Christianne Nölting leitet das Länderzentrum für Niederdeutsch, das in Bremen sitzt. Ihr Vertrag ist nun verlängert worden.Foto: Beate Zoellner
Niederdeutsch

Ein Schatz, der in einem ruht

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Wie Christianne Nölting mehr Menschen für Plattdeutsch begeistern will.

„Lengen“ heißt auf Plattdeutsch „sich sehnen“ und ist eines der liebsten niederdeutschen Wörter von Christianne Nölting. Für sie hat dieses Wort eine Tiefe, die das Hochdeutsche nicht hergibt. Nölting leitet das Länderzentrum für Niederdeutsch (LzN) in Bremen, das die Länder Bremen, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein finanzieren, damit viele Menschen Plattdeutsch in Wort und Schrift lernen können.

„Die Förderung von Plattdeutsch ist komplex“, sagt die gebürtige Fehmaranerin Nölting. Seit 2018 arbeitet sie für das Länderzentrum, nun wurde ihr Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert. „Das Länderzentrum hat es sich zum Ziel gesetzt, die plattdeutsche Sprache nicht nur zu fördern, sondern sie auch gerade für junge Menschen attraktiv zu halten.“

Digitaler Weg

Eine von Nöltings ersten Taten war es, das E-Learning einzuführen. „Menschen erreichen geht am besten über den digitalen Weg“, sagt sie. Über 600 Stunden kostenlose Web-Seminare hat das Zentrum schon absolviert. „Die Angebote gehen von Anfänger- und Fortgeschrittenenkursen bis hin zu interaktiven Kunstveranstaltungen.“

Auch in den Sozialen Medien ist das Zentrum aktiv. „Momentan bauen wir unseren Youtube-Kanal aus. Dort gibt es beispielsweise Meditationen auf Platt“, berichtet Nölting. Mit dem Instagram-Kanal lznbremen will die Landeszentrale verstärkt junge Menschen erreichen. „Plattdeutsch ist reich. Seine Varianten und seine Vielfalt machen es bunt.“ Am Wichtigsten sei aber, dass sich alle verstehen und dass man sich über andere Varianten freue und diese nicht ablehne.

Etwas Bewegen

„Vor 100 Jahren war Niederdeutsch noch Familiensprache, aber wurde dann nicht mehr weitergegeben. Deswegen müssen heute andere Kräfte helfen“, sagt Nölting, die selbst zu Hause Platt spricht. In ihrem Germanistik-Studium legte sie den Schwerpunkt auf Niederdeutsch und auch ihr Sohn ist mit dieser Sprache aufgewachsen. Nölting arbeitete 20 Jahre für den NDR, wo sie auch schon Niederdeutsch gefördert hat. „Da war für mich der Job als Geschäftsführerin beim LzN eine logische Konsequenz, mein Wissen einzubringen, um etwas bewegen zu können.“

Ein wichtiger Arbeitsaspekt des Zentrums ist es, auch Pflegekräften die niederdeutsche Sprache näherzubringen: „Viele ältere Menschen sprechen Platt als Muttersprache. Pflegekräften, die keine deutschen Wurzeln haben, erklären wir dann erst mal niederschwellig, dass es überhaupt diese Sprache gibt. Aber dann sind sie sehr lernbereit und die alten Leute freuen sich“, erzählt Nölting.

Zu Muttersprachlern werden

Für die frühere Journalistin ist es wichtig zu zeigen, dass Niederdeutsch modern ist und weiterlebt. Es sei aber auch essenziell, dass die alten Klassiker wie bekannte Lieder nicht vergessen werden. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass diejenigen, die Platt verstehen, aber nicht sprechen, sich trauen, zu Muttersprachlern zu werden. Schließlich ist die plattdeutsche Sprache ein Schatz, der bereits in ihnen ruht.“

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