Der Bus hält, die Tür öffnet sich; ein- und aussteigen kann aber nur, wer einen großen Schritt wagt oder sogar einen Sprung. Für Menschen mit Beeinträchtigung, Rollator oder Kinderwagen nicht zu schaffen.
An der Haltestelle Rechtenflether Straße können sie deshalb nur die vorderste Tür nutzen, aber mit Rollator oder Kinderwagen kaum direkt hinter dem Fahrer Platz nehmen.
Zwar ließ das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) die Station bereits umbauen, doch weil sie in der Kurve liegt, kann der Bus dort nicht optimal für Menschen halten, die auf einen barrierefreien Einstieg angewiesen sind.
41 Haltestellen hatten Priorität
Insgesamt sollten laut einer Deputationsvorlage von 2014 41 Haltestellen umgebaut werden, die von der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) angefahren werden und in der Nähe von sozialen Einrichtungen liegen.
Laut Vorlage sollten die Planungen bis Juli 2015 abgeschlossen und sogar teilweise schon umgesetzt sein. 22 sind es bis heute laut ASV.
Wie viele Haltestellen in Bremen tatsächlich schon barrierefrei sind, weiß offenbar niemand zu sagen. Das ASV ermittelt gerade die Zahl.
ASV-Sprecherin Andrea Voth erklärt, dass auch im Rahmen von städtischen Projekten oder Maßnahmen durch Dritte Bushaltestellen barrierefrei umgebaut, aber dann nicht immer erfasst würden. So beispielsweise in der Gartenstadt Werdersee und an der Habenhauser Brückenstraße.
Umbau soll weiter gehen
Mit dem Umbau der 41 Haltestellen, die die acht Jahre alte Vorlage erwähnt, ist es aber nicht getan. Denn schon sie sah vor, die Maßnahme fortzuschreiben. Ähnlich steht es im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) und dessen Teilfortschreibung.
So sollen die Umbauten zum barrierefreien Ein- und Ausstieg laut VEP bis 2029 abgeschlossen sein.
Allein die BSAG fährt in Bremen 631 Haltestellen mit Bussen und Bahnen an, wie BSAG-Sprecher Andreas Holling sagt. Hinzu kommen weitere Stationen, die von Regionalbussen des VBN oder anderen Unternehmen bedient werden.
Der VEP nennt rund 2.100 Teilhaltestellen, sie entsprechen rund 1.000 Haltestellen.
Schnittstellen minimieren
Allerdings weist Voth darauf hin, dass die Realisierung eines Programms zeitweise ausgesetzt werden kann, etwa wenn sich neue Regeln abzeichneten, die frühzeitig in die Planungen einfließen sollen.
Das Programm zum barrierefreien Ausbau wird laut Gunnar Polzin, Leiter der obersten Verkehrsbehörde, zurzeit neu konzipiert. „Dabei geht es auch um die Minimierung von Schnittstellen zwischen BSAG und ASV“, erklärt Polzin. Die neuen Vorgaben sollen im Herbst 2022 abgestimmt vorliegen. An den Abstimmungen beteiligt sind ZVBN, BSAG, das Verkehrsressort und das ASV.
Umbau beschleunigen
Der Umbau der Haltestellen soll also künftig massiv beschleunigt werden, wie ASV-Sprecherin Voth ankündigt.
Der VEP beziffert die Kosten für den Umbau einer Bushaltestelle mit 300.000 Euro, den einer Straßenbahnhaltestelle mit geschätzt 500.000 bis 700.000 Euro.