Das Überleben der Kulturszene wird ungewisser, je länger es keine unbürokratischen Hilfen für Soloselbstständige gibt. Foto: Konczak Das Überleben der Kulturszene wird ungewisser, je länger es keine unbürokratischen Hilfen für Soloselbstständige gibt. Foto: Konczak
Corona

Kulturszene ist in Warteposition

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Künstler und Veranstalter kritisieren die Landesregierung. Lob gibt es für die Stadt Delmenhorst

Vollmundig hat das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur verkündet, Projekte von soloselbstständigen Künstlerinnen, Künstlern und Kultureinrichtungen fördern zu wollen. Rund 1,13 Millionen Euro wurden bereits für 50 Projekte aller Sparten bereitgestellt.

Die Akteure aus der Kultur- und Kreativszene und aus der Veranstaltungsbranche in Delmenhorst kritisieren aber die wieder einmal sehr hohen Antragshürden.

Hohen Antragshürden

„Anstatt ein paar Projekte und eventuell Einzelpersonen zu fördern, hätte man die Fördergelder besser zur Unterstützung der Lebenshaltungskosten der Künstler verwenden sollen, die nicht arbeiten dürfen“, beklagt der Musiker Detlef Blanke. Veranstaltungsprofi Heinz Bußmann registriert eine gewisse Antragsmüdigkeit nach anhaltenden Absagen.

„Das Förderprogramm ‚Niedersachsen dreht auf‘ soll dabei helfen, die Kulturszene auch in schwierigen Zeiten lebendig zu erhalten“, sagt Niedersachsens Kulturminister Björn Thümler.

Keine Betriebsausgaben

Bei einem genaueren Blick auf die Situation der Kreativen wird schnell deutlich, dass es für sie individuelle Hilfen geben muss. „Viele Künstler haben versucht, Soforthilfen oder ähnliche Unterstützung zu beantragen. Vergebens. Sie haben keine Betriebsausgaben. Theater findet nun mal nicht in den eigenen Räumen statt“, gibt Markus Weise zu bedenken.

Schauspieler werden häufig nur für einzelne Engagements angestellt und zahlen nur für diesen Zeitraum Sozialabgaben. Manchmal entsteht eine Pause von drei bis vier Wochen bis zum nächsten Engagement. Die Künstler haben gelernt, diese kurzen Zeiträume finanziell zu überbrücken. Nun gibt es aber ein großes Problem: Um Geld von der Arbeitsagentur zu erhalten, muss man zwölf Monate am Stück gearbeitet haben.

Kurzarbeitergeld für Soloselbstständige

Der Schauspieler Johannes Mitternacht wünscht sich unbürokratischere Hilfen für Soloselbstständige, beispielsweise eine Form von Kurzarbeitergeld, wie andere Berufsgruppen es auch erhalten. „Leider sind solche einfachen Lösungen nicht vorgesehen. Niedersachsen scheint zu den Ländern zu gehören, die sich in dieser Hinsicht besonders schwer getan haben“, kritisiert er. Es sei mehr Unterstützung notwendig, wenn einem daran liege, die Kulturszene unbeschadet zu erhalten.

Umso mehr freuen sich die hiesigen Kreativen, dass die Stadt Delmenhorst in Zusammenarbeit mit der Politik und der Wirtschaftsförderung für die Soloselbstständigen unbürokratische Hilfen und Lösungen anbietet. Und das ist noch nicht alles. Anlässlich des 650-jährigen Stadtjubiläums soll eine Art Kultursommer realisiert werden. Das Projekt ist zugleich als Stärkung der lokalen Kulturbranche gedacht.

Kultursommer 2021

Insgesamt steht ein Budget in Höhe von 40.000 Euro zur Verfügung. Im Fokus der Förderung stehen gewerbliche Kulturveranstalter sowie Künstler in Delmenhorst, deren wirtschaftliche Existenz von den Auswirkungen der Corona-Pandemie bedroht sind. Anträge können bis zum 15. Februar beim Kulturbüro der Stadt Delmenhorst, Rathausplatz 1, 27749 Delmenhorst, eingereicht werden. Beizufügen sind eine Projektbeschreibung sowie ein detaillierter Kosten- und Finanzierungsplan. Die Anträge werden nach Ablauf der Frist geprüft; eine Förderkommission entscheidet über die Vergabe.

Ein weiteres regionales Projekt, das den Kulturschaffenden Mut machen soll, ist die Kulturinitiative „DELKultur“. Gegründet wurde es von Detlef Blanke, Stefan Mingen, Matthias Precht, Stephan Prinz und Oliver Rulfs. Die Kontaktaufnahme ist unter der Mailadresse kontakt@delkultur.de möglich.

Kulturinitiative „DELKultur“

Bei allen finanziellen Schwierigkeiten ist eines klar. „Wir wollen weitermachen und endlich wieder Veranstaltungen realisieren. Notfalls auch für ein kleineres Publikum“, betont Heinz Bußmann, Urgestein der Veranstaltungsbranche.

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