doch das Stück wurde auf 2021 verschoben genau wie „Die Welle“, wo sie ebenfalls eine Rolle übernimmt. „Die Perspektivlosigkeit ist das, was stresst“, sagt zum Felde. Projekte und Rollen seien da, nur der Zeitpunkt eben nicht.
Straßenkonzert statt Schauspiel
Die Schauspielerin hat die ungeplante Pause genutzt, eine Weiterbildung im Selbstmarketing besucht und neue Fotos machen lassen. „Ich möchte für die Zeit nach Corona gut aufgestellt sein“, sagt zum Felde. Mit einem Musikerkollegen gab sie zudem fünf Straßenkonzerte, auf die sich Nachbarschaften bewerben konnten.
In dieser Woche habe sie überraschend einen Vertrag für ein Gastspiel in Dresden bekommen. Zudem konnte sie während der Coronakrise eine Rolle als Sprecherin wahrnehmen. „Kleine Lichtblicke“ nennt zum Felde diese Abwechslung und Möglichkeiten zum Geld verdienen. Dazu zählt auch ihr Job als Aushilfe in einer Buchhandlung, den sie bereits vor Corona hatte.
Wunsch nach mehr Unterstützung
„Als Freiberuflerin kenne ich Durststrecken“, sagt zum Felde. Corona sei aber besonders heftig. Sie wünscht sich eine Grundsicherung für Künstler. „Dann wären wir alle nicht so in Panik verfallen.“
Auch Galeristin Birgit Waller wünscht sich mehr Unterstützung für Künstler: „Die Fördersummen müssten erhöht werden.“ Sie hat sich bei Kunden für Spenden eingesetzt, die an die Künstler gehen, mit denen sie arbeitet. „Das ist nur eine kleine Möglichkeit, aber die wollte ich nutzen“, sagt Waller.
Ihre Galerie im Haus Lesmona in Lesum ist noch geschlossen. Sie und ihr Mann gehören zur Risikogruppe. Im Oktober möchte Waller wieder regulär öffnen. Bis dahin öffnet sie nur auf Anfrage.
„Ohne Publikum ist alles nichts“
Das Bremer Kaffeehaus-Orchester sei einigermaßen glimpflich davon gekommen, sagt Musiker Klaus Fischer. „Rücklagen und insbesondere die Fördermittel aus Bremen haben uns vor dem schlimmsten bewahrt“, sagt der Flötist und Klarinettist.
Nach einer viermonatigen Pause – die längste spielfreie Zeit in 30 Jahren Kaffeehaus-Orchester – haben die fünf Musiker Anfang Juli wieder ihr erstes Konzert nach der Corona-Pause gegeben. „Das war ein erleuchtender Moment“, sagt Fischer. Man habe einmal mehr gemerkt, wie wichtig die Zuhörer sind. „Die Musik kann noch so schön sein – ohne Publikum ist alles nichts.“
Das Kaffeehaus-Orchester denkt darüber nach, sich ein elektronisches Klavier anzuschaffen, um auch an ungewöhnlichen Orten auftreten zu können und dem möglicherweise aufkommenden Wettlauf um große Säle entspannt entgegen sehen zu können.