Bis zum Sommer muss Bremen ermitteln, wo in der Stadt die Menschen besonders unter Lärm leiden und welche Wohnungen, Schulen und andere Einrichtungen in lauten Zonen liegen. All das zeigen die neuen Lärmkarten.
Grundlage sind allerdings keine Messungen, wie Stellan Teply aus dem Umweltressort erklärt, sondern Berechnungen. So wird berechnet, wie sich die Lärmquellen Straße, Schiene, Flughafen und Gewerbe auf die Umgebung auswirken.
Lärmaktionsplan wird erarbeitet
Zu jeder Lärmart gibt es dann eine Lärmkarte für die achtstündige Nachtzeit und eine für den gesamten 24-Stunden-Tag.
Die Lärmkartierung erfolgt laut EU-Vorschrift alle fünf Jahre.
Basierend auf den Ergebnissen der aktuellen Kartierung wird in den folgenden beiden Jahren ein Lärmaktionsplan erarbeitet.
Förderungen möglich
„Ebenso wird es verschiedene Arten der Öffentlichkeitsbeteiligung im Prozess geben. Details zur Lärmaktionsplanung sind aber noch nicht bekannt“, sagt Teply.
Mögliche Maßnahmen, die aus den Ergebnissen resultieren können, sind etwa Zuschüsse für den Einbau von Schallschutzfenstern, Tempolimits auf Straßen oder Lärmschutzwände entlang von Bahnstrecken und Autobahnen.
„In Neubauten ist Schallschutz heute immer bereits berücksichtigt. Maßnahmen wie Schallschutzfenster sind auf ältere Bestandsbauten ausgerichtet“, erklärt Teply.
Tempolimits und Asphalt
Frühere Erhebungen führten beispielsweise auch zu Tempo 30 auf der Kattenturmer Heerstraße, der Bismarckstraße und der St.-Jürgen-Straße sowie zum Austausch von Straßenpflaster gegen Asphalt auf der Falkenstraße.
Aber: „Für die Entwicklung von Maßnahmen zur Reduzierung der Betroffenheit von Lärm braucht es eine eigene Rechtsgrundlage“, sagt Teply.
Eingeschränkte Vergleichbarkeit
Lässt sich anhand der bereits vorhandenen Karten eine Entwicklung zu mehr oder weniger Lärm in Bremen ablesen? Nur bedingt.
Im Unterschied zu den früheren Lärmkartierungen in den Jahren 2007, 2012 und 2017 kommt für die diesjährige eine neue EU-Berechnungsvorschrift zum Einsatz. Vergleichbar sind die Daten aus den Vorjahren mit den aktuellen dann nur eingeschränkt.
„Wir werden bei Abweichungen kritisch nachfragen, ob es an erfolgten Maßnahmen oder an der veränderten Berechnung liegt“, sagt Teply.
Abgesenkte Werte führen zu neuen Maßnahmen
Noch sei nicht klar, wie sich die neuen Berechnungsgrundlagen auf die Kartierung auswirken werden. Vom Bund werde allerdings ein Positionspapier für die Bürger erwartet, um mögliche Abweichungen und Veränderungen zu erklären, sagt der Fachmann.
Trotz der schwierigen Vergleichbarkeit werden sich laut Teply weitere Maßnahmen aus den neuen Berechnungen ergeben.
So hatte der Bund schon 2010 sogenannte Auslöseschwellen für ein Lärmsanierungsprogramm um drei Dezibel abgesenkt, was nach einer Neuberechnung eine Lärmschutzwand entlang der Autobahn A1 zwischen Hemeligen und Uphusen zum Ergebnis hatte.
Eine weitere Absenkung der Werte seit August 2020 und für den Schienenverkehr voraussichtlich von diesem Jahr an könnte laut Teply ebenfalls Einfluss auf die Lärmschutzmaßnahmen in Bremen haben.