Viel Farbe und viele Motive zwischen Alltag und Mystik: Johann Büsen greift für seine Werke auf ein umfangreiches digitales Archiv zurück. Foto: Schlie
Kunst am PC

Künstler Johann Büsen gestaltet surreale Welten

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Der Bremer Künstler Johann Büsen setzt seit Jahren auf digitale Kunst und ungewöhnliche Orte.

Die Bilder und Installationen von Johann Büsen hingen schon an außergewöhnlichen Orten. Da ist das 30 Meter hohe Werk, das den Fahrstuhlschacht im Venet-Haus in Neu-Ulm ziert und an dem Gäste im gläsernen Aufzug vorbei rauschen. Oder ein mehr als zwei Meter langer Druck, der am Turm der Kulturkirche St. Stephani in Bremen hing. Büsens oft großformatige Kunst hat es auch in den Flughafen Bremen und ins Mitmach-Museum Universum geschafft.

Vor wenigen Wochen hat Büsen die kleine Ausstellung „Inside out“ in der Pop-Up-Galerie in der Knochenhauerstraße 9 eröffnet. Der Ort mag zwar auf den ersten Blick nicht sonderlich außergewöhnlich sein. Aber „würde man jetzt in die Galerie gehen, um sich Kunst anzusehen, würde man nur die Rückseiten der meisten Bilder sehen. Das ist schon anders als sonst und seltsam“, findet der Künstler selbst.

Denn aufgrund der aktuellen Corona-Beschränkungen hängen zehn Bilder direkt in den Schaufenstern, gut sichtbar für jeden Passanten. Doch Büsens Werke fallen nicht nur auf, weil er sie an ungewöhnlichen Orten ausstellt. Die Werke bestechen vor allem durch Format und Farbe. Das Metier des Künstlers ist die digitale Malerei: Alle seine Werke entstehen am Computer.

Mystische, magische Welten

In seinem Atelier in Horn-Lehe arbeitet er mit zwei Bildschirmen, Grafik-Tablet und Scanner. In seinem digitalen Archiv sammelt Büsen Bilder und Eindrücke aus dem Alltag: Bilder in Zeitungen und aus dem Fernsehen, Kunst, Politik, Cartoons, PC-Spiele, Zeichnungen aus alten Biologiebüchern, Retro-Ansichten. „Ich sichte die Motive und überlege mir, was der Schwerpunkt sein könnte“, erklärt der Künstler.

Johann Büsen im Atelier

An zwei Monitoren und am Grafik-Tablet entwickelt Johann Büsen seine Kunstwerke. Foto: Johann Büsen

Er experimentiert mit den gesammelten Bildern, bearbeitet sie, legt sie übereinander, verfremdet sie und setzt daraus detailreiche, surreale Bildkompositionen zusammen, in denen es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Die Werke „stellen Standpunkte ebenso in Frage, wie sie mit der Fantasie und Erinnerung des Betrachters spielen“, sagt Büsen.

Etwa einen Monat braucht er für ein Bild. „Zurzeit haben es mir mystische, magische Welten angetan. Ich mag surreale Begebenheiten in Kombination mit Alltäglichem.“

Büsen hat 2017 den Kunsttunnel gestaltet

In mehr als 200 Ausstellungen hat Büsen bisher seine Kunst präsentiert. Der 36-Jährige ist in Paderborn geboren, in Bremen aufgewachsen und hat von 2005 bis 2010 an der Hochschule für Künste in Bremen studiert. Anfangs probierte sich Büsen im Bereich Street Art aus und erstellte dafür Schablonen am PC. Schließlich ging er dazu über, seine Motive direkt am Computer zu entwickeln – und ist bis heute bei seiner Technik geblieben.

Seine Werke entstehen als Pigmentdruck auf Leinwand oder als Lambdadrucke, also im Laserdruckvefahren, auf Alu-Dibond hinter Glas. Büsen hat auch schon mit 3D-Druckern und Virtual Reality experimentiert. Begehbare Welten zu kreieren – das kann er sich gut vorstellen.

Eine Welt, durch die Bremer jetzt schon wandeln können, ist der von ihm gestaltete Kunsttunnel hinter der Kunsthalle Bremen. „Rabbit hole“, übersetzt Kaninchenbau, hat er die Arbeit genannt und nimmt Bezug auf „Alice im Wunderland“. Seit 2017 ist seine Interpretation dort zu sehen. „Es war eines der herausforderndsten Projekte“, erinnert sich Büsen. Acht Monate haben allein die Arbeiten am Computer gedauert, zwei Monate wurde vor Ort geklebt. „Der Drucker lief 80 Stunden, um alle Motive zu drucken“, sagt Büsen.

Neue Projektarbeiten stehen an

Mehrere Jahre besaß er Ateliers in Berlin und München – und kehrte schließlich wieder in die Hansestadt zurück. „Wenn man sich eine gute Grundstruktur und stabile Auftragslage erarbeitet hat, ist es eigentlich egal, wo man arbeitet“, sagt Büsen. Er entschied sich für seine Heimatstadt und übersteht die Coronakrise sogar als freischaffender Künstler gut.

„Ausstellungen fallen jetzt zwar weg, aber es gibt noch genug Projektarbeiten.“ Und die sind nicht nur Kunst: „Etwa die Hälfte der Zeit steht bei mir Büroarbeit an, um Drucke zu koordinieren, Termine und Projekte zu planen.“

Derzeit arbeitet Büsen an Werken für ein Hotel, das auf der Überseeinsel gebaut wird. Zudem sitzt er an vielen neuen Werken. „Wenn die Ausstellungen wieder beginnen“, so hofft der Künstler, „kann ich richtig durchstarten.“

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